Sonntag, 6. April 2025

Hoch zu Ross, äh Fuß

Das Wetter war heute ein wenig ungnädig, aber man kann ja nicht drei Wochen lang Glück haben. Als wir bei unserem heutigen Tagesziel Kamakura angekommen sind, hat es geregnet. Wir haben uns davon natürlich nicht abhalten lassen die Gegend zu erkunden. Ich war schon zweimal in Kamakura und habe die Hauptziele erstmal ignoriert. Naja, gut, wir sind durch die Haupteinkaufsstraße voller omiyage und Essen durch gehuscht, haben uns dann aber durch nette Wohngegenden geschlagen. Da stehen so einige hübsche Häuschen und dicken Autos und die Straßen sind so eng, dass es keinen Bürgersteig gibt und theoretisch Einbahnstraßensystem bestehen müsste. Tut es aber nicht. 

Nach einigen feuchten Wanderminuten stehen wir vor dem Sasuke Inari Schrein. Der scheint weniger bekannt zu sein, ist aber niedlich. Zu Marcels Leid waren dort sehr viele Stufen die mit roten Torii geschmückt waren. Fast so wie der große Fushimi Inari Schrein in Kyoto. Wir sind natürlich hoch und haben all die kleinen Keramikfüchse bewundert. Wie beim Daruma-Schrein bei Osaka stehen hier überall kleine Keramikfiguren herum. Sie stammen von Gästen die sie gekauft haben und dort postiert haben. Kamakura liegt zwar relativ nah am Wasser, ist aber auch halb im Gebirge drin, daher sind einige Teile des Schreins höher gelegen und mit mehr Stufen erreichbar gewesen. 

Auf dem Weg zurück sind wie zu dem nächsten Schrein abgebogen. Kamakura ist eine sehr alte Stadt und diente vor Jahrhunderten als Regierungssitz der daimyos, Fürsten. Daher findet man hier sehr viele alte und kleine heilige Stätten. Zu manchen muss man jedoch ein wenig mehr Kraft aufbringen um dorthin zu gelangen. Der Berg war ziemlich steil und der Regen hat den Aufstieg nicht angenehmer gemacht. Aber dann standen wir vor einem in den Berg geschlagenen Tunnel. Keine halben Sachen, also sind wir in den kleinen Tunnel um kommen bei dem Zeniarai Benzaiten Ugafuku Schrein. Bei diesem unaussprechlichen Tempel ist die Besonderheit, dass hier das Wasser aus fünf Quellen zusammenläuft und wenn man dort sein Geld wäscht, dann vermehrt es sich. Ich habe hier vor 14 Jahren schon mal Geld gewaschen und danach tatsächlich eine unerwartete Summe erhalten. Daher sollte jeder hier mal vorbei kommen und das Portemonnaie säubern, auch wenn der Aufstieg ein wenig beschwerlich ist. 


Für uns ging es erstmal zurück Richtung Bahnhof um etwas Essbares zu finden. Also das Finden ist in der Regel nicht das Problem, sondern das darauf einigen. Es ist sehr auffällig, dass es in Kamakura sehr viele kleine süße Cafes und Ateliers gibt. Nach einem Zwischenstopp beim Chinesen - es schmeckt hier gaaaanz anders als in Deutschland - sind wir den Kirschblütenweg zum Tsurugaoka Hachimangu Schrein gegangen. DAs dürfte neben dem Riesen-Buddha die bekannteste Attraktion in Kamakura sein. Gerade jetzt im Frühling ist die Allee vor dem Schreingelände unglaublich schön. Aber auch in den Gärten dort gibt es viele Kirschbäume. Und wieder viele Treppen bis zum Hauptschrein hinauf. Aber frisch gestärkt macht uns das nichts. Der Regen hat mittlerweile auch aufgehört, also konnten wir mit Genuss die Gärten und Teiche ansehen bis wir wieder den Kirschblütenweg zurückgegangen sind. Aber bis zur Hälfte. Zum einen haben uns die Leute genervt die jede Minute stehen geblieben sind um Fotos zu schießen, zum anderen haben wir einen Sherlock Holmes Laden entdeckt. Das fanden wir so merkwürdig, dass wir uns das ansehen mussten. Es handelte sich tatsächlich sogar um ein Sherlock Holmes Museum. Wir sind aber nicht reingegangen. Tatsächlich fiel Marcel ein Rikscha-Läufer ins Auge und er wollte sowieso schon die ganze Zeit Rikscha fahren, also haben wir die Chance gleich genutzt.

Leo, der arme kleine Junge, durfte und zwei Mopskinder 45 Minuten lang durch Kamakura ziehen. Nun gut, Leo ist 19 Jahre alt, steht voll in der Blüte und trainiert Kickboxen, das Beintraining tut ihm gut. Wir haben uns für eine Kirschblüten/Naturroute im Osten entschieden und nachdem unsere beiden dicken Hintern in der Rikscha platziert wurden ging es auch los. Innerlich haben wir mitgeholfen zu ziehen. Er tat uns schon ein bisschen leid, aber er konnte parallel erzählen. Größtenteils auf Englisch, aber manchmal sind wir ins Japanische übergegangen. Es ging wieder durch enge Straßen an den schicken Wohnhäusern vorbei und direkt zum Honkakuji Ebisudo. Der Tempel ist dem Gott Ebisu gewidmet und steht an einer Ecke, die häufig von Unglücken heimgesucht wurde. Ebisu ist ein starker, muskulöser Gott und beschützt somit die Stadt. Weiter geht es zum Myohonji Tor. Da steht ohne Türen und ohne Mauer in einem Wohngebiet. Es bedeutet, dass jeder willkommen ist und jeder hier seine Heimat haben kann. Daran vorbei sind wir dann zum Chikozan Myohon Tempel. Hier sind wir abgestiegen weil es wirklich sehr steil war. Aber Leo hat uns den Tempel und die Gebräuche gezeigt. Er hat gesagt, dass es dieses Jahr ungewöhnlich ist, dass die Kirschblüte parallel zu einer anderen Blume blüht, was diesen Tempel jetzt besonders macht. An all diesen Spots sind keine ausländischen Touristen zu sehen. Es sind nicht übermäßig viele in Kamakura, aber hier waren gar keine. Zum Service gehört, dass auch Fotos gemacht werden und unser Leo hat da echt ein Händchen für. Die 45 Minuten sind schon um, also zurück zum Treffpunkt. Das hat sich gelohnt, unser Rikscha-Mann war echt super, hat unseren Humor verstanden und wir haben schöne Ecken gesehen, die wir garantiert nie nicht gesehen hätten. 

