Endlich war es soweit: ich hab Zeit und kann die Ersties im Deutschunterricht besuchen. Ich hatte mit Frau Schwede, der zuständigen Professorin, darüber gesprochen mich vorzustellen. Es würde zeigen wie man Deutsch benutzt und mir auch vielleicht auch Freunde bescheren. Da ich die einzige Deutsche momentan bin, konnte ich das machen wie ich will.
Also hab ich heute 3 Deutschklassen besucht. Dafür hab ich mich in "Foreign Diplomacy" entschuldigen lassen. Da ich immer dabei bin, kann ich mir das mal erlauben.
Ach, das war so lustig. Allein schon die Gesichter wenn nicht nur die Lehrerin, sondern auch noch eine andere Ausländerin in den Raum kommt und "Hallo" oder "Guten Tag" sagt. In der ersten Klasse haben manche ängstlich gesehen, manche erfreut, weil ich mit denen durch Zufall mal gesprochen hab, die zweite Klasse war recht neutral und die dritte hat fast gefeiert. Und dann durften alle Klassen mit Fragen an mich, auf Deutsch natürlich, anfangen. Manche haben vier, fünf Fragen gestellt, manche, vorrangig Jungs, keine. Naja, bei "nur" 3 Monaten Sprachunterricht kann man auch noch kein hochwertiges Interview führen.
Danach ging es jeweils mit zwei Vokabelspielen weiter. Erst hab ich gedacht "Och Gott, Kindergarten" aber die Japaner waren alle super begeistert dabei. Und sie haben kaum Fehler gemacht. Ich denke das uns das gefehlt hat in Halle. Natürlich hatten wir Spaß am Unterricht, sonst hätten wir es ja nicht studiert, aber so richtig Spaß, Spannung und Kindergeburtstag war es nicht. Ich hab soviel gelacht. Und was auch noch ein toller Nebeneffekt ist: es steigert das Selbstbewusstsein der Japaner, wenn sie aktiv lernen. Gerade mit der nächsten Übung.
Weiter ging es mit den "Tests", wie es Frau Schwede nannte. Alle Studenten haben zu der besprochenen Lektion eine Art Theaterspiel vorbereitet und so Vokabeln und Grammatik zu festigen. Es war immer dieselbe Handlung: jeder kauft ein, muss Mengen nennen und bezahlt. Die Akteure sind Verkäufer und Käufer. Hört sich auf Dauer und bei rund 17 Gruppen langweilig an, aber die Geschichten waren manchmal lustig und ideenreich. Manche haben mit Kreditkarte bezalt oder ihnen wurde auf japanische Art und Weise eine Treuekarte angedreht. Einer kaufte drei Autos, manche bezahlten für ein Kilo Käse und drei Flaschen Wasser 200€, Geschenke wurden gekauft und Parties geschmissen. Ich weiß nicht, ob manchemal der Humor bewusst war, oder manche Formulierung ungünstig gewählt wurden. Es war wirklich gut.
Leider konnte man hier auch den Unterschied in dem Niveau der Studenten sehen. Aber ist es nicht in jeder Sprache so, dass es Naturtalente und Dazu-genötigte-Menschen gibt?
Und weil es so ein Spaß war, haben Frau Schwede und ich spontan jeweils auch ein Theaterstück improvisiert. Natürlich haben wir schnelle rund mit schwereren Vokabeln gesprochen, aber danach haben wir gefragt was wir gekauft haben und was es nicht im Laden gab. Ich bin echt begeistert wie aufnahmefähig manche Studenten sind. Wenn ich bedenke wie schlecht mein Hörverständnis nach 2 Jahren Japanisch war als ich hierher kam, und wie schlecht es noch immer ist...wow.
Dann noch ein kleines Vorbereitngsspiel für die nächste Lektion und dann "Tschüß". Die drei Schulstunden flogen dahin.
Ich möchte noch über zwei, drei Studenten erzählen. Zum einen mein Partner aus der tollen Gruppenarbeit auf englisch, wo keiner mit mir redet. Er hat mich überrascht wie aktiv und engagiert er im Deutschunterricht war.
Und dann ein Mädchen, das mich nach meinem direktem Musikgeschmack gefragt hat. als ich Slipknot und Killswitch Engage erwähnt hab, da hat sie ihre Federmappe mit Stickern gezückt und sie kam nach dem Unterricht zu mir und wir haben uns über Metal unterhalten. Irre. Sie kennt sowohl meine amerikanischen, als auch skandinavischen Bands und sogar die japanische Band, auf die ich abfahr, die aber keiner kennt, ist ihr ein Begriff. Das Beste; sie kennt "Butter my bread with Butter". Die Band ist deutsch,kaum einer kennt sie und sie grunzen, stöhnen, kreischen Kinderlieder wie "Alle meine Entchen". Wie cool ist denn das? Eine andere Studentin ist Fan von "Oomph!", auch nicht allzu bekannt in Deutschland. Und sie, erstere Studentin, fragte ob ich aufs "Loud Park" gehe, das Metalfestival. Leider ist es im Oktober, also geht es nicht. Schade!
In der zweiten Klasse war dann ein Mädchen, ich dachte sie stammt direkt aus einem Manga. Ihr Verhalten war soooooo schüchtern, mit zitternder Lippe und hoher Stimme, ihr Verhalten ist sehr zurückhaltend, wirkt verzweifelt. Die Frisur ist artig mit Pferdeschwanz und sie trägt eine unauffällige Brille. auch der Kleiderstil ist wie eine Highschool-Schülerin ein wenig Uniform-mässig. Ich war irgendwie fasziniert. Ich find sie voll putzig und irgendwie spukt die Idee in meinem Kopf herum, dass vielleicht ein Teil davon gespielt ist.
Nach dem Unterricht hat sie der Lehrerin und mir eine Freikarte für ein Theaterstück in der Uni geschenkt, damit wir es uns ansehen könne. Mit tiefster Verbeugung als wir sie angenommen haben, dreiundzwanzigfacher Bedankung...irre.
Ja, das war wirklich spannend, lustig, lehrreich, amüsant.
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