Freitag, 15. Juli 2011

Präsentieren mal auf Europäisch

Es war soweit: wir Ausländer mussten unsere Japanische Präsentation halten. An sich alles halb so wild. ich hab nichts gegen Referate oder Präsentationen, auf Japanisch, naja gut, kriegt man hin, aber die Musashi macht daraus ein Stadtfest. Es wurde ein Poster angefertigt (Danke, Nicole!) und ausgehangen, die Präsentation war offen für jedermann an der Uni und sowieso jeden den man kannte. Das setzt einen schon ein wenig unter Druck. Dazu kommt, das die Japaner einen extremen Wert darauf legen, dass wir unser geschriebenes Manuskript 1:1 auswendig können. Boah, das ist ja etwas was ich neben komplett Ablesen hasse. Noch unlebendiger kann man es nicht sein. Aber gut, dann lernt man das nach Möglichkeit auswendig. Was, nebenbei gesagt, keine wirklich konnte. Und dann muss man noch extra zu irgendwelchen Extrastunden kommen und in jedem Unterricht den Scheiß x-mal vorlesen und x-mal korrigieren lassen. Gut, mein Japanisch war simpel, da reichte eien Korrektur, aber bei Yoann haben sie bestimmt siebenmal herumgepfuscht bis es dann zu einfach war und haben es wieder in die Anfangssituation zurückgesetzt. Er ist fast explodiert.

Und nun zur eigentlichen Präsentation: jeder der Besucher hat ein gedrucktes Exemplar bekommen und einen Fragebogen. Andächtig und still, wie sie nun mal sind die Japaner, haben sie uns gelauscht und kaum reagiert.
Ich war als Dritte dran und hab ein wenig herumgeflachst, wie ich es immer mache wenn ich nervös bin. Es hielt sich eigentlich im Rahmen, trotzdem ist es merkwürdig vor ca. 50 Leuten Japanisch zu reden und auch noch fachmännisch zu wirken.
Ich habe gelächelt, nach Möglichkeit viel Augenkontakt gehalten und manche Stellen abgelesen, was aber meines Erachtens auch noch kompetent rüberkam. Aber Reaktionen hab ich kaum geerntet. Und das bei meinen provokanten aussagen: Japaner sind zu schüchtern um Freunde zu finden und haben keine eigene Meinung. Sie machen immer das was andere sagen. ... Lustigerweise haben mir alle Japaner zugestimmt. Das nenn ich Ironie.
Gut, Yvonne ist fertig und die anderen dürfen sprechen. Yoann erzählt was über Selbstbewusstsein und wirft ein dass "keiner die Welt auf den Schultern kann wie Atlas...Naja, vielleicht kann es Yvonne". Das war mein Stichwort um nochmal nach vorne zu gehen und zu posen. Was alle, inklusive mich überraschte, Yoann ist mir dann auf den Arm gesprungen. Naja, das Fliegengewicht halt ich locker, aber die Japaner waren .... ruhig. Solange wir Spaß haben ist es super.

Nach 2 Stunden war dann alles vorbei. Ein wenig Small Talk und dann sind wir Franzmänner und ich Deutsche in Begleitung von 3 Japanern ins Izakaya um das Event zu begießen. Das war ein Spaß. Es ist ja nicht so als ob die Prüfungphase vorbei wäre, aber wir haben so gefeiert, denn es ging danach noch ins Karaoke. Wohooo. Wunderbar. Nach einer Stunde haben wir verlängert und gegröhlt als gäbe es keinen Morgen. Alle konnten "Dschingis Khan" und "Moskau" singen, ich war begeistert und mein Sommerlied 2011, wo ich einfach nicht weiß wie es heißt, aber es rockt, war unmöglich zu singen, aber das hat uns auch nicht davon angehalten zu singen.

Ein wunderbarer Abend, bis ich dann zu Hause ankam. Sayuri und Midori standen auf dem Flur und haben mich empfangen. Gut, Midori verlässt mich nächste Woche, das weiß ich und ich bin nicht glücklich, aber nun wurde mir eröffnet, dass Sayuri am nächsten Tag weg ist. Pamm! Wie jetzt?
Zum Glück kommt sie nochmal wieder, dann wird ein brasilianisches BBQ gemacht und ich sehe sie noch mal wieder und kann sie richtig verabschieden. Ein Glück. Klar natürlich hätte ich sie alle verlassen, aber der Plan war ursprünglich, dass ich als Erste gehe und nun bin ich die Letzte...
Also wird die letzte Zeit gemeinsam genossen!

2 Kommentare:

  1. Typisch Japaner....Vorträge ohne Reaktion sind blöd... Aber ich bin sicher, ihr habt es eh klasse gemacht! :D

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  2. Wenn es dich ein wenig tröstet: Es gibt einen extrem krassen Unterschied im Verhalten japanischer Bachelor-Studenten und den Master-Studenten. Die sind deutlich reifer - auf einmal.
    Wobei es schon lustig ist, dass die alle dagessesen haben wie die Ölgötzen. Uns wurden in diesem Semester die "Aizuchi" noch mal eingebläut und dass Japaner das ja auch unterbewusst und am laufenden Band machen. Meist halt auch in Vorlesungen oder so. Wobei - beim ersten Mal sitzen wohl viele recht stumm da und unsere Lehrerin hat uns versichert, dass sie das dann auch immer sehr verunsichert...

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