Donnerstag, 24. Februar 2011

Kinderquälen ist toll

Wie schon vor 2 Wochen, durfte ich wieder einen Vortrag über Deutschland halten. Diesmal handelte es sich um Viertklässler und insgesamt sollte das ganze auch länger dauern.
Laut meines Verständnisses der Erklärungen von Masuda-san, sollte jeder der mit macht ne Klasse allein unterrichten. Inklusive Spiel oder Sprache beibringen. Auch laut Yoann, der diesmal auch mitgemacht hat, klang es so. Also habe ich mich artig (kurzfristig, aber artig) hingesetzt und Vokabeln rausgesucht, Recherchen über Deutschland eingeholt.
Unnützes Wissen Teil 712: Die Farben der Deutschlandflagge stammen aus der Kriegszeit im 18 Jahrhundert gegen Frankreich. Die deutschen Soldaten trugen eine schwarze Uniform, mit goldenen Knöpfen und roten Aufschlagärmeln und -kragen. Erst als Dichter diese Farben "deutsch" nannten, wurden sie in die Flagge übernommen.
Haben wir wieder was dazu gelernt und die Kids haben sich gefreut. Außerdem habe ich, weil ich dachte, dass das schön ist, deutsche Musik herausgesucht und mir geben lassen, damit die Kinder Spaß haben. Es standen zur Auswahl die deutschen Fassungen von Pokemon etc. sowie Die Ärzte, Rammstein und Tokio Hotel. Ja, stöhnt alle auf, aber unglaublicherweise haben die gerade hier in Japan übelsten Erfolg.
Soo, es war soweit, zu sechst sind wir zur Schule. Yoann, ich und vier Brasilianerinnen. Nicht das die schon einwandfrei Japanisch können als Rückwanderer, sie sind auch noch in Gruppen unterwegs^^ Gut, zwei der Mädels sind ganz neu dabei und haben nur zugesehen.
Vor einem geballten Haufen von 120 Kindern durften wir dann zusammen eine ganze Schulstunde unterrichten. Sprich, ich durfte alles auf rund 10 Minuten runterkürzen. Das sah dann so aus, dass da eine große Yvonne vor vielen, vielen Kindern stand und provisorisch nach Bildern und Vokabeln gesucht hat. War definitiv nicht der Bringer, aber mal wieder bin ich um die Erkenntnis reicher, dass Japaner unter Präsentation was anderes verstehen als ich und dementsprechend anders vorbereitet sind.
Nach dem Disaster des Vortrags sind wir angehalten worden den Kids, aufgeteilt in vier Gruppen, ein klassiches Spiel beizubringen. Ursprünglich wollte ich ja Musik spielen, aber spontan hatte ich den Einfall von "Reise nach Jerusalem", dazu kann man die Musik auch benutzen. Ja, da japanische CD-Player nicht in der Lage sind Mp3 abzuspielen hat man den Laptop hochgefahren. In der Zeit hab ich dann die
einfachsten deutschen Sachen, sprich "aisatsu" Begrüßung, beigebracht. Wunderbar wie schön Kinder das "ü" und "ä" aussprechen. Ältere Japaner können das irgendwie nicht. Tja, der Laptop war dann hochgefahren, konnte die Daten auch lesen, aber die Lautsprecher gingen nicht. Schick. Da wurde dann der nächste Player gebracht und ich hab den Kiddies solange dann das deutsche Kinderlied "Summ, Summ, Summ" beigebracht. Das hatte ich ja noch vom letzten Mal vorbereitet dabei gehabt. Das war auch ein Spaß. Aber, tolle Sache, der letzte Player ist auch zu alt um meine Musik zu spielen. also musste ich den Kindern das Spiel so erklären und stand klatschen in der Mitte des Stuhlkreises und hab die Kinder auf uns von den Stühlen gescheucht.
Ist noch lustig geworden.
Und dann gab es Mittag. Wie durften mit den Kindern in den Klassenräumen zusammen essen. Wir sind extra abgeholt worden, und glücklicherweise ist Yo mit in meine Klasse gekommen. Junge, japanische Kinder sind in den Pausen extrem laut. So lieb und brav sie im Unterricht sind, so laut sind sie in der Pause. Das grenzt an Lärmbelästigung. Ein Gespräch konnte ich leider nicht in Gange bringen. Sie erschienen mir alle ein wenig schüchtern.
Im Warteraum wo unser Sachen lagen, haben Yo und ich auf die anderen gewartet und als eine Brasilianerin mit ihren Kiddies zurück kam, klebten mir auf einmal zwei Mädchen an den Seiten. Sie liefen auf mich zu und babsch...an mir dran. Und die liessen mich nicht los. Wir sind gezwungen worden Fotos zu machen. Und Zack! da waren auf einmal 20 Kinder um mich herum und ich fühlte mich als würde ich ertrinken. Herrlich, die war so süß die Kinder, die wollten gar nicht mehr in den Unterricht (würd ich auch nicht :P ).
Auch der Gang zusammen aus der Schule war schön. Die Kiddies hingen aus den Fenstern und haben "Adieu!" "Ciao!" gerufen. Ach, Zucker.


Und weil es nicht genug war, hab ich am nächsten Tag mit Tabea in der benachbarten Bibliothek eine kleine Lesung gemacht. Im Grunde genommen haben wir ein kleines Schauspiel das auf Japanisch gezeigt wurde, nur noch mal in Deutsch wiedergegeben. Das war auch lustig. Nach uns wurde noch ein kleines Spiel gespielt, wo wir auch neue Vokabeln gelernt haben. Und ein Takoyaki-Lied gesungen. Nach einer halben Stunde war wieder alles vorbei.
Im Anschluss gab es wieder Kaffee und Kuchen im Hinterzimmer und ein kleines Resümee. Das war noch viel lustiger. In unserem Kommentar über das Event hab ich in Japanisch geschrieben (die Damen waren erneut überrascht, dass ich Japanisch schreiben kann), dass Tabea und dich nun Takoyaki essen wollen (Tintenfischbällchen). Da mussten alle lachen. Und in dem Lied musste man die Bäckchen mit den Fingern umschließen. Mit meinem Pausbäckchen konnte ich das einwandfrei im Gegensatz zu den Japanerinnen. Da haben sich alle gefreut.
Da Tabea meine Schrift auf dem Blatt nicht entziffern konnte, habe ich erklärt, da das gerade auf Deutsch war, dass ich eine "Sauklaue" habe. Tja, das Wort gibt es so nicht also wird das mal wortwörtlich übersetzt "Buta no Te" und erklärt warum die Hand eines Schweins für schlechte Schrift steht. War extrem schwer zu erklären aber am Ende haben sie es gerafft. War lustig und das nächste Mal hab ich auch schon im Kalendar notiert.

Hach, was man nicht alles für Büchergutscheine tut. Und für die Einbildung das Sprachlevel zu steigern!

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