Mittwoch, 17. Februar 2010

In luftiger Höhe, real und spirituell

Und wieder begann ein neuer Tag in Japan und er endete mit wunden und geschwollenen Füßen.
Heute trafen wir uns in Shibuya. Das ist das erste Mal, dass wir so richtig in Tokyo waren und das Stadtfeeling ist gleich ganz anders. Hochhäuser, viele Autos und noch mehr Menschen. Wir standen ungefähr eine halbe Stunde am Bahnhof Shibuya und waren immer wieder erstaunt wo die ganzen Japaner herkommen. Insgesamt sind in den Schwärmen NUR zwei Gaijin (Ausländer) an uns vorbei gekommen. Es ist schon ein komisches Gefühl die einzigen Ausländer in der Nähe zu sein, aber trotzdem habe ich mich nicht beobachtet oder ignoriert gefühlt. Liegt vielleicht daran, dass ich nicht blond bin ^^.
Heute wurde uns der zweite Campus gezeigt. Er liegt mitten in der Stadt und ist sehr schön. Das Gebäude wirkt sehr traditionell. Es gibt sogar ein Tor mit einem lateinischen Spruch. Wäre mein Latein nicht so eingerostet, hätte ich das spontan übersetzt. Als wir dort waren war gerade die Einschreibungsprüfung für die zukünftigen Studenten.

In Japan ist es genau anders herum als in Deutschland. Hier, also Japan, schreibt man Prüfungen um an die Uni zu kommen, während wir in Deutschland Abschlußprüfungen schreiben. Man kann jetz darüber diskutieren was der sinnvollere Weg ist.
Auf dem Dach der Uni hatten wir einen wunderschönen Ausblick und da wir uns sehr gut mit unseren beiden Führer verstanden haben, haben wir auch viel herumgealbert. Leider habe ich meine eigene Kamera vergessen, sodass ich auf die Bilder der anderen beiden zurückgreifen muss.


Als Höhepunkt wurde wir heute zum Tokyo Tower geführt. Er stellt das Sinnbild für Tokyo dar und ist im Grunde genommen eine kleine und buntere Version des Eifelturms. Natürlich sind wir bis ganz nach oben gefahren und haben den besten Blick über Tokyo gehabt. Das Wetter war zwar trocken, aber trotzdem diesig, deswegen konnten wir nicht besonders weit sehen. Aber was wir gesehen haben war nur Stadt. Egal zu welcher Seite wie hinaus gesehen haben, es war immer bis zum Horizont Stadt. Irre.
Eine besondere Mutprobe war das Fenster nach unten in einer Höhe von 150 m. Ich muss sagen, dass ich nicht genau verstehe, warum die anderen so eine Angst hatten sich darauf zu stellen. Als ich dann nach Gequieke gebeten wurde auch darauf zu gehen habe ich das gemacht und bin....gehüpft. Die Aufregeung der anderen war klasse. Shinobu war so mutig und hat sich mit mir darauf gestellt und wir sind zusammen kurz gehüpft. Was soll da auch passieren? Das ist fettes Panzerglas, mit Stahldraht gesichert und garantiert 25 Sicherheitschecks unterzogen worden.


Von oben aus konnte ich viele Friedhöfe sehen und weil sie für mein Projekt halbwegs interessant sind und ich mich grundsätzlich dafür interessiert habe, sind wir dorthin gegangen. Die Friedhöfe in Japan sind in der Regel buddhistisch. Direkt davor stand also auch ein buddhistischer Tempel in den wir hineingegangen sind und nach japanischen Brauch Budha begrüßt haben. Dazu haben wir dreimal eine Prise Kräuter an die Stirn geführt und in einem Topf mit Kohle verbrannt. Danach haben wir und mit aneinenander gelegten Händen verbeugt. Leider haben wir keine Fotos, weil wir nicht unhöflich sein wollten. Es war irre. Die katholische Kirche ist langweilig dagegen. Ein riesiger goldener Buddha saß mittig im Tempel umgeben von Schmuck. An einer Seite stand ein Gong mit einer Halterung aus Holz, an der wunderschöne Drachen und Wolken hineingeschnitzt wurden.
Der Fridhof selber hatte kleine "Steinpuppen" mit roten Kappen. Sie stehen für gestorbene Kinder und werden von ihren Eltern noch häufig besucht und beschenkt. Da frage ich mich, ob da auch die abgetriebenen Kinder sind. Denn laut einem Artikel werden gerade für die besondere Statuen verkauft und betreut, um das schlechte Gewissen über die Abtreibung zu mildern.