Trotz des Regens am Vormittag war es ein schöner Tag in einer süßen alten Stadt.

Samstag, 5. April 2025

Godzilla im Kimono

Super ausgeschlafen sind wir bequem in den Tag gestartet. Wir haben zum Abend hin einen Termin und wussten, dass es da enger wird im Zeitplan, aber morgens/mittags war alles entspannt. Da wir einen Mitbringwunsch für uns haben sind wir nach Ueno gefahren. Da waren wir ja schon im Park und Naturkundemuseum, aber diesmal sind wir da durchspaziert um zu einem Hanko-Laden zu kommen. Hanko sind Namensstempel die in Japan als Unterschriftersatz genutzt werden. Also der Stempel ist wichtiger als die Unterschrift. Dieser Hanko-Laden hat die Besonderheit, dass er Tiere, Essen oder was auch immer mit in den Namen baut. Man hat eine Auswahl von 200 Bilder, dann das Alphabet, die Schriftart, die Farbe, die Größe....Auf jeden Fall ein cooles Teil.


Wir sind eine Haltestelle früher ausgestiegen (mein Fehler) und sind dorthin spaziert. Dabei sind wir durch kleine Gassen und Hinterhöfe gegangen. Wenn man den Hauptweg verlässt, dann ist es gleich viel ruhiger und ländlicher. Es führte uns sogar durch eine wundervolle Kirschblütenallee. Hier waren zwar viele Menschen, aber kaum Ausländer. Dazu schien die Sonne und wie waren einfach glücklich hier zu sein. Als wir den Laden gefunden haben, war dieser auch in einer kleinen muckeligen Einkaufsstraße. Wir haben schnell unsere Wunschstempel bestellt und sind dann natürlich da noch rumgeschlichen bis wir die Stempel abholen konnten. Es gab unendlich viele Katzenläden. Also thematisch. Irgendwann fiel mir der Name der Straße ins Auge: Yanagata Ginza. Diese Straße kannte ich aus Social Media und hatte sie mir als Inspiration eigentlich auch bei GoogleMaps gespeichert. So einfach kann es manchmal sein. Zwischen all den Katzenläden gab es auch einige Gebrauchtwarenladen, in diesem Fall eher eine Mischung aus Trödelladen und Souvenir. Und bei einem Laden schau ich nicht richtig: da lagen Obis, Gürtel für Kimonos, für 550 Yen aus. Und einige waren extrem hochwertig. Ein guter Kimono kostet gerne 1000€ und ein Obi kann auch mehrere Hundert Euro kosten. 550 Yen sind umgerechnet knappe 3,50€. Da musste ich zuschlagen. Ich habe zwei Obi für 1550 Yen (ca. 10,50€) mitgenommen. Ich hab zwar noch keinen richtigen Kimono, aber das würde sich heute ändern, das war schon geplant. Oder ich benutze sie für das Tanzen, mal schauen. 


Nachdem wir unsere schicken Stempel abgeholt haben, sind wir Richtung unseren Termins gefahren. Auch hier hatten wir eine kleine Strecke zu Fuß zurückzulegen, da der Treffpunkt gefühlt im Nirgendwo war. Zwischen kleinen Straßen, Schulen und Tempels hat es uns dann doch zum Ziel geführt. Wir haben einen Kimono-Workshop gebucht. Für wenig Geld dürfen wir uns einen Kimono unserer Wahl aussuchen und dann wird er für uns angepasst. Marcel bügelt sich auf seinen Kimono seinen Namen in Kanji auf und meinen arbeite ich in einen Zweiteiler um, sodass er für uns Europäer leichter zu tragen ist. Dann wird er uns angezogen, mit allem Pipapo und Fotos geschossen. Wenn man will, dann kann man natürlich den ausgewählten Obi dazukaufen. Aber auch das ist für sehr wenig Geld möglich. 

Es waren mit uns zusammen eine polnische Familie dabei und wir haben uns gut unterhalten können während wir unsere Kleidung bearbeitet haben. Marcel hat sich das komplette Paket rausgesucht: Hemd, langer Kimono und Jacke. Man hatte uns vorher schon nach seinem Namen gefragt, sodass sie Kanji rausgesucht haben, die den Lauten seines Namens entsprechen. Dazu hat er sich noch die Farbe der Schrift ausgesucht und durfte es sich direkt auf die Jacke aufbügeln. Bei mir wurde Maß genommen und dann musste ich den Kimono zerschneiden. Nur in zwei Teile, aber es tat trotzdem weh den schönen Stoff zu zerstören. Es bleibt aber alles bei mir, da Schnüre zum einfachen Anziehen angebracht wurden.

Zum Ende wurden wir dann auch in allem eingepackt. Marcel hat seine drei Schichten anbekommen und durfte sich noch den passenden Obi plus Schmuckschnur aussuchen. Ich habe den Kimono anbekommen und durfte mir auch einen Obi mit Obituch und Schmuckkordel aussuchen. Es fühlte sich an wie ein Geschenk verpackt zu werden. Wir sind beide superglücklich mit unserer Wahl. Wir sind auch sehr glücklich mit dem Kurs, da die Mädels sehr lieb und nett waren. Klar, der eine oder andere fragt sich warum wir einen Kimono wollen, wir ziehen es doch wahrscheinlich nie wieder an. Tja, möglich. Aber es ist ein Stück Kultur das wir für uns mitnehmen. 

Marcel war so glück mit seinem Outfit, dass er es gleich anbehalten hat. Wir hatten noch vor nach Diver City nach Odaiba zu fahren um dort den größten Godzilla Store zu besuchen. Und die lebensgroße Gundamfigur muss natürlich auch noch besichtigt werden. Also sind wir das Stückchen Fußmarsch wieder zurück zur Station und Richtung Tokyo Bay gefahren. Marcel merkt, dass das Tragen eines Kimonos seine Herausforderungen hat und man sich anders bewegen muss. Jetzt kann er nachvollziehen, warum ich so selten Kleider anhabe. Aber die Reaktionen der anderen waren schon wohlwollend ihm gegenüber. 



