Samstag, 30. April 2011

Neue Berufung? Internationale Auszugshilfe

Aufgrund der Bitten meiner Freundinnen, bin ich heute nach Yokohama ins Shimoda Wohnheim, Hiyoshi, gefahren. Ach war das schön dort wieder hinzugehen. Ich habe dort einen Monat lang gewohnt als ich das erste Mal in Japan war.
Allerdings habe ich nicht die herrliche Aussicht auf den Sportplatz genossen, sondern die beiden Zimmer besagter Frendinnen geleert. Im Grunde genommen sollte ich nur ein paar Sachen nach D-Land schicken, weil sie nicht mehr zurückkommen werden. Tja, erstmal wusste der Herr Yoshida, den ich nicht kannte -wo war Herr Ikeda?- nicht, dass ich gleich zwei Räume komplett säubern darf. aber wer sperrt sich schon dagegen?
Also ins erste Zimmer. Und ein Schock. Alles ziemlich vollgemüllt. Ich weiß jetzt nicht ob es an einer hektischen Flucht oder an einem Ausflug vor der Flucht lag. Aber naja, ich kämpfe mich durch. Aber wie geht man vor? Hangelt man sich durch die Liste die gegeben wurde oder räumt man einfach alles weg udn hofft alles zu finden? Ich habe zweiteres gemacht. Da ich di eListe im Kopf hatte, ging das sehr gut.
Schnell stellt sich raus, dass es Unmengen an Bücher sind -ich darf nicht an meine denken- und auch der Klamottenhaufen am Ende der in den Müll wanderte war riesig. Ich war selber überrascht wie rigoros ich die Dinge wegschmeissen kann. Im Grunde genommen war ich für die 16m² schnell durch: nur 2 Stunden, inklusive Bad und Pakete beschriften.
Auf ins zweite Zimmer. Das war gegen das erste leer und extrems ordentlich, aber das macht es einem irgendwie nicht einfacher Sachen zu suchen und zu sortieren. Auch hier hab ich 2 Stunden gebraucht.
Mit insgesamt 8 Paketen unterschiedlichster Größe, 10 Bibliotheksbüchern und zwei riesigen Taschen in denen ich all den deutschen Futterkram für mich verstaut habe, bin ich dann wieder zur Rezeption wo wir den Kampf um ein Postauto aufgenommen haben. Da heute Freitag ist, oder was für ein Grund auch immer herrschte, hatte das nächste Postamt geschlossen und würde die Pakete nicht abholen. Auch der sogenannte "Kuro Neko Yamato" holt es nicht, da die Pakete ins Ausland gehen. Aber Yoshida-san hat im größeren Postamt um die Ecke angerufen und die würden die Sachen gleich holen.
Ich hab dementsprechend brav gewartet, habee Konversation mit einem äußerst ansprechenden Japaner geführt und dann kam die Posttante.
Schnell stellte sich heraus, dass meine 50.000 Yen mitgebrachten Yen nicht reichen. Wer rechnet denn damit das Pakete sooo verdammt teuer sind. Man nannte mir mit dem schnellsten Versand einen Preis von 100.000 Yen (bei dem Kurs gerade rund 830€). Woah! Naja, gut ist ja nicht mein Geld, aber ich hätte es eh nicht parat. Wir haben den Preis mit einer etwas langsameren Versandart auf umgerechnet 680€ gedrückt. Aber wie komm ich spontan an das Geld ohne das die Dame warten muss?
Da ich eh bei der Post Geld ziehen muss, hat sie mich bis zur Post mitgenommen, dort habe ich abgehoben, die Formulare ausgefüllt (olle Zollbestimmungen) und geich auch bezahlt. Es ist ein zwiespältiges Gefühl 10.000 Yen-Scheine auf den Tisch zu zählen. Für mich sind es 100€-Scheine. 79.700 Yen bin ich auf einen Schlag losgeworden. Das tut weh.
Aber wie komm ich zurück? Das Postoffice ist weiter weg als ich dachte, aber die Dame hat nich zurück zum Wohnheim gefahren. Wie nett ist das denn? Nicht nur das sie mich mit zum Office nimmt, nein, auch zurückfährt. Ich war echt dankbar. Wenn ich meine Süßigkeitenbeutel nicht im Wohnheim gelassen hätte, hätte sie was bekommen.

Nun, es gab noch weiter Probleme zu lösen: in dem einen Zimmer stand ne Gitarre. Aber ich habe keinerlei Anweisungen erhalten. Was soll ich tun? In den Common Room stellen, damit sich jemand sie nehmen kann? Zurückschicken? Verkaufen? Ich habe soweit mit dem Studentenaufpasser der noch dazu kam, als ich mit Yoshida-san diskutiert hab, ausgemacht, dass ich nachhake und mich über Facebook melde.
Außerdem waren da noch die 10 Bibliotheksbücher. An sich -ich kann es auch falsch verstanden haben- kommen nächste Woche die nächsten Hallenser, mit denen ich soweit abgemacht hab, dass sie die Bücher in die Bibo bringen. Ich kenne weder den Ort noch hätte ich Zeit zu den Öffnungszeiten. Aber im Office war nicht bekannt, dass nächste Woche jemand kommt. ementsprechend konnte ich die Bücher in keinen Raum packen und ins Office ging auch nicht. Der Studentenhelfer hat angeboten, dass er das macht, da aber wahrscheinich ist, dass eine Überziehungsgebühr anfällt, ist es ungünstig, da er die Mädels nicht kennt. Ergebnis: ich bin mit zwei riesen Taschen voll mit Süßigkeiten, deutschem Tütenfutter und Büchern nach Hause getrabt.

