Das Wetter war heute ein wenig ungnädig, aber man kann ja nicht drei Wochen lang Glück haben. Als wir bei unserem heutigen Tagesziel Kamakura angekommen sind, hat es geregnet. Wir haben uns davon natürlich nicht abhalten lassen die Gegend zu erkunden. Ich war schon zweimal in Kamakura und habe die Hauptziele erstmal ignoriert. Naja, gut, wir sind durch die Haupteinkaufsstraße voller omiyage und Essen durch gehuscht, haben uns dann aber durch nette Wohngegenden geschlagen. Da stehen so einige hübsche Häuschen und dicken Autos und die Straßen sind so eng, dass es keinen Bürgersteig gibt und theoretisch Einbahnstraßensystem bestehen müsste. Tut es aber nicht.
Nach einigen feuchten Wanderminuten stehen wir vor dem Sasuke Inari Schrein. Der scheint weniger bekannt zu sein, ist aber niedlich. Zu Marcels Leid waren dort sehr viele Stufen die mit roten Torii geschmückt waren. Fast so wie der große Fushimi Inari Schrein in Kyoto. Wir sind natürlich hoch und haben all die kleinen Keramikfüchse bewundert. Wie beim Daruma-Schrein bei Osaka stehen hier überall kleine Keramikfiguren herum. Sie stammen von Gästen die sie gekauft haben und dort postiert haben. Kamakura liegt zwar relativ nah am Wasser, ist aber auch halb im Gebirge drin, daher sind einige Teile des Schreins höher gelegen und mit mehr Stufen erreichbar gewesen. Auf dem Weg zurück sind wie zu dem nächsten Schrein abgebogen. Kamakura ist eine sehr alte Stadt und diente vor Jahrhunderten als Regierungssitz der daimyos, Fürsten. Daher findet man hier sehr viele alte und kleine heilige Stätten. Zu manchen muss man jedoch ein wenig mehr Kraft aufbringen um dorthin zu gelangen. Der Berg war ziemlich steil und der Regen hat den Aufstieg nicht angenehmer gemacht. Aber dann standen wir vor einem in den Berg geschlagenen Tunnel. Keine halben Sachen, also sind wir in den kleinen Tunnel um kommen bei dem Zeniarai Benzaiten Ugafuku Schrein. Bei diesem unaussprechlichen Tempel ist die Besonderheit, dass hier das Wasser aus fünf Quellen zusammenläuft und wenn man dort sein Geld wäscht, dann vermehrt es sich. Ich habe hier vor 14 Jahren schon mal Geld gewaschen und danach tatsächlich eine unerwartete Summe erhalten. Daher sollte jeder hier mal vorbei kommen und das Portemonnaie säubern, auch wenn der Aufstieg ein wenig beschwerlich ist.Für uns ging es erstmal zurück Richtung Bahnhof um etwas Essbares zu finden. Also das Finden ist in der Regel nicht das Problem, sondern das darauf einigen. Es ist sehr auffällig, dass es in Kamakura sehr viele kleine süße Cafes und Ateliers gibt. Nach einem Zwischenstopp beim Chinesen - es schmeckt hier gaaaanz anders als in Deutschland - sind wir den Kirschblütenweg zum Tsurugaoka Hachimangu Schrein gegangen. DAs dürfte neben dem Riesen-Buddha die bekannteste Attraktion in Kamakura sein. Gerade jetzt im Frühling ist die Allee vor dem Schreingelände unglaublich schön. Aber auch in den Gärten dort gibt es viele Kirschbäume. Und wieder viele Treppen bis zum Hauptschrein hinauf. Aber frisch gestärkt macht uns das nichts. Der Regen hat mittlerweile auch aufgehört, also konnten wir mit Genuss die Gärten und Teiche ansehen bis wir wieder den Kirschblütenweg zurückgegangen sind. Aber bis zur Hälfte. Zum einen haben uns die Leute genervt die jede Minute stehen geblieben sind um Fotos zu schießen, zum anderen haben wir einen Sherlock Holmes Laden entdeckt. Das fanden wir so merkwürdig, dass wir uns das ansehen mussten. Es handelte sich tatsächlich sogar um ein Sherlock Holmes Museum. Wir sind aber nicht reingegangen. Tatsächlich fiel Marcel ein Rikscha-Läufer ins Auge und er wollte sowieso schon die ganze Zeit Rikscha fahren, also haben wir die Chance gleich genutzt.Leo, der arme kleine Junge, durfte und zwei Mopskinder 45 Minuten lang durch Kamakura ziehen. Nun gut, Leo ist 19 Jahre alt, steht voll in der Blüte und trainiert Kickboxen, das Beintraining tut ihm gut. Wir haben uns für eine Kirschblüten/Naturroute im Osten entschieden und nachdem unsere beiden dicken Hintern in der Rikscha platziert wurden ging es auch los. Innerlich haben wir mitgeholfen zu ziehen. Er tat uns schon ein bisschen leid, aber er konnte parallel erzählen. Größtenteils auf Englisch, aber manchmal sind wir ins Japanische übergegangen. Es ging wieder durch enge Straßen an den schicken Wohnhäusern vorbei und direkt zum Honkakuji Ebisudo. Der Tempel ist dem Gott Ebisu gewidmet und steht an einer Ecke, die häufig von Unglücken heimgesucht wurde. Ebisu ist ein starker, muskulöser Gott und beschützt somit die Stadt. Weiter geht es zum Myohonji Tor. Da steht ohne Türen und ohne Mauer in einem Wohngebiet. Es bedeutet, dass jeder willkommen ist und jeder hier seine Heimat haben kann. Daran vorbei sind wir dann zum Chikozan Myohon Tempel. Hier sind wir abgestiegen weil es wirklich sehr steil war. Aber Leo hat uns den Tempel und die Gebräuche gezeigt. Er hat gesagt, dass es dieses Jahr ungewöhnlich ist, dass die Kirschblüte parallel zu einer anderen Blume blüht, was diesen Tempel jetzt besonders macht. An all diesen Spots sind keine ausländischen Touristen zu sehen. Es sind nicht übermäßig viele in Kamakura, aber hier waren gar keine. Zum Service gehört, dass auch Fotos gemacht werden und unser Leo hat da echt ein Händchen für. Die 45 Minuten sind schon um, also zurück zum Treffpunkt. Das hat sich gelohnt, unser Rikscha-Mann war echt super, hat unseren Humor verstanden und wir haben schöne Ecken gesehen, die wir garantiert nie nicht gesehen hätten.
Trotz des Regens am Vormittag war es ein schöner Tag in einer süßen alten Stadt.
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