Die Gräber der "normal" Verstorbenen sind wesentlich pompöser als in Deutschland. Zwar sind meines Erachtens die Verstorbenen auch in einer Urne, jedoch ist das Grab wie ein großer Altar aufgebaut. Viel hatten schöne frische Blumen in integrierten Vasen stehen und es gibt eine Vorrichtung zum Verbrennen von Räucherstäbchen. Auf Holzlatten hinter dem Grab steht der Todeszeitpunkt des Verstorbenen. Meistens sidn mehrere Latten hinter einem Grab gesteckt-
Das war für mich persönlich das HIghlight des Tages.
Schon auf dem Weg zum Tower hatten wir einen Schreib besucht (Vorsicht: Tempel= Buddhismus, Schrein= Shintoismus). Dort haben wir nach traditionller Form die Hände und den Mund gereinigt und Geld in den Geldkasten geworfen um die Glocke läuten zu dürfen. Hier im Schrein verbeugt man sich zweimal, klatscht zweimal in die Hände und verbeugt sich noch einmal. Shinobu meinte, dass mittlerweile viele Japaner die buddhistischen und shintoistischen Bräuche vermischen und im Tempel klatschen. Das ist ein gutes Beispiel für die Religionen in Japan, wo an sich die Religion genutzt wird, die momentan günstiger ist (Shintoismus für die Lebenden und Buddhismus für die Toten heißt es).

Natürlich sollte man, wenn man an einem Schrein ist, sich ein o-mikuji kaufen. Das sind Glückszettel. Man bezahlt 100 Yen und zieht ein Zettelchen. Ich habe kleines Glück. Lustigerweise wird mir davon abgeraten zu reisen, aber eine Geburt wäre unproblematisch. Dann weiß ich jetzt, was ich zu tun habe. ^^

An sich war nach dem Friedhof Schluss, aber Katha hat noch eine Freundin getroffen und Stefan und ich waren dabei. Wir sind in einen Mega-Media Markt gegangen. Whoa, da bekomme ich Angst. Sowieso ist Technik nicht so ganz meine Welt und dann ist hier in Japan überall bunte Werbung und viele Verkäufer, die einen ansprechen. Mal nebenbei, Japan hat die besten Arbeitbeschaffungsmaßnahmen der Welt. Überall sind Verkäufer, Informanten, Aufräumer, Schilderhalter usw. Es gibt im Tokyo Tower Frauen die uns nur darauf hinweisen, dass wir an den Fahrstuhl treten sollen, während die nächste uns hinauffährt. Und alle superfreundlich.
Im Shop, bzw. Technikuniversum, haben wir uns wieder über elektonische Wörterbücher informiert und sind in die Spielabteilung gegangen. Es ist unglaublich was es hier für einen Scheiß gibt. Jede Menge Manga-und Animemerchandise. Und: Gacha Gacha. Das sind "Kaugummiautomaten" für Spielzeug. Meistens sind es Anhänger oder kleine Sammelfiguren zu Serien, Manga oder Markenteilen wie Hello Kitty. Je nachdem was man haben will steckt man 100 bis 400€ hinein, dreht an nem Ding und man bekommt eine Plastikkugel mit lustigen Inhalt (natürlich ohne vorher zu wissen, was genau man bekommt, wie im Kaugummiautomaten halt). Ich schätze die Gach Gacha-Automaten dort auf 1000 Stück. Und jetzt denkt nicht, dass das nur Kinder machen. Ich habe da mehr Erwachsenen gesehen.

Naja gut, diesen Tag haben wir gut 11 Stunden auf den Beinen verbracht und wir sind halbkriechend zu Hause angekommen.
Auf in einen neuen Tag...

3 Kommentare:

  1. Yeah, Gasshapon-Automaten!! Die sind soooo toll :D was meinst du wie viel Geld ich da gelassen hab?
    Übrigens voll toll, dass ich heute ewig deinen Blog nicht gefunden habe und du dann die adresse gepostet hast, als ich ihn schon gefunden hatte ^^° Pass auf die Füße auf, Japan ist ein Viel-Laufen-Land.

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