Der Godzilla Laden war schnell gefunden und irgendwie nicht so groß wie erwartet. Natürlich hat uns ein riesiger Godzilla empfangen und der größten GatchaGatcha Automat war auch da, aber sonst...normal groß alles. Im Gegensatz zum Gundam. Der ist lebensgroß gewesen. Und im Falle eines Weltraumroboters bedeutet das 15 Meter. Das ist das Tolle an Japan, die machen das einfach. Die stellen eine riesige Figur irgendwo hin und alle freuen sich. Wir kamen auch gerade zu einer Lichtershow an, wo die Figur besonders beleuchtet wurde und sich auch bewegt hat. Grandios! Auch wenn ich keinen Plan von der Gundam Animeserie habe, so hat mich der Gundam Hype von Yoann damals gepackt und ich freue mich über diese großen Aktionen. So ein riesiger Bernd das Brot, das hätte für Deutschland doch auch was. 

Freitag, 4. April 2025

Japan das Serviceland

 Endlich sind wir wieder zurück nach Tokyo. Es fühlt sich wirklich wie nach Hause kommen an. Man kennt sich hier aus, die Leute sind freundlicher, es ist geordneter. Viel besser als Osaka. Wobei Shizuoka und Nara, also die eher ländlichen Gegenden auch sehr schön waren. 

Zum unserem Tag per se gibt es nicht so viel zu berichten. Wir haben ausgeschlafen, gefrühstückt, sind um 11 Uhr mit dem Shinkansen drei Stunden nach Tokyo gefahren und haben hier wieder im gleichen Hotel eingecheckt.  Wobei wir jetzt ein größeres Zimmer mit Eckfenster und zwei Betten haben. Luxus! Im Zug saßen wir neben zwei Australiern und hatten mit denen ganz nett gequatscht. Es ist immer wieder spannend andere Ausländer kennen zu lernen, sofern sie einen nicht von vornherein arrogant und abwertend beäugen. Meistens geht man sich aus dem Weg, das war schon damals so, aber jetzt ist neben den kulturinteressierten Touristen noch die Gruppe neureicher Fatzken dazu gekommen. Man sieht ihnen an, dass sie Geld haben und sich eigentlich viel zu fein sind den Berg zum Tempel zu besteigen. Im Restaurant und am Bahnhof benehmen sie sich wie Könige und verstehen nicht, dass man sich dem System ein bisschen anpassen muss. Aber nun denn. Genauso wollen wir nicht sein. 

Nachdem wir eingecheckt haben war unser erstes Ziel endlich mein Handy irgendwie ins Leben zurückzurufen. Wir wussten nicht: kann man es reparieren, wo kann man es reparieren? Liebe rein neues kaufen? Aber in Japan oder in Deutschland? Wir haben geschaut welche große Elektronikkette bei uns in der Nähe ist und sind zu Big Camera gelaufen. Reparaturen machen sie dort generell nicht, höchstens für Vertragshandys. Hab ich ja nicht. Ob ich denn ein neues wölle. Es gibt in Japan hauptsächlich vertragsgebundene Handys und nur eine kleine Auswahl an simfreien. Umgerechnet ist das günstigste Samsung, ich will durchaus bei der Marke bleiben, nicht viel günstiger als in Deutschland. Und im Vergleich ist es wertemäßig fast schlechter als mein jetziges. Dazu kommt die Frage: muss ich es beim Zoll anmelden und nochmal Zoll bezahlen? Hab ich nur bedingt Lust drauf. 

Also haben wir uns erstmal geeinigt, dass wir nach einem Reparaturservice schauen. Der Mitarbeiter hatte schon nachgesehen, aber die nächste Reparaturstelle sei in Shibuya oder Ikebukuro. Hätte ich ein iPhone, wäre es kein Problem, die sind überall. Mit ein bisschen Recherchetalent habe ich eine Kette gefunden, die auch nicht-iPhones repariert und die eine Zweigstelle im nächsten Viertel haben. Also sind wir mit Googlemaps dahin gelaufen und stehen vor einer Art Einkaufszentrum, welches schon sehr in die Jahre gekommen aussieht. Es gibt auch tatsächlich keine Karte in unserem Alphabet und beim durchlaufen hat es uns an diese asiatischen Einkaufstraßen erinnert, wo jeder eine kleine Garage hat. Die Rolltreppe ging bis in den vierten Stock, aber nach unter war sie abgebaut, da war ein Loch. Alles schon komisch. Aber der Karte haben wir dann aber die besagte Filiale gefunden, wussten aber nicht, wie wir in den 5ten Stock kommen. Bis in den vierten Stock war alles lageplanmäßig aufgezeichnet, aber laut "Zimmernummer" waren sie im 5ten. Aber es gibt nette Leute die man fragen kann und die haben uns dahin gelotst. Wobei es nicht einladend aussah. Der Großteil der Zimmer war unbelegt und im Endeffekt war es nur ein Büroraum.

Aber die zwei Jungs dort waren sehr nett und hilfsbereit. Wir haben es größtenteils auf Japanisch geklärt was das Problem war, wie die Kosten aussehen und ob es versichert sei und er sagte, dass sei kein Problem, in einer Stunde könne ich wieder kommen. Was? Wie bitte? Ich musste zum Glück nie mein Handy zur Reparatur geben, aber ich bin durchaus von ein paar Tagen Bearbeitungszeit ausgegangen. In Deutschland hätte ich es garantiert zwei Wochen abgeben müssen. Naja, sagt er, vielleicht sind es auch 1,5 Stunden. Ja bitte, wenn es denn sein muss. Ich habe auch geklärt, ob ich es zahlen müsste, wenn er es nicht repariert bekommt. Und das wäre nur ein Obolus von 20€ gewesen. Ehrlich gesagt: ich habe nicht damit gerechnet, dass es klappt, aber diese 20€ war es mir wert. Also sind wir Kaffee trinken gegangen.

