Montag, 22. August 2011

Norddeutschland~

Nun bin ich schon fast eine Woche zu Hause, bzw. auf Zwischenstation bei meinen Eltern und versuche nicht allzu sehr Japan hinterher zu trauern.
Überraschenderweise ist es doch recht leicht, wenn man erst wieder im eigenen Land ist. Es ist vertraut, man kennt die Leute, die Wohnung, das Leben. Gut, es handelt sich hier in der ersten Woche um die Wohnung meiner Mutter, aber trotzdem ist es vertraut. Ich habe nicht geweint und ich vermisse aktiv niemanden, was so gesagt er hart ist. Aber es gibt viele kleine Sachen die anders sind.
Ich will was unternehmen. In den letzten Tagen in Japan konnte ich nicht allein herum sitzen, ich MUSSTE raus gehen und was sehen. Und nun hab ich das hier auch, Klar der erste Tag wir entspannt, aber danach hat es mich gedrängt raus zu gehen, und wenn es nicht „shoppen“ ist. Es ist kalt in Deutschland, rund die Hälfte von dem was ich zuletzt in Japan hatte und ich hab so gut wie nichts langes mehr. Also muss ich das aufgestockt werden. Aber der Gang in die Innenstadt lässt einige Unterschiede deutlich machen: die Buspreis sind unmenschlich teuer, da ist sogar die JR günstig und die Verkäufer sind dermaßen kackenunfreundlich. Tschuldigung das ich einkaufen war. Und wo sind all die Farben? Nicht nur, dass es grau in grau und regnerisch ist, irgendwie fehlen allgemein die bunten Farben. Ohm und ja, ich entschuldige mich bei Fremden für jeden Kram, mit angedeuteter Verbeugung oder erhobener Hand..naja, solange ich nicht auf Japanisch anfange.

Es ist irgendwie ein Gefühl von Eingesperrtsein in Lübeck in der Wohnung. Obwohl ich frei bin zu gehen, aber gaaaanz ehrlich, das hab ich da immer, ich hab „allein“ gewohnt, da ist das bei den Eltern immer anders.
Das hat sich dann aber geändert als mein Bruder kam. Er war übers Wocheneden zu Hause und hatte keinen Dienst beim Bund und er hat sich gefreut und ich hab mich gefreut. Und nun war ich an der Reihe seine Leute kennenzulernen. Wir sind so ziemlich sofort zu einem Konzert einer befreundet Band von ihm aufgebrochen und dort haben sich auch all seine anderen Freunde getroffen. Manche kannte ich und manche habe ich kennen gelernt. Ich dachte ich kriege den Kontakt vielleicht nicht hin, aber da brauch ich mir anscheinend auch keine Sorgen machen. Und als das Konzert los ging, Metal vom feinsten: Laut, grunzig, Gitarre, Bass und Drums, da war ich zu Hause. Etwas was ich schon lange nicht mehr erlebt hab, ich hab mich so lebendig und glücklich gefühlt, auch wenn ich die Band nicht kannte, aber das war super. In der Pause bin ich zu Marc, meinem Bruder, und hab einfach nur gegrinst. „Ich hab mich so auf dieses Wochenende gefreut“ sagt er „Du bist ja meine Schwester!“ Ja, das bin ich und er ist mein Bruder. Ich weiß, dass dieses Verhältnis nicht wie jedes Geschwisterverhältnis ist und das ist auch gut so, denn obwohl wir uns vielleicht alle halbe Jahr sehen und kaum schreiben oder telefonieren, ist es sehr eng.
Danach noch schnell in die Rockkneipe in Lübeck aber da mich der Jet lag nun endlich hat, bin ich schnell müde geworden und wir sind nach Hause.
Samstag war dann endlich das Wetter mal hervorragend und wir mussten raus. Es ging gar nicht anders. Mama wollte Rad fahren und ich bin da nun nicht so begeistert, aber okay, ich hab mich breitschlagen lassen und bin mit ihr los geradelt. Marc hat Erledigungen in er Stadt gemacht. Auf dem Top Fahrrad meines Bruders bin ich meiner Mom hinterher am Kanal in Lübeck entlang und zu einer Badestelle gefahren. Das war echt schön. Die Aussicht war herrlich und man vergisst in der Stadt zu sein. Mit den sieben Kirchtürmen, dem blauen Himmel und dem Wasser gibt es ein anders Flair und wir saßen in der Sonne und haben es einfach genossen. Das mir der Hintern dermaßen wehtut erwähne ich am besten nicht, ich bin schließlich seit mindestens 3 Jahren nicht mehr gefahren.
Da aber noch Hanse Week, oder ehemals Harley Days, waren, sind wir noch in die Media Docks, haben ne Wurst (CURRYWURST!!!) gegessen und so einige schicke Motorräder begutachtet. Ach ja, das wär schön, mal wieder selbst zu fahren.
Ab nach Hause, der Hintern tat weh und Marc und ich wollten noch ins Kino. Super 8. Nachdem wir uns nochmal inhaltlich vorbereitet haben, wussten wir, dass es nicht um 8 Kinder mit Superkräften geht, sondern um einen Super-8-Film-Format. Egal. Ich mochte den Film, es war alles drin: Drama, Liebe, Witz, Action, Zombies, Aliens. Es war mal was anderes, nicht so ein abgeschmacktes Thema.
Und dann war auch schon wieder Sonntag. Das heißt Flohmarkt, aber für niemanden war es erfolgreich. Und dann hat Mama mich nach Itzehoe gebracht. Dort wohne ich jetzt erstmal ne Woche mehr oder weniger allein in dem Haus von meinem Vater, weil er im Urlaub ist. Gefüttert werde ich wieder, oder soll ich es mästen nennen?, von meinen Patenteltern.
Zusammen mit Mama hab ich aber noch meine Familie besucht und sie grausam mit 518 Fotos aus Japan gequält. Ich sollte die Show kürzen...aber was ich nie dachte: es ist schon schön mit der Familie zusammen zu sein. Auch meinen Onkel haben wir danach besucht. Ihn habe ich seit 3,5 Jahren nicht mehr gesehen. Er hat sich verändert, was krankheitlich bedingt ist, aber es ist eine positive Entwicklung.
Jetzt frag ich mich gerade, warum genieße ich es auf einmal mit der Familie zusammen zu sein? Werde dich erwachsen? War es die Sorge von jedem während des Erdbebens? Habe ich im Ausland gelernt was wichtig ist?

Egal, das Wetter ist jetzt schön, der Grill wartet (oh ja, das hab ich echt vermisst) und ich will raus.

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