Der erste ganze Tag in Japan.
Marcel hat es gestern Abend schon gegen 22 Uhr komplett ausgeknockt und ich bin auch kurz danach ins Traumland gefolgt. Beide hatten wir die Erwartung, dass wir wunderbar durchschlafen und nach ca. 8 Stunden wieder fit sind. Naja, der Plan ging leider nicht so auf. Um 3 Uhr morgens waren wir wach. Zum einen waren wir ausgeschlafen (Hallo Jetlag!) und zum anderen stelle ich mal wieder fest: Klimaanlagen sind fürchterlich. Wir können das Fenster nicht öffnen und hatten eine sehr trockene Luft im winzigen Zimmer und generell war auch die Temperatur nicht so unsere. Die kann man allerdings schnell ändern. Die Luftfeuchtigkeit eher wenig. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, dafür haben wir eine Regendusche und einen Massagestuhl, in dem ich mir während des Schreibens die Waden massieren lasse.
Was macht man also wenn man nicht schlafen kann? Man holt sich erstmal gemütlich gegen halb 5 morgens das Frühstück aus dem Konbini (24h Conveniencestore). Natürlich gab es für mich Onigiri und Marcel musste sich erst einmal rantasten, aber auch er feiert die Produkte die man da immer für relativ wenig Geld erstehen kann.
Gemütlich haben wir uns dann fertig gemacht und sind um 7 Uhr morgens losgestiefelt. Da wir gestern vor lauter Müdigkeit nicht wie angedacht zum benachbarten Kaiserpalast gegangen sind, haben wir das erstmal nachgeholt. Über einen kleinen Umweg durch den hübsch angelegten Hibiya-Park ging es dann direkt zum Kaiserpalast. Der darf man leider nur aus der Ferne bewundern, ist aber trotzdem eines der Touristenpunkte die ich schon fünf Mal oder so besucht habe. Also eine alte Erinnerung für mich und eine neue für Marcel. Es ist spannend zu sehen wie jemand der das alles so gar nicht kennt das Ganze betrachtet. Zumal er auch sehr wenig Vorkenntnisse von der japanischen Kultur hat.Der Kaisergarten hatte leider erst um 9 Uhr geöffnet, aber unser Morgenspaziergang war schon so früh, dass wir darauf nicht warten wollten. Es ist mehr oder weniger neben dem Hotel, daher können wir das jederzeit bei Bedarf nachholen. Dafür gab es dann den Touristenklassiker Nummer 2 für Marcel. Wir sind nach Harajuku gefahren und haben dort den Meiji-Schrein besucht. Ich möchte meinen, dass ist der wichtigste und bekannteste Schrein in Tokyo. Er ist auch superschön in einer sehr belebten Gegend gelegen, strahlt aber durch den dazugehörigen Wald sehr viel Ruhe aus. Es war auch nicht wirklich was los, so um 9 Uhr morgens. Wir hatten auf dem Spaziergang zum Schrein selbst noch eine kleine
Prozession Mönche sehen können. Und obwohl es noch ruhig war, fallen einem die ganzen Touristen auf. Generell ist der Anteil an europäisch wirkenden Menschen in Tokyo enorm angestiegen, aber an den Spots trifft man dann auch gerne auf diese ignoranten Touris die nur wegen des Beweisfotos da sind. Marcel hat auch sehr viel fotografiert, aber es war nie aufdringlich und hat jedes Verbotsschild respektiert. Aber nicht selten sind andere direkt an den Schrein, trotz Verbotsschildes und einem Wachmann mit Schild in der Hand, gegangen und haben fotografiert. Spannend war auch, dass die großen Torii (Tore) neu gemacht wurden. Das neue Holz ist sehr hell und tatsächlich bis zu einer Höhe von ca. 1,70 mit einer durchsichtigen Plastikfolie ummantelt. Ich behaupte einfach, dass das ist, weil so viele Ignoranten aus der ganzen Welt sich dort nämlich einritzen und die japanischen Heiligtümer beschädigen.