Und ich war fertig. Weniger das Packen und Aufräumen war anstregend, eher der Streß wegen des Geldes, der Bücher und das Ganze auf Japanisch. LEVEL UP!
Zur Belohnung hab ich mir dann eine erbeutete Tütensuppe gemacht. Da kommt Yo in die Küche und feiert übelst ab, weil er sie so liebt. Das hätte ich nie erwartet. Und er hat vorgeschlagen: sein halbes Fleisch gegen meine halbe Suppe. Da kann ich nicht nein sagen. Sein wunderbar blutig gebratenes Fleisch mit leichter Weißweinsauce. So lieb ich das japanische Leben.
Wer will noch seinen Kram wiederhaben?^^

Mittwoch, 27. April 2011

Die erste Woche ist geschafft

Es kommt mir schon viel länger vor, aber vor einer Woche bin ich zurückgekommen. Seit 6 Tagen studiere ich wieder und komme nie früher als 18 Uhr nach Hause.
Gestern hab ich eigentlich 3 Stunden und einen Termin mit der deutschen Lehrerin gehabt, aber der wurde abgesagt und nachdem ich in einem mit Japanern überfüllten Raum saß, ist auch dieser Unterricht ausgefallen. Na toll. Da ich den gleiche Lehrer nochmal an dem Tag hab, hab ich schnell geschaut ob der Interricht auch ausfällt und Tatsache: ich saß dann 3 Unterrichtsstunden à 1,5 h und eine Mittagspause von 50 Minuten herum und hab mir nen Sonnenbrand geholt, Kanji gelernt und Konversation betrieben. Also eigentlich nur gegammelt. Dann gab esn och ne megaspannende Stunde(Sarkasmus) mit Brian bezüglich Japanischer Diplomatie uns wir sahen, Brian Studenten aufgepasst: einen Film. Der Tag hat sich echt gelohnt (Achtung: wieder Sarkasmus)
Abends hab ich mit Yo und Hitomi gekocht, da Alice, meine geliebte Malaysierin leider das Wohnheim verlässt. Ich hab sie echt gern und sie war immernett, wir hatten viel Spaß und nun ist sie in ihre Heimat. Ihre Eltern sind dagegen, dass sie momentan in Japan studiert. Es flossen Tränen, aber wir haben beschlossen, dass ich nach Malaysieen gehe und sie nach D-Land kommt.

Heute war mein Tagesplan erschöpfend. Mein erster Unterrict war komplett in Japanisch. Der Unterricht nennt sich 日本民俗史. Überstezt soviel wie "Geschichte der Japanischen Folklore", auf normalen Deutsch: Japanische Ethnologie. Inhaltlich passt das perfekt zu mir, gerade das zweite Semester scheint irre spannend zu sein, es geht um Tod und Schamanen, aber da bin ich leider nicht mehr da. Ich hatte der Professorin ne Mail gschrieben, ob ich als Sprachtrottel mitmachen darf und das sei kein Problem, bis auf die Hausarbeit die wohl in Japanisch sein soll. Naja, auf dem Weg zur Uni treff ich ne Bekannte die zufälligerweise auch das Fach belegt, in der Klasse sitzt dann Hitomi. Und dann kam noch KwonHee, der Koreaner den ich nicht versteh mit dem ich aber trotzdem lache, dazu. Cool. Der Unterricht war auch nicht sooo schlimm. Die Hälfte bestand daraus einen Fragebogen zu dem Thema auszufüllen, wie wir über Tod denken und so. Schön, dass mein elektronisches Wörterbuch diese Worte alle nicht kennt, aber Hitomi hat mir geholfen. Die Lehrerin fragte auch ob das alles in Ordnung sei und dass ich gerne auf Englisch antworten könne. Sehr gut, zumindestens für den Anfang. Das wird spannend.
Dann hatte ich Freistunde. Da auch noch Mittagspause war bin ich Sporten gegangen. Die Zeit wollte ich "sinnvoll" nutzen. Es war Beintag, ich hab 5 Wochen lang nichts gemacht, ich bin fast kollabiert. Ich kann ja garnichts mehr und der Kreislauf war auch zickig. Immerhin hat mein Trainer meine Musik laut abgespielt und ich hab dann ne Rundea uf dem Crosser gedreht. Da quatscht mich ein Japaner von der Seite an "Kann ich dich was fragen?" Ja, na klar. -Wo kommst du her? Erzähl mich was über dein Land? Warum bist du hier? blablabla. Hey, es ist nett mal im Trainigsraum von einem der Kerle angesprochen zu werden (wobei ich ihn noch nie gesehen hab), aber wenn ich Ausdauer mache, keuche, schwitze, in Gedanken versunken bin, dann hasse ich es angequatscht zu werden. Mein Sprachlevel existiert in dem Moment auch nicht, das merkt mein Trainer immer, wenn ich danach versuche zu kommunizieren. Manchmal sind Japaner komisch.
Gut, Ausdauer beendet und dann doch noch ne bilinguale Runde mit dem Trainer und dem Kerl gequatscht. Es ging um Saufen. Ich war ernsthaft erschrocken, dass mein Trainer nach dem Sport erstmal ein Entspannungsbier trinkt. Das widerum hat ihn erschrocken, ich bin doch ne biertrinkende Deutsche. Tja, man stellt fest: wir haben unterschiedliche Einstellungen zum Sport und Lebensstil. Fast hätte ich danach gefragt mit ihm zu saufen.....aber wie gesagt: Sparchlevel nach dem Sport ist nicht vorhanden.^^
So, ich hatt noch nichts gegessen, wollte Kanji lernen, aber auf dem Weg zur Etspannung zwischen Sport und nächstem Unterricht werde ich von Ayumu, nem Deutschlernenden, aufgehalten. Er stellt mir eine neue Studentin vor die unglaublich gut Deutsch kann, ich war begeistert. Aber mein Magen knurrte extrem (es war schon halb 3). Da konnte ich mich losreissen und bin zum Unterricht. Es ist der zweite Teil zu Brian Diplomatiekurs, der von einem Botschafter gehalten wird. Es sitzen neue Japaner drin und ich werde mit "Du bist doch Okaa-san, oder?" begrüßt. "Du bist doch Mutti, oder" Ee? Wo hat er das her. Naja, konnte ich mir schon denken. Der Unterricht selber war interssant, aber einschläfernd. Der Botschafter Asakai hat mich immer wieder befragt wie die Diplomatie zu besonderen Sachen in D-land aussieht, ob es bei uns auch so sei. Ich hab keinen Plan. Ich bin absolut nicht in Politik bewandert. Ich weiß was in Südostasien abgeht, aber doch nicht in meinem eigenen Land.^^
Nachdem auch dieser Unterricht überlebt worden ist, stand die Welcome-Party für die neuen Chinesinnen an. Chris und ich sind natürlich hin (es gab umsonst Essen und ich hatte noch immer Hunger). Wir standen schön unauffällig weit hinten, haben den Rednern zugehört, den Vorstellungen der Chinesinnen und da ruft uns Sato-san nach vorne. Unter dem Motto "Naja, wir haben da noch ein paar Leute die ihr kennenlernen müsst". Uah, ganz spontan haben wir dann vor versammelter Manschaft mal wieder ne japanische Selbstvorstellung gehalten. An sich nicht schlimm, aber man hätte uns vorwarnen können, die Party ist nicht für uns. Und dann erzählt Sato-san von mir im Trainingsraum...hm....
Naja, Peinlichkeit überstanden und man wird von Mädchen umringt. Wo komm ich her? (hab ich doch erzählt) Wie heiß ich? (Hab doch auch erzählt) und und und. Zwei Stunden japanische Konversation. Das haut rein, vor allem aus Höflichkeit isst man während der Gespräche nicht. Ich hab nen Miniteller essen können. Hey! Gut, ich hab nen Haufen netter Leute kennengelernt, aber wer mich kennt weiß: ich bin nicht so mit den Mädchen, mein Freundeskreis ist eher männlich. Gerad in Japan. Die Kerle die da waren kannte ich schon, bzw. der eine war heute auch im Gym, ich kenne ihn vom sehen, aber meint ihr der spricht einen an? Nein. Egal, war trotzdem lustig.

