Samstag, 19. Februar 2011

Kabuki

Nach nicht allzuviel Schlaf nach dem Reisetrip hat das Wohnheim wieder ein Event veranstaltet. Es ging um Kabuki, dem traditionellen Theater in Japan. Man hatte uns gefragt, ob wir interessiert seien geschminkt zu werden. Ja, natürlich bin ich das. Also durfte ich schon vorher mit Sophia zu den Studenten der nahegelegenen Kunstuni gehen und uns in einem Yukata einkleiden. Also der den ich hab ist ein Mist dagegen. Man hat mir einen richtigen Obi gebunden, also die Binde um den Bauch. Da ich allerdings viel Bauch habe, ist die Schleife auf dem Popo nicht so kunstvoll geworden. Aber ich mochte mich trotzdem leiden.
Man hat uns unterhalte und einiges bezüglich der Kostüme erklärt und dann hat an uns in den Vorführraum geführt. Man sagte wir werden später geschminkt. Im Vorführraum waren viele Leute aus der Nachbarschaft und Kinder aus dem Kindergarten, scheint doch eine größere Aktion zu sein. Man hat uns bestaunt mit den Yukatas.
Die Studenten haben Kabuku erklärt. Z.B. dürfen traditionell nur Männer Kabuki aufführen und müssen dementsprechend auch die Frauenrollen spielen. Lustigerweise hat mich der "Chef" der Studenten sehr stark an meinem Kumpel aus Deutschland erinnert. Ich dachte er steht selber vor mir. Er hat später eine sehr überzeugende Frauenrolle gespielt. Es wurde auch von dem Make-Up gesprochen und dann wurden wir nach vorne gerufen. Wie jetzt? Vor all den Leuten? Okay.
Ich persönlich hatte weniger ein Problem damit, ich mach mich gerne zum Affen. Und da ich ja nichts erzählen musste sondern nur dort saß war es nicht schwer. Zuerst wurden Sophia und Liz, meine Zimmernachbarin geschminkt und man hat an ihnen das Make-Up, die Farben und die Schichten erklärt.
Zuerst wird das Gesicht eingefettet, danach die Augenbrauen mit Wachs zugekleistert. Über Stirn und Nase wird man weiß bemalt, die Augenbereiche werden rötlich gemalt. Danach kommt ne dicke Schicht weiße Farbe über alles. Augen, Wimpern, Lippen. Mit rot und schwarz werden dann die Augen und Lippen bemalt. Fertig. Zum Andenken gab es nen Gesichtsabdruck der frischen Farbe auf Leinen. Schöne Idee.

Beim Schminken hab ich gefragt warum wir rötliche Augen bekommen, wenn doch eh weiße Farbe drüber kommt. Japaner wollen damit die Tiefe des Gesichtes hervorheben. Da sie so flache Gesichter haben, wirkt es besser, aber bei uns Europäern ist das eher unnötig.
Mit den weißen geschminkten Gesichtern sind wir in der Pause fotografiert worden, sowohl von den Mitbewohnern als auch der Nachbarschaft. Hatte irgendwie was.
Und dann gab es noch eine Aufführung. Ich würde euch gerne die Geschichte erzählen, aber ich hab keinen blassen Schimmer worum es ging. Irgendwie klaut ne Geisha einer Frau Geld und schubst sie in den Fluss, einer hat das mitbekommen und will das Geld, sie kämpfen (wie Wrestling, keine Berührung, übelst cool) und ein Dritter kommt und schlichtet...irgendwie so. Durch die extreme Höhen- und Tiefenbetonung der Silben und auch altertümliche Aussprache hab ich wirklich nichts verstanden. War trotzdem spannend.
Ein abschließendes Foto musste es natürlich noch geben. Und das Abschminken hat sich auch eher als schwer gestaltet. Gerade das Wachs ging schwer aus den Augenbrauen. Und den Yukata wollte ich auch nicht zurückgeben. Hach, hab es aber trotzdem gemacht. Und als wir in dem Raum waren, haben wir gesehen, dass sich Kerle und Mädels (sind ja Studenten und keine professionellen Schauspieler, als dürfen auch Mädchen spielen) zusammen halbnackt beim Abschminken waren. Ich dachte, die verklemmten Japaner. Man hat mir erklärt, dass machen alle "Profis" so und das macht man weil es in der Regel nicht soviel Platz und Zeit gibt. Da auch viel Farbe auf dem Nacken ist, helfen sie sich gegenseitig. Ich war beeindruckt, ich weiß immer noch nicht ob positiv oder negativ.

Kabuki scheint toll zu sein. Könnte man sich vielleicht mal so richtig im Theater gönnen.

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