Donnerstag, 3. April 2025

Heilige Rehe

 Nach dem Tag voller Lärm und Action wollten wir es mal wieder ruhiger angehen lassen. Ursprünglich hatten wir geplant nach Kyoto zu fahren, aber wir bekommen von so vielen Seiten die Info, dass es da total überlaufen ist, sodass wir spontan umdisponiert haben. Nara ist in der Nähe und wurde uns schon mehrmals empfohlen. Wer sich in Japan weniger gut auskennt: Nara ist ca 1,5 Stunden Bahnfahrt östlich von Osaka. Und es ist berühmt für seine Rehe. In Nara werden Rehe als göttliche Tiere verehrt. Daher gibt es hier sehr viele und sie sind extrem an Menschen gewöhnt. So ein Streichelzoo in Deutschland ist fast nichts dagegen so zutraulich sind sie. 

Wir sind nach dem Ausschlafen bequem nach Nara gefahren und haben uns zu Fuß vom Bahnhof aus zum Park gemacht. Außer den Rehen hatten wir keinen großen Plan und sind mal wieder nur der Nase gefolgt. Die hat uns an zahlreichen Mitbringselläden vorbei in den Park geführt. Dort haben wir die ersten paar Rehe gesehen. Die kamen auf einen zu, bzw. standen oder lagen einfach so rum und haben sich überhaupt nicht stören lassen. Wir haben auch einen Stand gefunden, wo wir Reh-Cracker kaufen konnten um damit die Rehe zu füttern. Man merkt eindeutig, dass sie Menschen gewöhnt sind, weil wenn sie die Cracker riechen, kennen sie keine Zurückhaltung. Mich haben sie in die Hosentaschen gebissen und Marcel am Shirt gezogen. Später haben sie auch in die Hose gebissen und einer Russin haben sie die Starbuckstüte geklaut und zerfetzt. Es wurde auch vor den männlichen Rehen gewarnt, die sind aggressiver. Ich würde sie eher als aufdringlicher beschreiben. Es kann aber kaum was passieren, da die Geweihe entfernt wurden. Bei den Tausenden von Tieren ist das auch für die Tiere besser. Zum Füttern gibt es aber noch Regeln: man verbeugt sich vor dem heiligen Tier, bevor man Futter anbietet. Mit einer Verbeugung nimmt das Reh das dann an. Ich würde sagen, dass der Pawlowsche Effekt hier mehr wirkt als die Göttlichkeit. Die Rehe haben durch Verbeugen angezeigt, dass sie Essen wollen bevor man überhaupt wahrgenommen hat, dass sie vor einem stehen. 

Wir sind den Hauptweg durch den Park immer weiter gefolgt und sind dabei auf dem Weg zum Weltkulturerbe Kasuga Taisha gewandelt ohne es zu wissen. Links und rechts war alles von alten Lampen gesäumt und dazwischen all die Rehe. Wir haben uns wegen der ganzen Touristengruppen den Haupttempel nicht angesehen, aber es lag sehr idyllisch im Wald. Wir haben den Wanderweg noch ein wenig verfolgt um die 15 Nebenschreine zu sehen und die Stille genossen. Da das Wetter aber heute ein wenig unentschlossen war und einen Regenschauer schickte, sind wir um gekehrt zu den Rehen. 

Dabei sind wir den Weg zu dem anderen großen Tempel in Nara eingeschlagen. Dieser buddhistischer Tempel steht seit rund 1500 Jahren und sieht auch sehr robust für sein Alter aus. Gerade das Tor das Zugang zu dem heiligen Ort gibt ist riesig. Und überall die Rehe zwischen den zahlreichen Touristen. 

Was sich so schnell liest war in Wirklichkeit ein Spaziergang von fünf Stunden. Wir haben die Zeit nicht bemerkt und wir haben nur gemerkt, dass die Beine von gestern noch sehr müde sind. Daher haben wir uns langsam gen Bahnhof gemacht und versucht was zu Essen zu finden. Aber wir konnten uns nicht einigen. Das lag aber eher an der Erschöpfung. Also ab nach Hause ins Hotel, das Essen haben wir hier im Bahnhof dann zu uns genommen. Da wussten wir, was wir haben. Wir sind uns auf jeden Fall einig, dass Nara ein Highlight der Reise war. 

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