Wenn man bedenkt, das sich gestern ein Tief hatte, von wegen "ich bin allein, rede kaum auf Japanisch, die Leute haben Angst vor mir", dann war das heute das Hoch dafür. Zumindestens was das Interesse an mir angeht. ^^

Sonntag, 24. April 2011

Kirschblüten im Regen

Die erste Unterrichtswoche mit ganzen zwei Tagen ist zu Ende. Am Freitag hatte ich noch "East Asia Economy" und ich saß echt nur mit Chris, dem Amerikaner drin. Economy ist echt nicht mein Hauptinteressengebiet, aber ich denke, dass die kleine Anzahl von Studenten das gut kompensiert. War auch echt ne nette Runde, man redet einfach dem Prof rein wenn man was zu sagen hat.
Danach noch ne Runde Sport und ich war glücklich. Endlich ist die erste Runde Muskelkater seit heute vorbei, dafür Schmerzen die nächsten Muskeln aus der zweiten Runde. Schlimm, wieviel man an Muskeln abbaut wenn man mal pausiert. ja, ich weiß: Selbst Schuld!
In der Nacht hat es auf einmal fürchterlich zu regnen angefangen. Richtig Platzregen, als wären wir in der Monsunzeit. Passend dazu schüttelte es auf einmal wieder das ganze Haus. Wär ich nicht so müde gewesen, hätte es mich mehr gekratzt. So hab ich nur gedacht: Hehe, wie ein Weltuntergang.
Samstag hatten wir dann eine ne Orientation für uns Ausländer. Naja, wir anwesenden vier Europäer brauchten sie an sich nicht, aber die drei Chinesinnen, die dazugestossen sind. Aber was wir gelernt haben: Wie benimmt man sich im Falle eine Erdbebens. Danke, das wollte ich unbedingt wissen. Naja, gut ich weiß jetzt wie ich meinen Notfallrucksack packen muss und was ich am besten täglich bei mir tragen sollte. Ist auch nicht zu unterschätzen. Er hat uns auch erklärt, dass Nahrungsmittel und Wasser unter stetiger Kontrolle stehen. Man ist darauf bedacht die Metropole zu schützen. Auch was radioaktiven Regen angeht, brauchen wir uns momentan nicht fürchten. Selbst im Falle der Explosion, welche absolut unwahrscheinlich ist, besteht eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, dass die megabösen Plutoniumpartikel nach Tokyo gelangen. Natürlich sollen wir aufmerksam alles verfolgen, da die Nachrichtenerstattung immer noch gering ist, aber beim Wetter ist mittlerweile auch ein Radioaktivitätszähler für die jeweiligen Regionen zu sehen. Brian unterstützt uns auch, sofern wir helfen wollen, rät uns aber dringend davon ab, in Sendai helfen zu wollen oder anderen nördlichen Gegenden. Die Uni sorgt wirklich um uns, und freundlicherweise haben sie uns die Miete für April erstattet. Wenn man bedenkt, dass ich von meiner deutschen Uni rein garnichts höre, ist das unglaublich.
Nachdem wir dann für Brian noch einen seiner geliebten Aufsätze geschrieben haben (Wie war das Erdbeben, was für Erfahrungen haben wir gemacht, wie hat sich die Uni verhalten und was wir noch dazu sagen wollen), hab ich schnell meine Kurse angemeldet und dann ging es indisch Essen.
Das hatte ich noch nicht in Tokyo und war auch sehr lecker. Zwar mir mein Schärfegrad nicht scharf genug, aber für's nächste Mal. Man hat sich mit den Chinesinnen unterhalten, Fotos gemacht und dann bin ich nach Haue hausaufgabenmchen, schließlich ist Montag noch ein Vokabeltest.
Nach Hause ging es doch nicht so leicht wie gedacht, weil es echt schüttete. Wozu hab ich nen Schirm, wenn ich eh zur Hälfte nass bin. Meine Hose hat sich bis zu den Knien vollgesogen. Und der Wind ist fies und will einem den Schirm klauen. Glücklicherweise wohn ich nicht so weit weg und hab dann halbtrocken mit dem Office über die Zimmer der deutschen Mädels geredet. Viel ist nicht bei rausgekommen, aber ich hab Montag noch nen Termin mit der Chefin aus der Uni, die soll da mehr wissen.