Wir, vorbildlich natürlich, haben uns mit Wasser vor dem Betreten gereinigt und am Schrein gebetet ohne Fotos. Damit alles auch traditionell klassisch abläuft, haben wir auch ein omikuji gezogen, ein Horoskop. Leider sagt unseres nichts über unser Glück aus, sondern enthält ein Gedicht des Meiji-Kaisers. Und Marcel hat von mir ein omamori geschenkt bekommen. Ein Talisman. Ich habe ihm eins gegen dunkle Einflüsse ausgesucht. Für eine gute Geburt fand ich nicht so passend :)
Nach diesem eher traditionellen Start in die Touristenspots sind wir in Harajuku gleich in die Takeshitadori gegangen. Also wollten wir. Marcel hat ein Katzen Cafe entdeckt und wollte da erst rein. Nach zwei Tagen war schon zu viel Kuschelentzug vorhanden. Man sitzt dort in einem Cafe (wobei Kaffee hier gar keine Rolle spielt) und kann die herumlaufenden Tiere bespielen und streicheln. Das bietet vielen Japanern die Möglichkeit mit Katzen zusammen zu sein, da häufig Haustiere verboten sind oder man sie aufgrund der Arbeitszeiten nicht halten kann. Es war auch eine katzengerechte Einrichtung und alle Katzen wirklich ziemlich gelassen, allerdings war keine wirklich verschmust. Als dann auch immer mehr Leute reingelassen wurden, sind wir gegangen, dass wurde uns zu viel und wir wollten es den Katzen nicht antun. Bevor hier aufgeschrien wird: die Katzen hatten einen Rückzugsort wo keiner hinkam. Es war alles schon okay und tiergerecht.
Anders als in weiteren Tier-Cafes die wir in der Takeshitadori gesehen haben: Hunde-Cafe, ja okay, ein Mini-Schweinchen-Cafe und tatsächlich haben wir das Otter-Cafe gefunden, wo eine Mitarbeiterin mit einem Otter auf der Schulter draußen stand und die Kundschaft reingelockt hat. Das war uns zu hart. Katzen und Hunde sind domestizierte Haustiere, ja, aber Mini-Schweini und Otter nicht.
Aber das ist die Tokyo und die Takeshitadori. Die bekannteste Shoppingmeile mit manchen ausgefallenen Geschäften. Und nun ja, da ist er der Übertourismus. Die Straße war gerammelt voll. Und die Hälfte der Geschäfte waren Imbisse und Naschbuden die aber irgendwie alle das gleiche angeboten haben: Käsetaler und kandierte Erdbeeren. Auch gab es mittlerweile sehr viele Gachapon-Läden. Gachapon, bzw. GachaGacha, sie solche Automaten wie früher die Kaugummiautomaten waren. Du wirfst Geld rein, drehst, und bekommst nen Kaugummi oder nen Plastikring oder oder oder. Und GachGacha haben verschiedenste Inhalte. Das können berühme Animefiguren sein, Marvel, Schlüsselanhänger in Essensform, Mininotizbücher....Ich habe eine Serie gefunden, wo Katzen in Boxen oder Fischgläsern schlafen. Da bin ich schwach geworden und habe aber tatsächlich genau die Figur gezogen, die ich favorisiert habe (sieht aus wie unsere Carie). Für Marcel war das zu bunt und freakig, außerdem wurde er langsam schon hangry.
