Die erste Unterrichtswoche mit ganzen zwei Tagen ist zu Ende. Am Freitag hatte ich noch "East Asia Economy" und ich saß echt nur mit Chris, dem Amerikaner drin. Economy ist echt nicht mein Hauptinteressengebiet, aber ich denke, dass die kleine Anzahl von Studenten das gut kompensiert. War auch echt ne nette Runde, man redet einfach dem Prof rein wenn man was zu sagen hat.
Danach noch ne Runde Sport und ich war glücklich. Endlich ist die erste Runde Muskelkater seit heute vorbei, dafür Schmerzen die nächsten Muskeln aus der zweiten Runde. Schlimm, wieviel man an Muskeln abbaut wenn man mal pausiert. ja, ich weiß: Selbst Schuld!
In der Nacht hat es auf einmal fürchterlich zu regnen angefangen. Richtig Platzregen, als wären wir in der Monsunzeit. Passend dazu schüttelte es auf einmal wieder das ganze Haus. Wär ich nicht so müde gewesen, hätte es mich mehr gekratzt. So hab ich nur gedacht: Hehe, wie ein Weltuntergang.
Samstag hatten wir dann eine ne Orientation für uns Ausländer. Naja, wir anwesenden vier Europäer brauchten sie an sich nicht, aber die drei Chinesinnen, die dazugestossen sind. Aber was wir gelernt haben: Wie benimmt man sich im Falle eine Erdbebens. Danke, das wollte ich unbedingt wissen. Naja, gut ich weiß jetzt wie ich meinen Notfallrucksack packen muss und was ich am besten täglich bei mir tragen sollte. Ist auch nicht zu unterschätzen. Er hat uns auch erklärt, dass Nahrungsmittel und Wasser unter stetiger Kontrolle stehen. Man ist darauf bedacht die Metropole zu schützen. Auch was radioaktiven Regen angeht, brauchen wir uns momentan nicht fürchten. Selbst im Falle der Explosion, welche absolut unwahrscheinlich ist, besteht eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, dass die megabösen Plutoniumpartikel nach Tokyo gelangen. Natürlich sollen wir aufmerksam alles verfolgen, da die Nachrichtenerstattung immer noch gering ist, aber beim Wetter ist mittlerweile auch ein Radioaktivitätszähler für die jeweiligen Regionen zu sehen. Brian unterstützt uns auch, sofern wir helfen wollen, rät uns aber dringend davon ab, in Sendai helfen zu wollen oder anderen nördlichen Gegenden. Die Uni sorgt wirklich um uns, und freundlicherweise haben sie uns die Miete für April erstattet. Wenn man bedenkt, dass ich von meiner deutschen Uni rein garnichts höre, ist das unglaublich.
Nachdem wir dann für Brian noch einen seiner geliebten Aufsätze geschrieben haben (Wie war das Erdbeben, was für Erfahrungen haben wir gemacht, wie hat sich die Uni verhalten und was wir noch dazu sagen wollen), hab ich schnell meine Kurse angemeldet und dann ging es indisch Essen.
Das hatte ich noch nicht in Tokyo und war auch sehr lecker. Zwar mir mein Schärfegrad nicht scharf genug, aber für's nächste Mal. Man hat sich mit den Chinesinnen unterhalten, Fotos gemacht und dann bin ich nach Haue hausaufgabenmchen, schließlich ist Montag noch ein Vokabeltest.
Nach Hause ging es doch nicht so leicht wie gedacht, weil es echt schüttete. Wozu hab ich nen Schirm, wenn ich eh zur Hälfte nass bin. Meine Hose hat sich bis zu den Knien vollgesogen. Und der Wind ist fies und will einem den Schirm klauen. Glücklicherweise wohn ich nicht so weit weg und hab dann halbtrocken mit dem Office über die Zimmer der deutschen Mädels geredet. Viel ist nicht bei rausgekommen, aber ich hab Montag noch nen Termin mit der Chefin aus der Uni, die soll da mehr wissen.
Und dann: Yo kam in mein Zimmer vorbei (uh, wie ungezogen) und dann haben wir wieder gekocht. "Yvonne, it's a pleasure to cook with you again." Oh, ja, das ist es. Das hab ich echt vermisst. Leider ist die Küche sehr ruhig geworden, aber wir haben die kranke Midori dazu geholt damit sie was isst und es war wie vorher. Danach ging es auch wieder ins Studierzimmer. Japanisch erfordert dieses Semester mehr Disziplin, also haben wir Vokabeln und Grammatik bearbeitet und sind danach in eine unseren wunderbaren Diskussionen abgedriftet. Mit Yo macht das echt Spaß. Er meint er hat keine Ahnung von Ethnologie, aber sein ganzer Blick auf Japan ist ethnologisch. Kombiniert mit einigen Elementen aus Politik, Wirtschaft oder Geschichte und wir können uns stundenlang unterhalten. Vergleichen Japan mit Deutschland und Frankreich oder einfach nur unserer Länder. Ja, ich bin wieder zu Hause.
Sonntag ging es dann ganz spontan nach Shinjikugyoen. Ich wollte mit Midori, die nur einen Tag vor mir wieder hierher gekommen ist, noch ein Hanami (Kirschblütenfest) machen. Wir haben ja die Hauptblüte verpasst. Aber leider ist sie krank und hat abgesagt, da bin ich los und hab Yo mitgenommen.
Shinjukugyoen liegt in Shinjuku. Ich wusste nicht, dass es an dem größten Bahnhof direkt ein großer Park liegt. Er kostet auch Eintritt, aber der war es wert. Es blüten an allen Ecken Kirschbäume. Weil es hier verschiedene gibt, blühen sie länger als an anderen Orten. Aber auch anderen Blüten und extrem kreischig pinken Büsche waren in voller Blütenpracht. Zwei angelegte Seen und ein französischer Garten sorgen für Abwechslung. In den Seen sind Schildkröten und Fische (Überraschung) und eine Familie hat Flusskrebse gefangen. Das zeigt das die Qualität des Wasser sehr gut ist. Auf den freien Plätzen zwischen den Kirschbäumen haben Familien gespielt, unter den Bäumen lagen die Japaner und haben sich ausgeruht. Man sah viele Paare -ja, neben dem Umeda Sky Building würde ich Shinjukugyoen im Frühjahr als Dating-Spot für gut befinden- aber trotzdem war es trotz der Fülle an Menschen friedlich und beruhigend. Nebenbei, es ist Ostern, aber das bekommt man hier nicht im Geringsten mit.
Es war ein schöner Tag. Yo meinte ich sei zwar sehr ruhig, aber was soll man sagen wenn man das Gesicht der Sonne entgegenstreckt, Blüten bewundert und einfach glücklich ist? Ich denke wie bei ihm, das sich mich selber noch ein wenig innerlich sortieren muss, obwohl ich mich wieder zu Hause fühle und alles so ist und besser wie ich es kenne.
Die Blüten sehen aber auch cool aus.
AntwortenLöschenTim