Und dann: Yo kam in mein Zimmer vorbei (uh, wie ungezogen) und dann haben wir wieder gekocht. "Yvonne, it's a pleasure to cook with you again." Oh, ja, das ist es. Das hab ich echt vermisst. Leider ist die Küche sehr ruhig geworden, aber wir haben die kranke Midori dazu geholt damit sie was isst und es war wie vorher. Danach ging es auch wieder ins Studierzimmer. Japanisch erfordert dieses Semester mehr Disziplin, also haben wir Vokabeln und Grammatik bearbeitet und sind danach in eine unseren wunderbaren Diskussionen abgedriftet. Mit Yo macht das echt Spaß. Er meint er hat keine Ahnung von Ethnologie, aber sein ganzer Blick auf Japan ist ethnologisch. Kombiniert mit einigen Elementen aus Politik, Wirtschaft oder Geschichte und wir können uns stundenlang unterhalten. Vergleichen Japan mit Deutschland und Frankreich oder einfach nur unserer Länder. Ja, ich bin wieder zu Hause.

Sonntag ging es dann ganz spontan nach Shinjikugyoen. Ich wollte mit Midori, die nur einen Tag vor mir wieder hierher gekommen ist, noch ein Hanami (Kirschblütenfest) machen. Wir haben ja die Hauptblüte verpasst. Aber leider ist sie krank und hat abgesagt, da bin ich los und hab Yo mitgenommen.
Shinjukugyoen liegt in Shinjuku. Ich wusste nicht, dass es an dem größten Bahnhof direkt ein großer Park liegt. Er kostet auch Eintritt, aber der war es wert. Es blüten an allen Ecken Kirschbäume. Weil es hier verschiedene gibt, blühen sie länger als an anderen Orten. Aber auch anderen Blüten und extrem kreischig pinken Büsche waren in voller Blütenpracht. Zwei angelegte Seen und ein französischer Garten sorgen für Abwechslung. In den Seen sind Schildkröten und Fische (Überraschung) und eine Familie hat Flusskrebse gefangen. Das zeigt das die Qualität des Wasser sehr gut ist. Auf den freien Plätzen zwischen den Kirschbäumen haben Familien gespielt, unter den Bäumen lagen die Japaner und haben sich ausgeruht. Man sah viele Paare -ja, neben dem Umeda Sky Building würde ich Shinjukugyoen im Frühjahr als Dating-Spot für gut befinden- aber trotzdem war es trotz der Fülle an Menschen friedlich und beruhigend. Nebenbei, es ist Ostern, aber das bekommt man hier nicht im Geringsten mit.
Es war ein schöner Tag. Yo meinte ich sei zwar sehr ruhig, aber was soll man sagen wenn man das Gesicht der Sonne entgegenstreckt, Blüten bewundert und einfach glücklich ist? Ich denke wie bei ihm, das sich mich selber noch ein wenig innerlich sortieren muss, obwohl ich mich wieder zu Hause fühle und alles so ist und besser wie ich es kenne.

Donnerstag, 21. April 2011

Neue Gesichter und alte die auf einmal sprechen

Heute war der richtige Unitag. Nachdem ich gestern grob einen Plan zusammengeschustert habe, bin ich dann heute zu Japanisch gegangen. Ja, also, offiziell sind wir zu dritt im Mittelkurs, aber weil wir nur zu dritt sind, sind wir mit den Fortgeschrittenen zusammengewürfelt worden. Das heißt...weiß ich nicht genau. Auf alle Fälle werden wir ein höheres Level haben als geplant, sollte gut sein. Wäre es auch auf alle Fälle wenn ich nicht die Unbegabteste wäre. Aber ich versuch die Chance zu nutzen, bei nur zweimal die Woch eUnterricht. Das heißt jedes Mal Vokabeltest mit Vokabel aus dem JLPT (internationaler Japanischtest) 2. Den strebe ich auch selbstverliebt an. Also ist das schon mal praktisch. Die Grammatik wird auch Level 2 entsprechen. Die müssen wir uns allerdings anscheinend selber beibringen. Hm...prima.
Naja, inhaltlich gibt es jetzt nicht soviel spannendes zu erzählen, außer das wir die erste Hälfte nur über Fukushima gesprochen haben. Jetzt weiß ich auch die Vokabeln für Radioaktivität, Atombombe und Reaktor, wer hat je gedacht, dass ich die brauche? Senseis Meinung zu dem Status in Tokyo ist: Daijôbu! Alles prima. Das Essen unterliegt strengen Kontrollen, die Radioaktivität kommt auf keinen Fall hierher und die Sonne scheint. Kam mir ein wenig arg blauäugig vor und ich denke mir mal, dass sie es uns Ausländern schön reden will.
Zweite Stunde. Es schimpft sich "Contemporary Identity" -> Zeitgemäße Identität oder so. Der Prof ist Ethnologe, was mich freuen lässt, da ich endlich mal einen ethnologischen Blick mit ethnologischer Methodik beigebracht bekomme. Sofern er heute seinen Monolog geführt hat, wird das auch sehr spannend. Wir sitzen mit grandiosen vier Mann in dem Kurs. Ein Amerikaner, ein Franzose, ne Deutsche (meine Eine) und ein Japaner. Das ist eine wunderbare Mischung. Die Semesterarbeit wird dann eine Buchrezension über ein Buch unserer Wahl mit schriftlicher Ausarbeitung. Find ich gut. Laut seiner Liste sind auch tolle Titel dabei. Die Klassiker "Chrysantheme und Schwert" (Ruth Benedict) und "Strukturen der japanischen Gesellschaft" (Chie Nakane) fehlen natürlich nicht. Ja, da freu ich ich echt drauf.
Dritter Unterricht: Der sterbenslangweilige Titel "Sino-Japanese Relationship" -> Chinesisch-Japanische Beziehung lässt vermuten, dass es langweilig wird. Ich hab das Thema letztes Semester häufig besprochen und eigentlich bin ich nur rein um mir ne Meinung zu bilden, ob ich es belegen will. Der Prof ist Japaner und hat seinen Text zuerst nur abgelesen. Wohooo. Er sei gebeten worden auf English zu lehren, er beherrsche es aber nicht so wirklich. Ich bin da anderer Meinung, aber naja. Aber mit der Selbstvorstellung und einigen Anekdoten haben wir viel gelacht. Er war sehr interessiert an den europäischen Reaktionen zu Fukushima (natürlich) und auch an der französischen Kultur. Sprich er hat sich fast nur mit Yoann unterhalten. Soll mich ja nicht stören solange es unterhaltsam ist. Der Rest hat sich immer nur fragend angesehen, wenn sie auf französisch gewechselt sind. Der Rest ist eigentlich die Gruppe aus dem Unterricht davor und ein weitere Japaner. Ganze fünf Mann! Ich schau mir das Ganze an und richte mein Urteil über das Fach später^^.