Pünktlich nach einer Stunde sind wir wieder da und meine Katzen schauen mich vom Handy an. YEAH! Sie haben es tatsächlich geschafft mein Handy zu reparieren. Das einzige was nicht funktioniert ist die Fingerprintfunktion. Aber das überlebe ich. Die nutze ich eh nicht wirklich. Da ich ihm fälschlicherweise den falschen Gerätetyp gegeben hatte, wäre es 1000Yen teurer geworden, aber die hat er mir wegen des Fingerprintreaders erlassen. Ist trotzdem nicht supergünstig, aber in meinen Augen die beste Option von allen. Ich habe mein normales Handy und meine Daten, kein Stress wegen der Neuinstallation und muss mir keine Sorgen wegen des Zolls machen.

Ich habe schon zu Marcel gesagt, dass mein Japanisch echt noch gut genug ist. Das hätte ich mit nur Englisch wahrscheinlich nicht organisieren können. Und wegen eines Handy japanische Freunde oder Katja zu belästigen, das wäre es mir nicht wert gewesen. Und so haben wir diesen Tag mit alltäglichen Dingen gefüllt bevor der Touri-Wahnsinn morgen wieder startet.

Donnerstag, 3. April 2025

Heilige Rehe

 Nach dem Tag voller Lärm und Action wollten wir es mal wieder ruhiger angehen lassen. Ursprünglich hatten wir geplant nach Kyoto zu fahren, aber wir bekommen von so vielen Seiten die Info, dass es da total überlaufen ist, sodass wir spontan umdisponiert haben. Nara ist in der Nähe und wurde uns schon mehrmals empfohlen. Wer sich in Japan weniger gut auskennt: Nara ist ca 1,5 Stunden Bahnfahrt östlich von Osaka. Und es ist berühmt für seine Rehe. In Nara werden Rehe als göttliche Tiere verehrt. Daher gibt es hier sehr viele und sie sind extrem an Menschen gewöhnt. So ein Streichelzoo in Deutschland ist fast nichts dagegen so zutraulich sind sie. 

Wir sind nach dem Ausschlafen bequem nach Nara gefahren und haben uns zu Fuß vom Bahnhof aus zum Park gemacht. Außer den Rehen hatten wir keinen großen Plan und sind mal wieder nur der Nase gefolgt. Die hat uns an zahlreichen Mitbringselläden vorbei in den Park geführt. Dort haben wir die ersten paar Rehe gesehen. Die kamen auf einen zu, bzw. standen oder lagen einfach so rum und haben sich überhaupt nicht stören lassen. Wir haben auch einen Stand gefunden, wo wir Reh-Cracker kaufen konnten um damit die Rehe zu füttern. Man merkt eindeutig, dass sie Menschen gewöhnt sind, weil wenn sie die Cracker riechen, kennen sie keine Zurückhaltung. Mich haben sie in die Hosentaschen gebissen und Marcel am Shirt gezogen. Später haben sie auch in die Hose gebissen und einer Russin haben sie die Starbuckstüte geklaut und zerfetzt. Es wurde auch vor den männlichen Rehen gewarnt, die sind aggressiver. Ich würde sie eher als aufdringlicher beschreiben. Es kann aber kaum was passieren, da die Geweihe entfernt wurden. Bei den Tausenden von Tieren ist das auch für die Tiere besser. Zum Füttern gibt es aber noch Regeln: man verbeugt sich vor dem heiligen Tier, bevor man Futter anbietet. Mit einer Verbeugung nimmt das Reh das dann an. Ich würde sagen, dass der Pawlowsche Effekt hier mehr wirkt als die Göttlichkeit. Die Rehe haben durch Verbeugen angezeigt, dass sie Essen wollen bevor man überhaupt wahrgenommen hat, dass sie vor einem stehen. 

Wir sind den Hauptweg durch den Park immer weiter gefolgt und sind dabei auf dem Weg zum Weltkulturerbe Kasuga Taisha gewandelt ohne es zu wissen. Links und rechts war alles von alten Lampen gesäumt und dazwischen all die Rehe. Wir haben uns wegen der ganzen Touristengruppen den Haupttempel nicht angesehen, aber es lag sehr idyllisch im Wald. Wir haben den Wanderweg noch ein wenig verfolgt um die 15 Nebenschreine zu sehen und die Stille genossen. Da das Wetter aber heute ein wenig unentschlossen war und einen Regenschauer schickte, sind wir um gekehrt zu den Rehen. 

Dabei sind wir den Weg zu dem anderen großen Tempel in Nara eingeschlagen. Dieser buddhistischer Tempel steht seit rund 1500 Jahren und sieht auch sehr robust für sein Alter aus. Gerade das Tor das Zugang zu dem heiligen Ort gibt ist riesig. Und überall die Rehe zwischen den zahlreichen Touristen. 

Was sich so schnell liest war in Wirklichkeit ein Spaziergang von fünf Stunden. Wir haben die Zeit nicht bemerkt und wir haben nur gemerkt, dass die Beine von gestern noch sehr müde sind. Daher haben wir uns langsam gen Bahnhof gemacht und versucht was zu Essen zu finden. Aber wir konnten uns nicht einigen. Das lag aber eher an der Erschöpfung. Also ab nach Hause ins Hotel, das Essen haben wir hier im Bahnhof dann zu uns genommen. Da wussten wir, was wir haben. Wir sind uns auf jeden Fall einig, dass Nara ein Highlight der Reise war. 

Mittwoch, 2. April 2025

Universal Studio Japan

Wie ich schon in meinem ersten Eintrag zu dieser Reise geschrieben habe, war der Plan, dass wir in die Universal Studios Japan fahren. Nach den wochenlangen Vorbereitungen und dem Warten auf die Tickets, sind die Erwartungen ziemlich hoch. Der Preis tut dazu sein Übriges. Wir haben tatsächlich umgerechnet zu zweit für den Eintritt mit Extraticket für das Nintendoland 470€ bezahlt. Wir haben uns gesagt, dass wir wahrscheinlich nie mehr hinfahren werden und als Achterbahnfans und Potter-Nerd muss man halt hin.

