Nun ist es soweit: nachdem ich mich einschieden hatte nach Japan zurückzukehren, trotz einiger Vorbehalte einiger leute udn sämtlichen Versprechungen, wie "Nicht einen tagestrip nach Fukushima machen", "Nicht nördlicher als Tokyo" oder "Nicht wie blöde nur rohen Fisch in mich reinstopfen". Aber kein Ding: versprochen! Auch ein versprochener Arschvoll bei Verstrahlheit ist verstanden und von mir unterschrieben worden.
Also ab ins Flugzeug der Swiss Air und nach Zürich. Von dort dann weiter nach Tokyo. Hat jetzt insgesamt nicht so lange gedauert und man kann auch zufrieden sein. Gut, das Unterhaltungsprogramm war nicht so dolle, aber weil es nur halb belegt war, hatte man dafür Platz zum Schlafen. Und lustigerweise kennt die eine japanische Stewardess meine Uni. Ich hab ihr immer auf Japanisch geantwortet. Man kann ja schon mal üben. Mein Japanisch sei ja sooo gut. Ja klar. Ich hab dann erklärt, dass ich in Japan studiere und wo. Die Musashi kennt sie, weil sie gerne an der Hauptstraße davor langgeht, gerade bei der Kirschblüte. Die Welt ist so klein.
Ohne Probleme lief der Flug ab, weder Bombenalarm, noch Fummeleien, keine Turbulenzen und keine nennenswerte Verspätung.
Und weil es so schön passt hab ich sofort meinen Bus ohne Sprachprobleme und Zeitverlust bekommen. So muss das laufen. Manche Japaner müssen dann im Bus gedacht haben, dass die olle Ausländerin spinnt, so wie die grinst.
Es ist unbeschreiblich wie glücklich ich bin. Nicht nur das alles geklappt hat, anscheinend ist mein Sprachlevel nicht so extrem gesunken wie gedacht, dazu hat die Sonne geschienen und es einfach nur natürlich das ich hier bin. Die Minik, das Verhalten der Japaner ist so vertraut, die Architektur...einfach alles.
Vom Bus in die Bahn und von der unter Ächzen und Stöhnen weil der Koffer eine Rolle locker hat ins Wohnheim. Sofort kamen die Officeleute, naja nur Masuda-san war da, heraus und haben mich begrüßt. Und Zack, stand Tanaka-san auch da. Wie schön es ist "Tadaima" zu rufen (ich bin wieder zu Hause!). Man hat mir dann schon gleich erkärt, dass nur Midori, eine Brasilianerin, da ist. Das ließ mich schlucken. Aber zum Glück haben die nicht mal ne Ahnung wer hier wohnt. Im Mädchentrakt sind wir schon 5 und nen neuen Kerl hab ich auch schon gesehen.
Als ich ins Zimmer bin, kam ein wunderbares nostalgisches Gefühl auf. Es roch nach Wohnheim. Und in meinem Zimmer nach meinem Zimmer. Mir ist der Geruch nie bewusst gewesen. Und auch nicht, dass ich es so aufgeräumt zurückgelassen hab. Aber darüber will ich mich nicht beschweren.
Kurz den Koffer aufs Bett geschmissen, Oberteil gewechselt, da bin ich schon zum Miete zahlen runter und weiter zu Yo. Udn weil er zur Uni wollte hab ich mich einfach mal angeschlossen weil ich auch hinwollte.
Und alles was vertraut war ist auf einmal anders. Hier steht ein Haus, da ist eins weg, oder wird gebaut, dort fehlt Gebüsch. Unglaublich was Japaner in 5 Wochen anstellen können. Auch das eine Unigebäude ist nun fast ganz weg, ich dachte, dass sie das in den Ferien schaffen sollten, aber nö. Sieht lustig aus hinter den letzten blühenden Kirschbäumen die den Weg säumen. Und auch der Campus ist anders in seiner Vertrautheit.
Zuletzt war ich nur noch zum Sporten in den Semesterferein dort und nun ist alles voller Studenten. Die Ersties sind zur Orientierung dort. Ich ja auch, also zumindestens was meinen Stundneplan angeht. Sieht jetzt ziemlich voll aus, aber ich bin ja zum studieren hier. Ich trau mich sogar an ein ganz japanisches Seminar. Es ist einfach perfekt "Japanische Ethnologie", leider ist der interessantere Teil im zweiten Semester, aber ich nehm es auch so, sofern mich der Prof zulässt. Man muss so als Vollpfosten der Sprache, sprich als Sprachtrottel Yvonne, vorsichtshalber anfragen.
Und dann kam David dazu. Ich hab ihn nicht gesehen und auf einmal springt mich was an, drückt mich, lässt mich nicht los und dann bekomm ich auch noch nen Kuss auf die Wange. Woah! Überrumpelt. Aber ja, ich hab sie vermisst, die beiden Franzmänner.
Und weil der Tag eigentlich nicht schönner werden kann, geh ich schnell die Zeiten für den Trainigsraum checken, und da steht Kazuki, mein favourisierster Trainer allein drin, sieht mich und winkt. Da muss ich doch den Kopf zur Tür reinstecken und mal "久しぶり" (Lange nicht gesehen) reinrufen -nur den Kopf, weil ich zum betreten des Trainigsraums die Schuhe ausziehen muss und da hatte ich keinen Bock zu-. Tja, ich sag es mit einem Grinsen: ich bin anscheinend im Trainigsraum vermisst worden. Sehr schön, ratet mal was ich morgen nach dem Unterricht mache...
Wir haben dann in der Mensa gegessen und uns die Neulinge angeschaut. Da es eh so schön in der Sonne war, haben wir uns auch Zeit gelassen. Ich bin echt der Mienung am Ende des letzten Semesters 70% aller Studenten vom Gesicht her zu kennen, aber jetzt, nicht mal 20%. Yo musste dann zur Arbeit und ich bin einkaufen, bzw. noch die zweite Miete bezahlen. Mit Glück, ich hoffe es wirklich, wird die mir aber noch zurückgezahlt. Ken Wunder das Tanaka-san mich mag, wenn ich jedes mal 500€ auf den Tisch lege^^.
Während des Zimmereinräumens klingelt das Telefon und Alice ist dran. Die Malaysierin ist momentan nur da um ihren Kram abzuholen. Schade, ich hab sie echt lieb gewonnen, aber Yan Fei, eine Indonesierin, ist auch noch da. Und dann saßen wir in fast alter Manier in der Küche und haben gekocht. Als wäre man nie weg gewesen und das Leben schon immer so gewesen wär. Hätte ich spontan nichts dagegen.
Soweit zu meinem strahlenden Tag. Was Strahlen angeht: ich sehe nichts und merke nichts. Und auch überhaupt nicht im Verhalten der Japaner. Sie geniessen die Sonne, der Supermarkt ist sogar recht menschenleer gewesen, alles zu haben (außer meinen Joghurt und Kaffee, aber das ist meistens so). Der Kindergarten nebenan kommt mir auch voller vor. Hier geht das leben weiter. Knallhart. Mal schauen was man noch so beobachten kann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen