Mittwoch, 17. August 2011

Und dann ging es ganz schnell...

Ja, unglaublich schnell. Sonntag noch mal eben zwei Freunde getroffen und mit Darts und ner Menge Alkohol verabschiedet, Montag Pakete weggebracht und eine letzte kleine Kochsession veranstaltet und dann flossen die Tränen. Alles was so unreal erschien, nämlich das ich bald im Flieger sitzen werde und das selbstverständliche japanische Leben aufhört ist aufeinmal greifbar. Ein letztes Mal zu dem einen Bahnhof gehen, ein letztes Mal die Freunde sehen, dass ist doch härter als ich dachte. Vor allem, ich weiß nicht ob und wann ich sie jemals wieder sehen werde. Und das ist das Schlimmste. Klar, Internet und Facebook sei Dank, ist Kontakt halten nicht mehr so schwierig, aber es ist einfach nicht Dasselbe.

Dienstagmorgen, Yoann ist so untypisch Yoann und bringt mich, inklusive Koffertragen helfen, zum Kotake-Bahnhof, von wo ich dann mit zweimal umsteigen auf kostengünstigste Art und Weise zum Flughafen bin. Es flossen keine Tränen. Ist aber auch okay. Ich bin mir bei Yo extrem sicher, dass wir uns wiedersehen. Er soll lieber seine letzten beiden Tage geniessen.
Ab geht die Post mit den Bahnen, ganze eineinhalb Stunden gondel ich durch Tokyo bis ich in Narita ankomm und so genau in der Zeit, dass mein Schalter in genau dem Moment aufmacht und ich gleich meinen Koffer abgeben kann. Wunderbar, und nun? Was mach ich nun die letzten drei Stunden am Flughafen? Allein?
Ich hab mir nen Kaffee gegönnt, die letzten Mails geschrieben, ach, was werd ich mein geliebtes Handy vermissen, Tränen zurückgehalten und ne Stunde vor Boarding hab ich mich durchleuchten und kontrollieren lassen. Kein Bombenalarm, wie langweilig. Und natürlich hab ich ne sehr penible Kontrolleurin abbekommen, die meine Gaijin-Card, meinen Personalausweis für Japan, eingesackt hat. Mist.
Ich hab immer noch Zeit, also geb ich mein letztes Geld für Mitbringsel, die ich behalten werde^^, aus. Ich wollte meine Zeitschrift kaufen, aber die hatten sie nicht am Flughafen, sowas.
Und dann ab an Board, Wunderbarerweise saß ich in der Mittelreihe in der Mitte. Ganz grandios, schlafen erschien mir nicht möglich. auch funktionierte das Unterhaltungsprogramm an meinem Sitz nicht. Weder Musik noch Filme. Aber zum Glück hatte ich endlich mal nen netten Sitznachbarn. Ganz schnell haben wir uns unterhalten und noch schneller dann herausgefunden, dass wir beide Deutsche sind. Das hat uns beide über den Flug gerettet. Noch nicht mal essen konnte ich. Mir war schlecht, nicht weil ich flog, ich liebe fliegen, eher lag mit der letzte Onigiri im Magen, bzw. die Trauer? Ich musste unglaublicherweise das Essen unangerührt zurückgeben lassen. Das "Frühstück", was nach deutscher Zeit eher ein Abendessen war, ging dann nachher.
In Kopenhagen noch einmal Kontrolle ob wir uns nicht an Board eine Bombe zusammengebastelt haben und ne Stunde gewartet, dann ging es mit dem nächsten Fliege in einer flotten Stunde nach Hamburg. So flott, ich hab nicht mitbekommen dass wir wieder landen, dass mich das Aufsetzen vom Dösen aufschrecken liess.
Der Koffer kam nach bangen auch an -das ist echt immer der spannendste Punkt der Reise- aber, man glaubt es nicht, nach jeder Reise ist er noch kaputter. Letztes Jahr haben sie komplett die innere Verschalung zertrümmert bekommen, dann vom neuen Koffer das Rad und nun auch noch den Griff zum Ziehen, der ist nämlich weg. Gut, wozu mach ich Krafttraining, wennich nicht mal eben den unhandlichen 21kg Koffer durch den ganzen Flughafen schleppen kann. Hurtig vom öffentlichen Telefon Mutti angerufen, das sich da bin und den nächsten Bus nehme und dann auch ab zur Bushaltestelle, die erstmal gesucht werden muss. Ging aber flott, Hamburg ist nicht der größte Flughafen.
Ich war die einzige die herumchauffiert werden wollte und so hab ich anstatt zu schlafen, mich mit dem Busfahrer unterhalten. War echt nett und die Zeit verging wie im Flug (was für ein doofes Wortspiel, im -während des- Flug(es) vergeht sie nämlich garnicht schnell).
Und dann war ich in Lübeck, abgeholt von Mutti, begrüßt von der fetten Katze. Es ist kalt, nur 17 Grad. Wo sind die Menschenmasse? Die frühe Dämmerung? Das Geschrei vom Kindergarten? Warum sind hier soviele Ausländer?
Ich in gespannt wie der Reverse Culture Shock sich zeigen wird.

3 Kommentare:

  1. Na dann, auf in dein altes neues Leben!

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  2. Hallo Veronika,
    wie du vielleicht schon bemerkt hast, geistere ich schon eine ganze Weile auf deiner Seite herum, und habe auch schon versucht sie herunterzuladen, um sie offline verfügbar zu machen. Ich bin kein Stalker, sondern das liegt daran, dass ich eine wissenschaftliche Arbeit schreibe, in der ich den Kulturschock von Austauschstudenten anhand von Blogs untersuche. Deinen Blog würde ich eventuell gerne, wenn du einverstanden bist, unter anderem verwenden, und u. U. zitieren. Sag mir bitte Bescheid, ob das in Ordnung geht, und wenn ja, nimm im Nachhinein bitte keine Veränderungen an den alten Einträgen vor, bis ich die Seite mit allen Pfaden speichern konnte. Vielleicht wäre es auch möglich, dass ich dir noch ein paar Fragen stelle? Bisher stehe ich allerdings noch ganz am Anfang der Arbeit.
    Viele Grüße, Claudia

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  3. Hallo Claudia,
    mein Name ist zwar nicht Veronika, aber ich fühl mich trotzdem angesprochen.^^ Klar kannst du meinen Blog verwenden, ich wüsste tendenziell in welchen Zusammenhang, also diekt im Kontext, aber sonst gerne.
    Fragen, Interviews etc. mach ich auch, kein Ding. Deine Arbeit hört sich spannend an.
    Ich kann dich hier nicht direkt anschreiben....aber wenn du mir deine Mailadresse oder so in einem Kommentar hinterlässt, dann erhalte ich ne Freischaltanfrage-Mail und würde dann den entspechenden Kommentar nicht freischalten, sondern dir dann ne Mail mit meinen Daten schicken.
    Lg

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