Gut vorbereitet ging es schon so früh los, dass wir um 8 Uhr angekommen sind. Und gut vorbereitet heißt: Marcel hat sein tattooverdeckendes Outfit mit Handschuhen, Schal und Pulli an. Das Make-Up ist im Rucksack. Obwohl unsere Bahn relativ leer war, standen schon Unmengen Menschen vor dem Eingang und die ersten Achterbahnen waren schon aktiv. Der Einlass ging aber relativ schnell mit Sicherheitskontrolle und da zeigt sich: Marcel kann aufatmen und muss sich nicht vermummen. Die Tattoos sind okay.

Unser Zeitplan war einfach. Wir haben einen Zeitraum von 11:50 an für das Nintendoland und in folgenden 1,5 Stunden können wir dort drei Bahnen fahren ohne in der normalen Schlange zu stehen. Um 18:10 Uhr geht es dann mit zwei weiteren Bahnen in der Wizarding World weiter, wo wir einen festen Zeitraum haben. In der restlichen Zeit können wir machen was wir wollen und haben sogar noch zwei weitere Bahnen unserer Wahl, wo wir die Warteschlange überspringen können. Daher sind wir am Anfang erstmal relativ planlos drauflos gelaufen und haben uns die amerikanisch angehauchten Welten am Anfang angeschaut. Die waren aber noch langweilig, da die Geschäfte uns Essenslokale die dort alle sind erst später aufmachen. Es war aber schon eindeutig zu sehen, dass USJ als Hauptziel hat, Unmengen an Merchandise an Leute loszuwerden. Es gab bestimmt 50 verschiedene Haarreifen zu den Themenwelten, lustige Hüte, Schlüsselanhänger etc. Man kann dort definitiv sehr viel Geld lassen. 

Die erste Welt in die wir gestolpert sind war die Minion-Welt. Die war relativ klein, aber sehr liebevoll gemacht. Man hat viele Shops und Themen aus der Welt erkannt. Und natürlich haben die Minions überall Blödsinn gemacht. Theoretisch hatten wir die Möglichkeit die dortige Attraktion zu besuchen, aber wir wollten lieber dafür den "Flying Dinosaur" nehmen. Das war eine der beiden Fahrattraktionen in der Nachbarwelt Jurassic Park. Die Achterbahn hat uns schon von weitem angelockt und wir wussten auf was wir uns einlassen. Man liegt bei dieser Achterbahn unter der Schiene und mit dem Gesicht zum Boden. Man ist sozusagen der Flugsaurier. Mit unserem Expresspass sind wir an der Schlange vorbeigehuscht und haben viel Zeit gespart, man kommt sich ein bisschen wie ein VIP vor. Klar, ein bisschen muss man warten, aber es sind vielleicht insgesamt mit Rucksack verstauen und Boarding 20 Minuten. Und dann hängt man da schon in der Luft und wird hochgezogen. Erst schräg, aber oben liegt man parallel zum Boden und stürzt dann kopfvoran hinab. Das ist total irre. In der Achterbahn gibt es mehrere Loopings und Schrauben. Dadurch, dass man unter der Bahn hängt sieht man nicht wirklich was kommt und das Gefühl beim Looping außen zu sein ist verrückt. Das hat absolut Spaß gemacht. 

Und weil uns Jurassic Park gefällt nutzen wir unseren Pass auch gleich für die zweite Aktion. "The Ride" ist eine Bootsfahrt durch den Jurassic Park. Man schippert am Anfang gemächlich durch den Park und erfreut sich an den Stegosauriern und Brachiosauriern.  Und dann kommt man in die gefährliche Zone der Raptoren. Dummerweise, wer hätte es geahnt, ist der Zaun kaputt und anscheinend sind Saurier ausgebrochen. Die Story des Films ist ja bekannt. Und die Wasserfahrt wird ein wenig wilder als wir durch Lagerräume schippern und dann auf einmal ein Riesen T-Rex von vorne auf uns zustürmt. Tja, erwischt hat er uns nicht weil wir dann bergab gesaust sind. Es hat uns komplett durchnässt. Marcels Shirt war komplett durch und ich hab auch einiges abbekommen. Zum Glück hatten wir noch Pullis mit, sodass wir wechseln konnten. Das Wetter war zum Glück angenehm. 


Die Wartezeit für das Nintendoland haben wir mit ein bisschen Essenssuche und Rumlaufen überbrückt. Wir sind auch schon nach Hogsmeade, in die Wizarding World, gelaufen und haben uns dort schon mal umgeschaut. Es spricht bestimmt mein Potter-Herz aus mir, aber wenn man um die Ecke kommt, Hogsmeade sieht und im Hintergrund ragt Hogwarts raus, dann fühlt sich das schon schön an. Aber noch sind wir nicht soweit, dass wir da die Fahrattraktionen nutzen dürfen. Shoppen ist aber allemal drin.

Das Nintendoland ist der Aushänger der USJ. Und das auch zurecht. Man bestritt die Zone und man fühlt sich so, als wäre man direkt in den Mario-Spielen. Das Land hat mehrere Ebenen wo die fleischfressenden Pflanzen aus Röhren kommen oder Geldblöcke sind. Man sieht die Pilze umherwandern oder die Stachelpflanzen. Natürlich ist ein Bowserschloss vorhanden und Yoshies fahren auch umher. Wir haben zeitbedingt unsere Fahrten abgearbeitet. Zuerst gab es "Koopas Challenge". Man kann eigentlich sagen, dass wir in echt Mario Kart gefahren sind. Dazu saßen wir in Viererautos und hatten eine Brille auf, die uns durch Augmented Reality die Gegner gezeigt hat. Also wie im Sci-Fi Film hat man das Spiel auf der Brille vor Augen gehabt. Man musste Lenken (klar, das Auto fuhr eigentlich allein) und auf die Gegner schießen. Dabei hat man Münzen gesammelt. Für das Nintentoland konnte man sich ein Armband kaufen um Münzen zu sammeln und am Ende gegen Bowser zu spielen, das haben wir aber nicht gemacht. Koopas Challenge war cool gemacht und hat Spaß gemacht, weil man aktiv dabei war.

