Montag, 13. Juni 2011

Brasilien schleicht sich in mein Leben

Und wieder ist eine wunderbare Woche zuende die sterbenslangweilig war, aber das Wochenende kann es zum Glück immer retten.
Samstag sind Midori und ich von den Freunden meiner chinesischen Freundin zum Sukiyaki eingeladen worden. Frage 1: Von wem? Frage 2: Was ist Sukiyaki? Bis Samstag wusste ich beides selber nicht.
Zu Frage 1: Ich bin nur gefragt worden: "Yvonne, meine Freunde würden dich gerne zum Sukiyaki einladen. Du kennst sie nicht, aber sie hätten gerne mehr Nicht-Japanische Freunde." Ja, das ist genau der eine Grund der mich immer NÖ! sagen lässt, aber in der Situation erschien mir das als gemein. Ich kenn die ja nicht, vielleicht hat sie sich doof ausgedrückt und Sukiyaki soll lecker sein. Also hab ich zugesagt, bin aber mit relativ wenig Erwartung an die Sache rangegangen. Midori hingegen, meine brasilianische Nachbarin, hat sich aufgebretzelt und hat sich nen Keks gefreut.
Nach einigen Missverständnissen haben Midori und ich Li, die Chinesin, und A-chan, der Kerl in der Runde, in Ikebukuro getroffen. Zusammen haben wir Essen gekauft und Midori und A-chan haben sich sofort gut verstanden. In Okikubo sind wir dann auf Mai-Mai und Minami gestossen, somit war die Gruppe komplett. Noch schnell, oder eher langsam, haben wir Getränke und Naschkram besorgt. Ich kam mir ein wenig abseits vor, Midori war sofort integriert, ihr japanisches Gesicht macht garantiert einiges leichter, nur Li hat sich mit mir unterhalten. Aber meine anfängliche Befürchtung hat sich dann in Mai-Mais Wohnung zerschlagen. Nun saßen wir uns alle gegenüber und haben zusammen das Essen zubereitet, da hat man sich unterhalten und ich scheine auch nen recht guten Japanischen Tag gehabt zu haben, ich kam mir selber flüssig vor.


Nun zu Frage 2: Sukiyaki ist eine Art Eintopf-Fondue. Allen denen ich erzählt habe das sich gehe, haben gefragt ob sie mitkönnen, weil sie es lieben. Hm...
Man kippt Sukiyaki-Soyasauce in einen Topf lässt es anköcheln und gibt dann alles dazu was man essen möchte. In unserem Fall Rindfleisch, Tofu, Spinatzeugs, Glasnudeln, Brotstückchen. Dann lässt man alles hübsch köcheln. Wenn alles durch ist -wunderbar an dem Fleisch zu erkennen- schlägt sich jeder ein Ei in einer Schale und sucht sich das was er essen will aus dem Eintropf, tunkt es in das rohe Ei und isst es. Ja, liebe Deutsche, man tunkt es ins rohe Ei. Ich selber war nie ein Freund davon und in D-Land kam mir bei wabbeligem Weißem bei dem Frühstücksei fasst das Frühstück hoch, aber hier wird viel mit rohem Ei gemischt und es ist echt lecker.
Wir haben zwei Runden zubereitet und uns gut unterhalten. Da Deutschland in der Runde nicht so bekannt war, musste ich mit einigen Klischees aufräumen und habe doch tatsächlich festgestellt, dass wir Deutschen ganz schöne Säufer sind, zumindestens die Studenten.^^ Immer wenn man sich trifft hat man sein "Konversations-Bierchen". Naja, solange man noch ohne leben kann.....
Und dann ging es los mit mir: zur dritten Runde ist mir nicht mehr wohl gewesen...der Kopf meinte zu spinnen und realtiv rapide ging es dann auch bergab. Ich habe nach Schmerztabletten gefragt und der Schmerz ging auch wieder weg, allerdings sind die, was wesentlich schlimmer ist, Nebenerscheinung geblieben. Während die anderen weitergegessen haben, musste ich wegsehen, weil ich den Anblick von Essen auf einmal nicht mehr ertragen konnte und das rohe Ei in mir Hallo sagen wollte. Das Gespräch, was ich super gut verstanden hab, zum Teil besser als Midori, war auf einmal unverständlich. Wie es für nicht Muttersprachler ist, baut man die Sprache im Kopf um, aber ich war auf einmal nicht mehr in der Lage, es hat zuviel Zeit gekostet und ich war raus.
So leid es mir tat, ich habe die lustige Runde verlassen, mit dem ersten Migräneanfall seit ich in Japan bin. Alle haben sich gesorgt, aber ich konnte alleine nach Hause. Ich war lediglich nur nicht in der Lage Informationen zu verarbeiten. Nach Hause finden ist da kein Problem, auch wenn man schläfrig wird. Aber einmal umsteigen und ich konnte durchfahren. In Ikebukuro, ich döse vor mich hin, stellt sich auf einmal jemand vor mich und ruft "RU RU RU". Oh man, ohne die Augen aufzumachen hab ich gesagt "Ima dame!" (Jetzt ist schlecht). Yo hat Feierabend und ich hab ihn in der Bahn getroffen. Er hat sofort gesehen, dass ich nicht auf dem Damm bin und wir sind zusammen nach Hause. Ich will die Leute aber gerne nochmal treffen.
Nebenfrage: Warum Migräne? Ich schätze das Wetter. Es war nicht übermässig warm, aber die Schwüle in Japan ist grausam, ohne sich zu bewegen tropft man und ich hab die ganze Zeit feuchte Haare. Da macht der Körper irgendwann nicht mehr mit.