Dann hab ich Schluß, und weil ich es versprochen habe, bzw. echt schon Sehnsucht nach Bewegung hab, bin ich Sporten. Wie erwartet war ich die Einzige. Da alle die Neulinge da sind, kümmern sich alle um ihre eigenen Klubs und nicht um Fitness. ich hab es dann doch echt geschafft mich mit dem Trainer ne Stunde zu unterhalten. Bisher hat es nur zu "Hallo" und "O tsukaresama deshita" (Da gibt es nix schönes Deutsches, vielleicht: Danke für die gemeinsame Arbeit oder so)gereicht. Einige Gesprächsversuche von mir sind kläglich gescheitert, weil ich immer nach dem Sport wenn der Kopf schön leer ist, versucht habe zu kommunizieren. Naja, aber diesmal hat es geklappt. Und dann kam noch ein weiterer Sportler, den ich vom Sehen kannte und dessen Trainigsmethode ich für dämlich erachte, aber das nur am Rande, mit dem hab ich dann auch noch geredet. Man hat sich bisher noch nicht mal gegrüßt. Woah!
Ich denke, dass mag daran liegen, dass ich nun hier allein bin. Zum einen muss ich mit den Leuten auf Japanisch/Englisch reden um überhaupt zu reden und zum anderen denke ich, dass ein Haufen deutscher Girlies auch abschreckt, da geht man nicht so schnell in ein Gespräch rein.
In dem Sinne, und das ist nicht böse gemeint, sondern nur situationsdankbar: Danke, das sich hier alleine bin! Natürlich will ich all meine Erlebnisse sofort mit jemanden teilen, aber da muss ich mich gedulden. Yo hat den Kopf gerade voll, weil es bei ihm noch einige Probleme gibt, aber wozu gibt es das Internet? Mails, Blog, Facebook...ich werde meinen tollen Nachrichten schon noch los.

Was die weitere Situation hier betrifft: gegen 22:30 Uhr hatten wir gerade ein Nachbeben. Nicht stärker als das was man bisher kannte, aber einen Tick länger, was dann den Puls ein wenig beschleunigen lässt. Aber kein Problem. Das Stromsparen wird recht gut durchgesetzt. In der Küche ist nun regulär das Licht aus, nur wenn jemand da ist, ist es an. In der Uni brennt auch nur jedes zweite Licht und an einigen Bahnhöfen funktionieren die Rolltreppen nicht. Alles im allem gut.
Die Leute mit denen ich heute gesprochen habe, sind alle der Meinung, dass Tokyo sicher ist. Und das auch nie was passieren wird. Gut, ersteres begrüße ich, zweiteres.....ich will nichts heraufbeschwören. Es ist auch anzumerken, dass die japanischen Nachrichten nicht mehr über Fukushima berichten dürfen. Hab ich noch nicht selber überprüft, ist mir aber von einigen Seiten berichtet worden. Den Grund dafür kenn ich noch nicht, hab Vermutungen, aber das wird erstmal überprüft.

Mittwoch, 20. April 2011

ただいま!Bin wieder da!