Direkt danach sind wir zu "Yoshi's Adventure" gehuscht. Das war superentspannt. Man saß in einem Yoshi und ist durch das Nintendoland gefahren. Nichts Aufregendes, aber man hat die Liebe gesehen die in den Aufbau gesteckt wurde. Es war wirklich jedes Detail irgendwie mit Mario und Co verwandt. Nach dieser kurzen Fahrt ging es dann in das neue Donkey Kong Land. Auch hier ist alles wie im Spiel, man kann Minispiele spielen um bekannte Charaktere zu sehen. Überall sind die Ruinen und Bananen. Wer Donkey Kong gespielt hat, kennt natürlich auch die Level wo man in der Lore gefahren ist und Bananen sammeln musste, dabei musste man springen um über Löcher zu kommen. "Mine Cart Madness" ist genau das. Man sitzt in der Lore und fährt über holprige Schienen und diese gehen mal zur Seite weg, oder hören auf oder man wird durch Tonnen neu gepusht und nimmt Speed auf. In dem Moment wo die Scheinen aufhören wird einem schon mulmig und das "Springen", wenn die Schienen aufhören ist sehr ruckartig. Aber insgesamt wieder verdammt cool gemacht.

Nun hatten wir unsere drei Fahrten und konnten nun die Nintendowelten in Ruhe genießen. Parallel fing es leider an zu regnen, aber natürlich hatten wir Schirme mit, daher hat es kaum gestört. Die Hälfte der Welten sind Shops voller Mitbringsel. Und was man an Blödsinn kaufen kann, darauf kommt man noch nicht einmal. Für Japan ist es sehr typisch, dass man Süßigkeiten als Mitbringsel mitbringt, daher gab es von jeder Thematik zahlreiche Keks- und Schokoladenvarianten in hübschen Geschenkdosen.


Wir hatten unsere zwei Sonderexpresstickets schon für Jurassic Park eingesetzt, aber da wir viel Zeit hatten, sind wir in "Shaws" gegangen. Bei uns bekannt als der Weiße Hai. Allerdings haben wir uns gesagt, wir müssen ja nicht zwingend zusammen fahren, also haben wir die Singleline genutzt. Dadurch haben wir die Wartezeit von 80 Minuten auf 30 verkürzt. Die Fahrattraktion war eine Bootsfahrt und am Ende mussten wir dem Schiffsmann versprechen nicht zu erzählen was passiert ist. Wir sind während der Fahrt vom Weißen Hai angegriffen worden. Hierbei war die Bootsfahrt vom Schauspieltalent des Schiffmanns abhängig, da dieser Angst zeigte und den Hai beschoss. Es war total süß gemacht wie uns der Weiße Hei "angegriffen" hat.

Nun mussten wir eine ordentliche Spanne Zeit rumbekommen. Wir waren relativ überrascht, dass das USJ nicht so groß ist wie wir dachten. Man war schnell von einem Land zum anderen gewandert. Das haben wir auch gemacht um uns den Park-Stempel zu holen. Wir haben so ziemlich jeden Merchandise-Shop angesehen, gegessen und sogar eine kleine Show in Hogsmeade angesehen. 


Und dann durften wir in Hogwarts "Forbidden Journey" fahren. Und das war der Oberhammer. Unser Highlight, auch wenn Marcel danach einige Probleme mit dem Magen bekam. Es ist schwer zu beschreiben. Man sitzt in einer kleinen Kabine und schwebt durch die Geschichte. Hierbei werden mit Bewegungen an der Kabine Bewegungen erzeugt und durch, ich schätze runde Bildschirme und Projektionen um einen herum, wird einem vorgegaukelt, dass man Harry Potter auf dem Besen hinterher fliegt. Dabei flieht man vor dem Drachen oder den Dementoren. Der Bildschirm wechselt sich ab mit echten Figuren die sich bewegen und bei denen man denkt, dass sie einen fressen oder schlagen. Es war, als wäre man dabei. Es war der Hammer. Wer aber zu Motion Sickness neigt, für den ist das nichts. Wir waren auf jeden Fall begeistert.

Direkt danach ging es noch zum "Flight with the Hippogreif", eine normale Achterbahn, allerdings durften wir nicht mitfahren. Ich würde ja sagen wir waren zu dick für den Sicherheitsbügel, aber das stimmt nicht ganz. Unsere Beine waren zu lange und man konnte den Bügel nicht weit genug runterdrücken. Okay, wir sind lachend ausgestiegen, darauf haben wir doch nur gewartet. Wie Japan ist, hat man sich entschuldigt und man hat uns neue Expresskarten angeboten. Das fanden wir super. Man stelle sich vor, man wartet da seine 120 Minuten und dann darf man nicht mitfahren. Ich wäre so sackig. Da ist das ein tolles Angebot. Allerdings, was machen wir? Nochmal Harry Potter? Marcel hätte gekotzt, auch wenn es cool war. Den fliegenden Dinosaurier? Wir haben uns entschieden in die Minionwelt zu gehen und da die Attraktion zu machen.

Es gab noch eine Achterbahn die uns fehlt, aber aufgrund des flauen Magens haben wir sie nicht genommen. Lange Story short: "Minion Mayhem" war auch wie Harry Potter mit Video und sich bewegenden Kabinen. Wir hatten zwar vorher nachgefragt, aber man sagte uns es sei nur ein bisschen so. Es war aber ganz schön dolle so. Marcel hat das Ganze mit geschlossenen Augen durchgestanden und ich bin das "Miniontraining" durch und habe es ganz erlebt. Es war süß gemacht und ich hatte Spaß. Ich kann aber auch jeden verstehen, der damit Probleme hat.

Und nun war Schluss. Der Magen war durch und wir hatten alles erlebt was wir erleben wollten. Ich habe zwischendurch mal durchgerechnet was wir mit dem Expresspass an Wartezeit gespart haben: ich bin auf 640 Minuten gekommen. So ziemlich jede Bahn hatte zwischen 100 und 120 Minuten Wartezeit. Ohne Pass hätten wir nicht ansatzweise alles schaffen können. Abgesehen davon, dass wir nicht soviel Lust hatten zu warten. Aber wir können behaupten: jede Bahn war es wert (außer Yoshi, das war zum Entspannen). Ob sich die Geldinvestition gelohnt hat muss jeder für sich selbst entschieden. Wir hatten einen schönen Tag mit einmaligen Achterbahnerlebnissen.