Deshalb haben wir uns ein Katsudon gegönnt. Ein Schnitzel auf Reis. Und weil wir nicht voll genugwaren, haben wir noch einen Matcha-Crepe-Stand gefunden und da noch einen superleckeren Crepe gegessen. Wir rollten danach dann Richtung Shibuya um den vorerst letzten geplanten Touristenspot für heute aufzusuchen: die Riesenkreuzung und Hachiko. Und auf dem Weg haben wie noch ein oder zwei Zwischenhalte gemacht, weil uns was ins Auge gefallen ist. Zum Beispiel das Tokyu Plaza. Es ist ein sehr bemerkenswertes Gebäude, also eigentlich zwei. Die Dachterrasse und der Rolltreppenaufgang sind mir schon einige Male bei Influencern auf Instagram gezeigt worden. Zack, mussten wir dann auch anschauen und uns wie Influencer fühlen. Und einen Nerd-Laden mit unglaublich sexy und realistischen Sammelfiguren von Marcel, DC, Alien etc haben wir gefunden. Marcel wollte einen lebensgroßen Gremlin mitnehmen. Aber A) wie soll der transportiert werden B) den kriegen wir nicht zollfrei ins Land. Gut, C) Platz haben wir nicht, war da nicht ganz so ausschlaggebend.Also doch ohne Gremlin weiter zu Hachiko. Und bevor den erreichen, mussten wir über die berühmteste Kreuzung. Ich möchte meinen, dass jede zweite Hand ein Handy nach oben gehalten hat und das Kreuzen gefilmt hat. Auf sämtlichen Aussichtsplattformen hat man auch jede Menge Hobbyfilmer gesehen und Marcel wollte auf das höchste Hochhaus und von da schauen. Allerdings hat er sich Shibuya Sky rausgesucht. Auch unter Influencern sehr beliebt und der Spaß ist auch nicht supergünstig. Zum Glück (oder Pech?) waren alle Tickets für den Tag schon verkauft. Ich sag ja, man muss als Tourist in Japan wissen was man machen will, weil sonst alles weg ist.
Aber die Hauptattraktion Hachiko war natürlich noch da. Überraschend artig standen die Touristen in Schlange vor der Statue und haben ihre Fotos gemacht. Ich hab jetzt mein viertes oder so, Marcel sein erstes. Dafür habe ich dann den neuen Hachiko-Stempel ergattert. So ziemlich jeder Japanreisender kennt die Stempel. Ich liebe es. An großen Sightseeingspots und den meisten (JR) Bahnhöfen gibt es Stempel die man suchen und in einem eigenen Buch oder in besonderen Stempelpässen sammeln kann. Ich finde das ist eine einfache Idee einige Spots attraktiver zu gestalten und das kostet noch nicht mal viel Geld oder menschlichen Einsatz. Manche Schreine oder Städte bieten sogar gewisse Ralleys an, wo man mehrere Stempel suchen und übereinander stempeln muss, um dann ein mehrfarbiges Bild zu haben (neu in einem Kaff ist jetzt der Gundam-Stempel, ich habe tatsächlich überlegt deswegen hinzufahren, ist aber doch zu weit weg).
Nun haben wir den heutigen Tagesplan erfüllt und den gestrigen nachgeholt und trotzdem war es erst 16 Uhr. Spontan haben wir dann entschieden, mit einem noch spontaneren Besuch an einer Gozilla-Statue, in Ginza, eigentlich auch fast neben dem Hotel, eine Ausstellung zu besuchen. Instagram sei Dank, habe ich mich ein bisschen inspirieren lassen und die Art Aquarium Exhibition gefunden. Dort sich Aquarien mit Lichtspielen versehen und wirkungsvoll in Szene gesetzt. Laut Veranstalter für die Fische alles okay. Ich bin kein Experte dafür, aber die Fische wirkten gesund und nicht gestresst auf mich. Da muss man in Japan echt aufpassen. Ich meide hier Zoos, die sind echt eine Qual und nach der heutigen Erfahrung auch alles an Tier-Cafes. Ästhetisch war die Ausstellung auf jeden Fall.
Nach so viel Erlebnissen sind wir nur noch was Kleines essen gegangen und wir planen den nächsten Tag. Möge der Jetlag uns nun endlich mehr Schlaf gönnen.
Ein erster aufregender Tag ! :) ich freue mich auf die weiteren Berichte.
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