Nun ist es soweit: nachdem ich mich einschieden hatte nach Japan zurückzukehren, trotz einiger Vorbehalte einiger leute udn sämtlichen Versprechungen, wie "Nicht einen tagestrip nach Fukushima machen", "Nicht nördlicher als Tokyo" oder "Nicht wie blöde nur rohen Fisch in mich reinstopfen". Aber kein Ding: versprochen! Auch ein versprochener Arschvoll bei Verstrahlheit ist verstanden und von mir unterschrieben worden.
Also ab ins Flugzeug der Swiss Air und nach Zürich. Von dort dann weiter nach Tokyo. Hat jetzt insgesamt nicht so lange gedauert und man kann auch zufrieden sein. Gut, das Unterhaltungsprogramm war nicht so dolle, aber weil es nur halb belegt war, hatte man dafür Platz zum Schlafen. Und lustigerweise kennt die eine japanische Stewardess meine Uni. Ich hab ihr immer auf Japanisch geantwortet. Man kann ja schon mal üben. Mein Japanisch sei ja sooo gut. Ja klar. Ich hab dann erklärt, dass ich in Japan studiere und wo. Die Musashi kennt sie, weil sie gerne an der Hauptstraße davor langgeht, gerade bei der Kirschblüte. Die Welt ist so klein.
Ohne Probleme lief der Flug ab, weder Bombenalarm, noch Fummeleien, keine Turbulenzen und keine nennenswerte Verspätung.
Und weil es so schön passt hab ich sofort meinen Bus ohne Sprachprobleme und Zeitverlust bekommen. So muss das laufen. Manche Japaner müssen dann im Bus gedacht haben, dass die olle Ausländerin spinnt, so wie die grinst.
Es ist unbeschreiblich wie glücklich ich bin. Nicht nur das alles geklappt hat, anscheinend ist mein Sprachlevel nicht so extrem gesunken wie gedacht, dazu hat die Sonne geschienen und es einfach nur natürlich das ich hier bin. Die Minik, das Verhalten der Japaner ist so vertraut, die Architektur...einfach alles.
Vom Bus in die Bahn und von der unter Ächzen und Stöhnen weil der Koffer eine Rolle locker hat ins Wohnheim. Sofort kamen die Officeleute, naja nur Masuda-san war da, heraus und haben mich begrüßt. Und Zack, stand Tanaka-san auch da. Wie schön es ist "Tadaima" zu rufen (ich bin wieder zu Hause!). Man hat mir dann schon gleich erkärt, dass nur Midori, eine Brasilianerin, da ist. Das ließ mich schlucken. Aber zum Glück haben die nicht mal ne Ahnung wer hier wohnt. Im Mädchentrakt sind wir schon 5 und nen neuen Kerl hab ich auch schon gesehen.
Als ich ins Zimmer bin, kam ein wunderbares nostalgisches Gefühl auf. Es roch nach Wohnheim. Und in meinem Zimmer nach meinem Zimmer. Mir ist der Geruch nie bewusst gewesen. Und auch nicht, dass ich es so aufgeräumt zurückgelassen hab. Aber darüber will ich mich nicht beschweren.
Kurz den Koffer aufs Bett geschmissen, Oberteil gewechselt, da bin ich schon zum Miete zahlen runter und weiter zu Yo. Udn weil er zur Uni wollte hab ich mich einfach mal angeschlossen weil ich auch hinwollte.
Und alles was vertraut war ist auf einmal anders. Hier steht ein Haus, da ist eins weg, oder wird gebaut, dort fehlt Gebüsch. Unglaublich was Japaner in 5 Wochen anstellen können. Auch das eine Unigebäude ist nun fast ganz weg, ich dachte, dass sie das in den Ferien schaffen sollten, aber nö. Sieht lustig aus hinter den letzten blühenden Kirschbäumen die den Weg säumen. Und auch der Campus ist anders in seiner Vertrautheit.
Zuletzt war ich nur noch zum Sporten in den Semesterferein dort und nun ist alles voller Studenten. Die Ersties sind zur Orientierung dort. Ich ja auch, also zumindestens was meinen Stundneplan angeht. Sieht jetzt ziemlich voll aus, aber ich bin ja zum studieren hier. Ich trau mich sogar an ein ganz japanisches Seminar. Es ist einfach perfekt "Japanische Ethnologie", leider ist der interessantere Teil im zweiten Semester, aber ich nehm es auch so, sofern mich der Prof zulässt. Man muss so als Vollpfosten der Sprache, sprich als Sprachtrottel Yvonne, vorsichtshalber anfragen.
Und dann kam David dazu. Ich hab ihn nicht gesehen und auf einmal springt mich was an, drückt mich, lässt mich nicht los und dann bekomm ich auch noch nen Kuss auf die Wange. Woah! Überrumpelt. Aber ja, ich hab sie vermisst, die beiden Franzmänner.
Und weil der Tag eigentlich nicht schönner werden kann, geh ich schnell die Zeiten für den Trainigsraum checken, und da steht Kazuki, mein favourisierster Trainer allein drin, sieht mich und winkt. Da muss ich doch den Kopf zur Tür reinstecken und mal "久しぶり" (Lange nicht gesehen) reinrufen -nur den Kopf, weil ich zum betreten des Trainigsraums die Schuhe ausziehen muss und da hatte ich keinen Bock zu-. Tja, ich sag es mit einem Grinsen: ich bin anscheinend im Trainigsraum vermisst worden. Sehr schön, ratet mal was ich morgen nach dem Unterricht mache...

Wir haben dann in der Mensa gegessen und uns die Neulinge angeschaut. Da es eh so schön in der Sonne war, haben wir uns auch Zeit gelassen. Ich bin echt der Mienung am Ende des letzten Semesters 70% aller Studenten vom Gesicht her zu kennen, aber jetzt, nicht mal 20%. Yo musste dann zur Arbeit und ich bin einkaufen, bzw. noch die zweite Miete bezahlen. Mit Glück, ich hoffe es wirklich, wird die mir aber noch zurückgezahlt. Ken Wunder das Tanaka-san mich mag, wenn ich jedes mal 500€ auf den Tisch lege^^.

Während des Zimmereinräumens klingelt das Telefon und Alice ist dran. Die Malaysierin ist momentan nur da um ihren Kram abzuholen. Schade, ich hab sie echt lieb gewonnen, aber Yan Fei, eine Indonesierin, ist auch noch da. Und dann saßen wir in fast alter Manier in der Küche und haben gekocht. Als wäre man nie weg gewesen und das Leben schon immer so gewesen wär. Hätte ich spontan nichts dagegen.

Soweit zu meinem strahlenden Tag. Was Strahlen angeht: ich sehe nichts und merke nichts. Und auch überhaupt nicht im Verhalten der Japaner. Sie geniessen die Sonne, der Supermarkt ist sogar recht menschenleer gewesen, alles zu haben (außer meinen Joghurt und Kaffee, aber das ist meistens so). Der Kindergarten nebenan kommt mir auch voller vor. Hier geht das leben weiter. Knallhart. Mal schauen was man noch so beobachten kann.