Dienstag, 1. April 2025

Daruma, Daruma und Daruma

 Nach dem übermäßigem Touriplan gestern haben wir beschlossen heute ein wenig außerhalb von Osaka was zu unternehmen. Wir wollen zum Kazuo-ji fahren. Das ist eine Tempelanlage die dem Daruma gewidmet wurde. Ein Daruma ist eine kleine (manchmal auch große) rote Figur die ein Gesicht darstellt. Es hat am Anfang keine Augen. Man wünscht sich etwas und malt ein Auge aus. Wenn der Wunsch in Erfüllung gegangen ist, dann wird das zweite Auge ausgemalt. Kauft man sich den Daruma im Tempel so soll er dann am besten auch wieder zurückgebracht werden um Respekt zu zahlen und den Göttern Bericht zu erstatten.

Für alle Stempelfanatiker wie mich gibt es dort im Tempel eine Stempelrallye für ein mehrfarbiges Stempelbild. Der Gedanke war aber, dass wir dort etwas sehen, was nicht jeder sieht und wir vom Gewühle weg kommen. Nun ja, dieser Gedanke verflog, als wir merkten, dass bereits am Busbahnhof extra der Tempel für Touristen gekennzeichnet wurde und auch Mitarbeiter die ganzen Ausländer auf


den Bus hinwiesen. Der Bus war so gerammelt voll, dass auch einige den nächsten nehmen mussten. Die Fahrt selbst ging 20 Minuten in die Berge. Der Bus fuhr in sehr engen Serpentinen an ziemlich tiefen Schluchten entlang. Wer den Linksverkehr nicht gewohnt ist, kann sich da ordentlich Sorgen machen. Angekommen sehen wir auch, dass der Temple sich komplett auf den Touristenstrom angepasst hat. Es gibt sehr moderne Kassensysteme für den Eintritt und eine ordentliche Merchandisesammlung war zu finden. Die Anlage selber war aber recht ursprünglich gehalten. Man sieht nur an den sehr neuen Farben, dass die Anlage sehr gepflegt wird. 

Das Schlangestehen wird auch zu unserem Hobby, denn an jedem der sechs Stempelorte warten schon einige Leute um ihren Druck zu machen. Auf dem freien Gelände verläuft es sich aber schnell. Die Anlage ist sehr groß und dadurch das es im Gebirge liegt auch auf unterschiedlichen Höhen aufgeteilt. Wohin man sieht, sieht man kleine Darumas stehen. An der Mauer, in den Zäunen, im Baum, am Wasser, einfach überall. Wir dachten, dass es von den Mönchen und Angestellten postiert wurde, aber am Haupttempel stellt sich heraus, dann man Darumamikuji kaufen kann. Das sind diese kleinen Püppchen und wenn man sie kauft denkt man bei der Auswahl der Puppe an eine Frage. Im Boden der Puppe steckt dann das omikuji Zettel mit dem Horoskop. Die Puppe kann man dann irgendwo hinstellen oder mit nach Hause nehmen. Hier sind die Augen allerdings schon ausgemalt, es geht ja um das Horoskop. Spoileralarm: wir haben uns jeder einen richtigen Daruman und jeder ein Darumamikuji gekauft. Unsere Püppchen treten die Reise nach Deutschland an.

Wir haben einige Stunden auf der Anlage verbracht bevor wir dann wieder zurück gefahren sind. Wir wollten noch ein bisschen den Amazing Osaka Pass nutzen und vom Umeda Sky Buidling schauen. Leider haben wir übersehen, dass das nur bis 15 Uhr kostenlos ist. Aber die Kasse ist eine Etage unter dem Aussichtspunkt, daher haben wir nicht viel verloren. Danach sind wir eher ziellos durch den Stadtteil Umeda gesteuert. Vom Amazing Pass hatte uns nichts mehr angesprochen und das einzige Große was wir eventuell planen macht erst um 19 Uhr auf. Da wir aber morgen ins Universal Studio fahren stehen wir seeeehr früh auf und deshalb lassen wir den Plan auch fallen. Aber wir wissen ja, dass das ziellose Herumsteuern zu netten Sachen führen kann. Wir sind durch schöne und mit Kunst versehen Gartenanlagen gelaufen und haben vor dem Osaka Bahnhof eine Ausstellung großer Gundam Figuren gefunden. Gundam ist das japanische Transformer und sehr beliebt. Sieht sind vielleicht 2 Meter hoch gewesen diese Figuren, aber der "lebensgroße" Gundam mit 18 Meter steht noch auf unserer To-Do Liste in Tokyo.


Der heutige Tag hört sich sehr erlebnisarm an, aber eigentlich wollten wir da auch mit dem Tempelbesuch erreichen. Morgen wird es mit den Achterbahnen, Nintendoland und der Wizarding World aufregend genug.

Montag, 31. März 2025

One day in Osaka

 Der Touristentrip geht wieder voll weiter. Nachdem wir uns über das Wochenende mit wenigen Schritten und sehr bedächtigen aber historisch schweren Sehenswürdigkeiten beschäftigt haben, sind wir wieder in einer Großstadt voller verrückter Dinge.


Wir haben uns entschieden für zwei Tage den Amazing Osaka Pass zu kaufen. Der beinhaltet 40 Sehenswürdigkeiten die kostenlos sind, sämtliche Busse und Bahnen und ein paar Vergünstigungen. Als ich damals einen Tag hier war, hatte ich den auch. Lohnt sich komplett. Und weil man vieles umsonst nutzen kann, will man auch mehr sehen. Wir haben uns gedacht, dass wir klassisch mit der Burg von Osaka starten. Das dachten sich allerdings auch sehr viele andere Personen. Der Spaziergang durch den Burggarten war sehr schön und ruhig. Die Kirschblüte ist in Osaka noch nicht ganz da, aber fast. Aber kaum kommt man in den näheren Burgbereich, sind da unglaublich viele Menschen. Mit dem Amazing Pass hat man aber die Chance schneller rein zu kommen, weil man den Kaufprozess überspringt. Also sind wir fix rein, konnten aber den Menschen natürlich nicht entfliehen. So schön die Burg von außen ist, so langweilig ist sie von innen. Innen drinnen ist es ein Museum. Es werden allerdings größtenteils Schriftstücke ausgehängt und. Uns hätte es viel mehr interessiert, wie die Burg damals von innen aussah. Wenn man kein Japanisch kann, ist es ziemlich monoton sich alles anzuschauen. Trotzdem war der Blick von oben sehr schön.

