Donnerstag, 10. Dezember 2009

Japanologie, ein Orchiedeenfach (?)




Die Japanologie gehört zu den Orchideenfächern.
Seltene Fächer mit ungewöhnlichen Inhalten und wenigen Studenten werden zu den Orchideenfächern gezählt. Zum Beispiel Sinologie, Kristallographie oder Arabistik. Es wird ihnen nachgesagt, dass sie einen hohen Spezialisierungsgrad und eine gute Betreuung durch die Professoren, bedingt durch die wenigen Studenten, haben.
Wenn das die Kriterien sind, dann zählt die Japanologie eigentlich nicht mehr dazu. Es wird zu einem Modefach. Immer mehr Kinder und Jugendliche lesen Mangas und sehen Animes. Dadurch fangen sie idealerweise an sich für Kanji (chinesische Zeichen) und die Kultur zu interessieren und wollen etwas darüber lernen. Der Hautteil dieser Jugendlichen wollen aber nur die Sprache lernen um später Mangas auf Japanisch lesen zu können oder als Übersetzer in einem Mangaverlag zu arbeiten.
Bei weitem sind das nicht alle Möglichkeiten für Japanologen.
Orchideenfächer bilden Nischen für die großen Massenfächer wie BWL oder Politikwissenschaften. Wer diese großen Fächern in Kombination mit einem Orchideenfach studiert, hat später durch sein besondere das Wissen gute Chancen in den überlaufenen Markt zu stiegen. In der Japanologie wäre das natürlich das Beherrschen der Sprache. Kombiniert mit BWL oder Wirtschaftswissenschaften wäre dies eine gute Grundlage, um bei Firmen mit Japanbezug zu arbeiten. Es ist bekannt, das der asiatische Raum wirtschaftlich ganz weit vorne ist. Japan ist Exportweltmeister. Germanistik oder Journalismus können mit dem Bezug von Orchideenfächern gewinnbringend sein. Wenn man als einer der wenigen in der Lage ist japanische Schriften zu lesen, ist man bei Fachzeitschriften gefragt.
Aber auch einfach nur die Tatsache das man eine Geisteswissenschat und somit andere Methoden lernt, erhöht die Chancen auf dem Markt. Man hat gelernt über den Tellerrand zu schauen und somit andere Kulturen, Strukturen und Ideen zu verstehen.

Wie bereits oben erwähnt, zählt de Japanologie langsam nicht mehr zu den Orchideenfächern. Das kommt durch den hohen Andrang von neuen Studenten. Das ist natürlich eine wunderbare Sache, wer freut sich nicht, dass man nicht alleine mit seinen Interessen ist. Doch kommt es dadurch zur Verringerung der Nischen. Die Besonderheit fällt weg.
Hochschulpolitisch gibt es ein weiteres großes Problem. Dadurch, dass man als „kleines“ Fach gehandhabt wird, werden von der Universität nur wenige Professoren,Lektoren und Mitarbeiter gestellt. Nun bewerben sich aber immer mehr Studenten auf dieses Studiengang. Ihnen muss in berufsqualifizierendes Studium ermöglicht werden, sprich: der Sprachunterricht muss funktionieren.
In Halle ist es nun, dass 70 Erstsemester angenommen worden sind. Der NC wurde von der Universität aufgehoben, um eine bestimmte Mindestanzahl von Studenten den Zugang zur Universität zu ermöglichen. Diese Mindestanzahl ist vom Staat vorgegeben und wird sie erreicht erhält die Universität Gelder vom Staat.

Die hohe Anzahl der neuen Studenten schlägt sich negativ auf den Sprachunterricht aus. Es sitzen nun 70 Wissbegierige in einem Kurs der ursprünglich für 20 ausgelegt wurde. Es kann nicht mehr jeder einzelne so gefördert werden wie es vorgesehen ist. Die Durchfallquote wird ansteigen. Dadurch werden diese „Sitzenbleiber“ in einem Jahr wieder bei den Erstsemestern sitzen und den Kurs wiederholen, dass heißt zu den vielen Neuen, werden ein paar „Alte“ sitzen und den Kurs noch weiter vergrößern.
Dieses Problem kann gelöst werden, wenn ein weiterer Lektor angestellt werden würde. Der Sprachkurs könnte geteilt werden und der Inhalt könnte besser gelehrt werden. Hört sich soweit nach einer einfachen Lösung an. Ist es jedoch nicht, da die Geldgeber der Universität aufgrund der Größe des Faches keinen weiteren Lektor vorsehen. Dieses Problem wird nun dadurch umgangen, dass die Professoren des Faches den Sprachkurs geteilt und einen Lehrbeauftragten angestellt haben. Lehrbeauftragte sind keine ausgebildeten Lehrer und sind lediglich Leute, die (speziell für die Japanologie:einen japanischen Pass haben und) gewillt sind kurz auszuhelfen. Außerdem erhalten sie sehr wenig Geld für sehr viel Arbeit. Ihnen wird nur das Geld für die Dauer des Unterrichtes gewährt. Vorbereitung, Nachbereitung, Korrekturen und so weiter sind unentgeltlich. Keiner würde dies langfristig tun. Um weiteren Qualitätsverlust auszugleichen werden Tutorien von älteren Semestern, die bereits in Japan studiert haben, gegeben, Sie helfen den Erstsemestern die Grundlagen zu verstehen.
Soweit ist die Theorie der Sprache abgedeckt. Aufgrund der noch immer großen Kurse bleibt jedoch das Sprechen auf der Strecke. Die Tutorien sind Deutsche und können das nicht wirklich auffangen.
Die Qualität des Studiums geht verloren.
Nun versuchen wir Studenten selber, das Problem in die Hand zu nehmen und treten an die hohen Ämter der Universität heran, um sie zu überzeugen, das kleine Orchideenfach Japanologie finanziell zu stärken.

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