Samstag, 9. April 2011

4 Wochen später: die Entscheidung

Es war hart die Entscheidung zu treffen wie ich die nähere Zukunft gestalten will. Ich hab mit Freunden diskutiert, das Internet ausgequetscht und ein schlechtes Gewissen gehabt.
Es mag für viele unglaublich erscheinen, aber ich habe mich FÜR Japan entschieden. Schweren Herzens habe ich mich gegen meine Familie entschieden und ziehe mein Studium vor. Ein Aufschub und alles andere erschien mir nicht richtig. Ich werde jetzt auch nicht schreiben was das Ausschlaggebende war, den Hauptpunkt Gesundheit, kann ich mit keinem meiner Argumente wiederlegen.

Wie läuft es jetzt ab? Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich auch noch nicht zu wann meine Anwesenheit erwünscht ist, wie lang das Studium dann noch geht, weil der Beginn ja verlegt wurde.
Fest steht: von den 6 deutschen Mädels und den beiden die dieses Semester noch dazu kommen sollte, bin ich die einzige die geht. Soweit ich weiß werden insgesamt von allen Hallensern die in Japan studieren nur noch 2 weitere gehen. Und wenn man noch meine Ausländerfreunde betrachtet, dann haben sich die Reihen gelichtet. Die Passauer sind eh nicht mehr dabei, aber auch die beiden nächsten werde nicht nach Tokyo gehen. Die beiden Briten dürfen nicht von der Uni aus, und Yo hat sich nach 4 Wochen durchgesetzt und darf an der Musashi bleiben. Was die andere Lyonerin macht, weiß ich noch nicht. Die Pariser dürfen bleiben, ein Amerikaner wird nicht zurückkommen. Grob überschlagen, da ich nicht weiß was mit all den neuen Asiaten ist, sind wir dann zu neunt. Maximal.
Für mich heißt das: Sprachlevel up. Mit wem soll ich Deutsch sprechen? Da bleibt nur Englisch und Japanisch übrig. Im Wohnheim ist auch kaum wer, also muss ich mir nen Japaner schnappen und becircen, dass er sich mit mir unterhält.

Insgesamt bin ich seit ich mich entschieden hab, meiner Sache sehr sicher. Natürlich ist unterschwellig eine Angst vorhanden, aber: ohne Angst kein Mut. Und ehrlich gesagt, für mich persönlich sehe ich auch keine andere Möglichkeit, so fremd ich mich in diesem paar Wochen gefühlt habe.
Jetzt versuche ich die Chance zu nutzen und alle positiven Aspekte herauszuholen.

Samstag, 2. April 2011

Back to Tokyo? 3 Wochen danach

Nun ist es schon unglaublich lange 3 Wochen her, dass es in Japan das Erdbeben, Seebeben, dadurch Tsunami war und nun die atomare Gefahr gibt. Mich hat es sicher nach Deutschland verschlagen, aber trotzdem stellt sichjetzt langsam die Frage: Soll es wieder zurück gehen?
Die erste Antwort auf die Frage ist von dem meisten mit einem klaren "NEIN!" beantwortet. Aber diejenigen haben dort nicht gelebt, bzw. haben ihr Jahr nicht einfach unterrochen. Das zweite Semester beginnt und die Zeit der Entscheidung drängt. Ich will es für mich mal sortiert aufschreiben, was dafür und was dagegen steht.

Was spricht GEGEN eine Rückkehr:
- die atomare Bedrohung
- damit verbundne evetuelle Gesundheitsrisiken
- extra Fugkosten
- viele Freunde die nicht mehr mit zurückkehren
- das Leben hat hier in D-Land bereits schon wieder alltägliche Formen angenommen

Was spricht FÜR eine Rückkehr:
- Ausbildung weiter durchziehen
- grobe Einschätzung der Kosten meines Plan Bs (s.u.), welcher im Falle eines Hierbleibens eintritt, sind höher als die Kosten eines extra Fluges
- Freunde die man unverabschiedet zurückgelassen hat
- Sachn die zurückgealssen wurden
- die einfache Sehnsucht zurückzugehen, weil man glücklich war
- atomare Bedrohung: im Falle eines Falles sind die Risiken für Toyko nicht abschätzbar, und können dementsprechend auch gering ausfallen und man ärgert sich "umsonst" in D-Land geblieben zu sein
- aufgrund der Tatsache das einige Kommilitoninnen nicht zurückgehen die Möglichkkeit als einzige Deutsche mit allen zu reden -> Sprachlevel up

Als Hauptpunkte muss man natürlich zum einen die atomare Bedrohung, aber auch zum anderen die Liebe zum Land und die Ausbildung gegenüberstellen. Beides erscheint mir als gleichwertig und somit ist theoretisch die Entscheidung anhand der Quantität an Argumenten gefallen.
Es ist aber jedoch nicht so, dass dies allein wichtig ist. Es besteht einerseits die Möglichkeit des Schiebens. Sprich: uns Rückkehrern ist es erlaubt ein Semester Pause zu machen und im Sommer zu gehen. In meinem Fall sehe ich das als unsinnig an, da ich mit dem Studium nahezu fertig bin und damit unnötig am Ende aufschiebe. Zudem sehe ich da auch weitere Kosten die nicht abgeschätzt werden können und das Problem in Fukushima muss auch nicht beseitigt sein. Ehrlich gesagt, sehe ich bis zu dem Zeitpunkt in einem halben Jahr eine gleichbleibende Situation. Zudem wäre ein erneuter Einstieg nach einem halben Jahr ein komplett neuer Startpunkt. Das Sprachlevel wird sinken. Ich persönlich habe genau jetzt in den Semesterferien losgelegt, habe nur noch geredet, Mut gefasst, Aktionen mitgemacht... Das alles müsste fast nochmal erarbeitet werden. Zudem werden auch nahezu gleiche Fächer in der Uni angeboten.
Anderseits besteht für mich der Plan B, sofern ich nicht jetzt zurückgehe. Dadurch dass ich alle geforderten Module bereits absolviert habe, würde ich mich in diesem beurlaubten Semester auf Praktikasuche begeben und auch machen. Damit schließe ich mein Studium weiter ab und beende es mit der Bachelorarbeit. ABER: ich müsste mindestens einen Monat Auslands-Bafög ad hoc zurückzahlen, aber auch noch ungefähr zwei Mieten in Japan zahlen, damit sind die Spontankosten sehr hoch. Ob mir im beurlaubten Semester Bafög zusteht ist ungewiss, müsste beantragt werden und bis das durch ist vergeht auch viel Zeit. Zudem ist die Wohnungsfrage ungeklärt. Wo kann ich spontan wohnen? Wenn ich Praktika mache, wo und wo wohne ich dann? Lohnt sich eine eigene Wohnung/WG? Grob übeschlagen -ohne Kalkulierung von Versicherungen und anderen Kosten wie Handy etc- ist Plan B zwar eine Option, aber im finanziellen Sinne die schlechtere.