Sonntag, nach ausreichend Schlaf, hab ich Bruno zugesagt zu der Dinosaurier-Ausstellung im Tokyo Tower zu gehen. Bruno ist der Brasilianer, den wir letzten Sonntag im strömenden Regen getroffen hatten. Zusammen sind wir aufgebrochen und wie sich während der Fahrt herausgestellt hat, haben alle anderen abgesagt. Aber was soll's, verbring ich den Tag mit einem mir bis dahin absolut unbekannten Kerl (Insider -> "最初皆での方がいい"/ Zuerst mit allen zusammen). Er wusste, dass ich Pokemon mag, weil wir letze Woche ja in Yokohama welche gesucht haben, also sind wir

ins Tokyoter Pokemon-Center gegangen. Wow, der Großteil er Besucher ging mir bis zur Hüfte und ich will garnicht zählen wieviele Kinder vor dem Geschäft mit einem DS in der Hand saßen und gezockt haben. Und wieder stelle ich fest: ich kenne keins der neuen Pokemon. Hat sich innerhalb einer Woche nicht geändert, aber ich befürchte, ich hab ein neues Pokemon gefunden, das Potenzial zum Lieblingspokemon hat: Schnodder-Bär. Ich hab keine Ahnung wie es heißt, aber es hat Schnodder an der Nase. Herrlich.


Nach dem Kampf ums Überleben im Pokemon-Center sind wir dann zum Toko Tower und haben uns Dinoskelette angeschaut. Neben T-Rex gab es die Klassiker Stegosaurus und Tryceratops....den Rest kannte ich dann namentlich nicht mehr, aber überraschenderweise waren wir Deutsche mit 4 Skeletten vertreten *stolz* Brasilianische Dinos gab es nicht, nur einen Argentinier...lassen wir einfach mal durchgehen. Was soll ich euch groß zu Dinos-Knochen sagen? Sie sind groß, echt beeindruckend und Kindermassen waren in der Ausstellung. Ich sag einfach mal: wenn ihr die Chance habt echte Dinos anzuschauen, tut es.
So, Hauptziel des Tages erreicht: und nun? Wir wollten die Lumination des Towers sehen, aber es war erst halb 4, was macht man solange? Wir haben uns die Miniparks in der Umgebung angesehen, aber die schließen auch alle um 5 und haben auf dem Kinderspielplaztz gespielt^^ Dann ab zu Starbucks. Dort haben wir rumgegammelt, aber weil genau an dem Tag die Sonne länger scheinen wollte (hinter Massen von Wolken) sind wir nochmal ins Poke-Center. Und dann dämmerte es langsam, nur damit wir feststellen konnten das Japaner endlich sowas wir Elektrizitäts-Sparmaßnahmen durchziehen: der Toko Tower war nicht beleuchtet. Nun gut, passiert.
Also ab nach Hause. Bruno kannte lustigerweise kaum Mädels aus dem Wohnheim und auch die Kerle machen sich rar, also haben wir beschlossen zu kochen und wie es das Schicksal so will waren alle Brasilianer in der Küche versammelt...und ich. Es wurde in Portugiesisch gesprochen und es war irgendwie wie früher: lustig, laut und voll. Es war schön in der Küche zu sitzen, kaputt vom Tag, irgendwelche Reste die wir zusammengekramt haben, essend und auch wenn ich sprachlich nicht mitkam, es war eine Einheit und ich war Teil davon.
Es ist ja wohl klar, dass ich eines Tages nach Brasiien gehe und dort ne Rundreise mach um alle mal zu besuchen^^. So wie es hoffentlich klar ist, dass mich alle Brasilianer mal besuchen kommen.

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