Spot 1 war abgearbeitet. Weiter sollte es zum Tsutenkaku gehen. Einem sehr alten Fernsehturm der zur Sehenswürdigkeit umgearbeitet wurde. Er ist alt, aber passt in die Gegend Shinsekai. Mittlerweile haben sie auch noch eine Riesenrutsche und "Dive&Walk" hinzugefügt. Dazu später. Auf dem Weg dorthin sind wir erstmal fast in zwei Deutsche gerannt, die neben uns im Flugzeug saßen. Wir hatten sie auch schon auf dem SkyTree getroffen. Japan ist wirklich klein. Auf dem Rückflug werden wir sie allerdings nicht sehen, da sie Mitte der Woche zurückfliegen.

Auf dem Weg zum Tsutenkaku wollten wir den Touristenströmen noch entfliehen und sind am Shitenno-ji gelandet. Das ist ein buddhistischer Tempel mit einem großen Friedhof. Neben einer Pagode hat es noch zwei Schildkrötenteiche und weitere zahlreiche Bethäuser wo Trauernde für ihre Verstorben beten können. Leider war der Haupttempel in Restauration. Generell kann man sagen, das die shintoistischen Schreine für die Lebenden sind und die buddhistischen Tempel für die Toten. So auch der nächste Schrein, der uns auf dem Weg durch seine sehr moderne und beeindruckenden Oni am Eingangstor aufgefallen ist. Dieser Isshin-ji hat eine Buddha-Statue der zu den Knochenbuddhas gehört. Wikipedia erklärt, dass damals Ton und Knochen von Verstorbenen vermischt wurden und daraus die Statuen gefertigt wurden. Nun gut, dass hab ich jetzt erst bei der Recherche zu dem Tempel erfahren. 


Am Ende führte es zum Tsutenkaku. Wir haben erstmal wieder die Aussichtsplattform genossen. Allerdings hat es uns nach all den bisherigen Türmen nicht geflasht. Mich hat nur Chance der zahlreichen Stempel erfreut. Heute war generell ein hervorragender Stempeltag. Ich habe 12 sammeln können. Mit Glück waren es sonst vielleicht vier am Tag (das Tolle daran versteht man wahrscheinlich erst, wenn man in Japan ist). Mit dem Pass wollten wir aber noch die neuen Features am Turm ausprobieren. Die Powerslide ist eine Riesenrutsche. Allerdings war die Warteschlange da schon bei 50 Minuten und die Rutschpartie hat rund 10 Sekunden gedauert. Das haben wir lieber gelassen. Dafür haben wir "Dive&Walk" gemacht. Dazu bekommen man einen Kletteranzug und Helm, wird an ein Seil gehängt und dann darf man auf der unteren Plattform oben auf dem Dach einmal herum laufen. An drei Stellen gibt es kleine Hindernisse über die man klettern kann und Fotos von sich schießt, aber nichts Anstrengendes. Es geht eher um den Nervenkitzel, weil es nebenan rund 26m tief runter geht. Ganz ehrlich, hat uns nicht so gefetzt. 


Der nächste Teil jedoch war schon ne Herausforderung. Aus einer Höhe von 40 Meter springt man auf die 26 Meter runter. Natürlich hängt man an dem Seil, aber ein Großteil ist freier Fall, bis man vom Seil aufgefangen wird. Marcel hatte dazu zu großen Respekt. Ich habe mich getraut. Und zum Glück ist der Anweiser recht rigoros gewesen. Denn auf einer winzigen Metallbrücke durch die man durchschauen kann zu stehen ist ziemlich unangenehm. Wenn man dann noch nachdenkt, dann ist es vorbei. Also bis zum Rand laufen, auf den angezählten Countdown hören und einen Schritt nach vorne machen.... Oh man, das hat ordentlich Puls gegeben. Danach war es sehr schwer die Treppen hinunter zu steigen, weil die Knie so weich waren.

Um dem Touristentag ein würdiges Ende zu geben, sind wir nach Dotonbori. Das Highlight dort ist die belebte Stadt um den Fluss herum und der Glico-Mann ist so ziemlich das Wahrzeichen von Osaka. Glico ist eine der ältesten Schokoladenfirmen hier und der Glico-Mann ist wie der Tsutenkaku aus einer anderen alten Zeit und hat mit einigen Modernisierungen überlebt. Unser Plan war mit dem Amazing Pass eine Bootstour zu machen und die Lichter der Läden zu betrachten. Aber es hat uns dort eigentlich nicht gefallen. Natürlich viele Touristen, aber es war auch relativ ranzig da und tatsächlich gab es dort einige Jugendgruppen die uns stark an Halle Neustadt oder Silberhöhe erinnert haben, nur japanisch. Daher haben wir uns spontan entschieden das Ebisu Turm Riesenrad von Don Quijote zu nutzen. Das ist besonders, weil man gefühlt in so einer Hamsterkugel sitzt und sich seitlich außen am Rad bewegt. Es ist wirklich ein komisches Gefühl, da vor einem nur eine abgerundete Glasscheibe ist und man nach vorne weg schauen kann, nicht wie im normalen Riesenrad über die Band seitlich hinweg. Dummerweise fällt einem auf dem Weg nach oben immer ein, dass man Riesenräder doch eigentlich nicht mag. Tja, wieder ein bisschen den Puls gefordert. Aber natürlich haben wir die Umrundung ohne Probleme geschafft, sodass wir dann den heutigen Touristentrip beenden konnten.


Nach Tokyo, Yokohama und Shizuoka sind wir bisher nicht übermäßig von Osaka begeistert. Ich habe eine ganz andere Erinnerung daran. Es ist hier vergleichsweise schmutzig und es wirkt alles irgendwie alt und heruntergekommen. Die Menschen sind hier auch ganz anders drauf. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass wir erst von unserer liebevollen japanischen Familie gekommen sind.