Weiterhin sind die emotionalen Faktoren wichtig. Auf Seiten die Freunde in Japan. Aber viel wichtiger, die Familie und Freunde in Deutschland die sich Sorgen machen. Wie ich den meisten von ihnen schon erzählt habe, istd er Druck und die Sorge aus D-Land das Schlimmste gewesen was in den entscheidenen Tagen passiert ist. Die Sorge der Eltern, die unzähligen Anfragen bei Facebok oder StudiVZ oder einfach per Mail oder Skype.
Spontan gefragt würde die eine Hälfte sagen: du wirst die richtige Entscheidung treffen, die andere Hälfte sagt: ich kann nicht verstehen warum du zurückwillst. Und da ist das Problem, keiner setzt sich mit dem Dilemma näher auseinander. Gut, diese Situation ist bisher nicht gewesen und wünscht man auch keinem, aber man wünscht sich schon eine Empfehlung. Die Uni erteilt keine. Was an sich auch verständlich ist: würde man sie annehmen und dann würde etwas passieren, könnte man die Schuld auf diese schieben. Diese Verantwortung liegt allein bei mir und meinen Mädels die auch hapern. Aber trotzdem erhofft man sich jemand Objektiven der weitere Sichtweisen aufzeigt, weil, und das ist mir auch absolut bewusst, wir können nicht objektiv sein.
Dazu dufte ich mir den Satz anhören "Wie kannst du nur so dumm sein und mit offenen Augen in ein offenes Messer laufen wollen. Es dir dann auch in die Niere hauen und schön langsam daran zu Grunde gehen wollen." Der Satz saß, und auch gerade weil in meinen Augen NULL Verständnis für meine Situation darin war. Kombiniert wurde das Ganze mit dem Vorwurf -so ist meine Auffassung des Gespräches gewesen- dass ich mir alles schön rede und unrealistisch an die Sache rangehe. Jein, zur Hälfte widerspreche ich. Natürlich will ich es mir schön reden, bei mir hängt auch an dem Untergang Japans mehr dran als bei anderen, aber man hat mir in der Universität beigebracht, und das tue ich schon unbewusst, Nachrichten und Texte kritisch zu betrachten. Und deshalb nutze ich meine Möglichkeiten weitesgehend und benutze Deutsche, Japanische und Amerikanische/ Englische Quellen. Und von daher ist eine Schlussfolgerung eindeutig: Japanische Nachrichten sind zu infomationsarm und beruhigend und Deutsche sind zu reißerisch. Die deutsche Politik nennt zwar Tatsachen, aber gerade was Messwerte oder Behauptungen wie "Radioaktive Strahlung steigt" oder "Radioaktivität in Nahrungsmitteln gefunden" sind nicht haltbar. Es wird lediglich von Erhöhung gesprochen, jedoch keinerlei Vergleichswerte angegeben. In den meisten Fällen, zumindesten ist mir kein anderer Fall bekannt, handelt es sich alles um Erhöhungen im nicht gesundheitsschädlichen Bereich, sprich, der Verzehr des Spinates würde erst nach 30 Jahre gefährlich werden oder die Werte steigen in einem Bereich 8 Stellen hinter dem Komma. Kurz, realitätsfern bin ich durchaus nicht und kann mir das von Deutschen, welche nur deutsche Nachrichten verfolgen, nichts vorwerfen lassen.
Natürlich sollten radioaktiven Atoma nicht "in freier Natur" vorhanden sein, aber es ist an sich nicht schlimm. Wiederum anders betrachten ist Tepco mit ihren Messfehlern auch keine Hilfe im Bereich zuverlässiger Daten. Man kann nur raten wo der wahre Mittelweg ist. Andererseits: dadurch dass kaum negative Meldungen kommen, ist es gut. Ich denke jeder kann zustimmen, dass neue Nachrichten in D-Land nicht annähernd so schnell verbreitet werden wie schlechte.
Dazu kommen dann auch noch Mails von Freunden und der Uni in Tokyo. Von professorischer Seite dort, heißt es, dass man sich sicher fühlt und auch das Leben, inklusive irgendwelcher Strahlenwerte, wie bisher ist.

Alles zusammengefasst zeigt die offensichtlichen Vor-und Nachteile, Optionen und Wertungen die in die ganze Situation hineingehen. Von den Fakten ist die Lage sicher einfacher zu entscheiden, aber die emotionale Werte erschweren die Entscheidungen um ein Mehrfaches.
Ich möchte nicht direkt um Meinungen fragen, aber Anregungen, Kritik, Hinweise auf Denkfehler, Datenfehler oder neue stark zu beachtenden Neuigkeiten wären schön. Ich denke es ist offensichtlich das ich mich mit meiner Entscheidung schwer tue, aber allein das Aufschreiben hat mir ein klareres Bild über die Situation gegeben und gezeigt wo meine Prioritäten liegen....
Trotzdem weiß ich noch nicht weiter.