Wir haben am Samstag die Hochburg Tokyo verlassen und sind zu meinem Lieblingsort in Yokohama gefahren: Minato Mirai.
Als Touristen fahren wir nicht zwingend bis zur letzten Haltestelle, bzw, dadurch, dass wir mit dem RailPass nur die JR (Japanese Railway) kostenlos nutzen dürfen, fahren wir nicht zwingend an jede Station, weil wir dann bezahlen müssten. Aber so läuft man durch die Straßen und bekommt mehr mit.
Daher sind wir am Hauptbahnhof Yokohama ausgestiegen und zum Hafen gelaufen. Auf dem Weg lag das Pokemon Center und ich dachte, dass kann man doch gleich mitnehmen. Für unsere Verhältnisse waren wir recht spät unterwegs, aber viele Geschäfte machen erst um 11 Uhr auf. Das Poke-Center schon um 10:30 Uhr, aber da standen einige Menschen artig in Reih und Glied vor dem Einkaufszentrum. Wer weiß, da macht bestimmt ein neuer Laden auf und wir haben uns dazu gestellt, waren ja nur noch 10 Minuten oder so. Da kam ein netter Mittarbeiter und fragte ob wir ins Poke-Center wollen. Ja. Dann wollte er uns ein Kärtchen mit dem Zeitfenster 12:30 Uhr geben. Das fand ich sehr verwunderlich und fragte ob es denn heute ein spezielles Event gibt, weswegen der Andrang anscheinend so hoch ist. Das sei es nicht direkt, sagte er, sondern es wurden an dem Tag neue Produkte geliefert. Selbst das feiern die Japaner anscheinend so sehr, dass sie Schlange stehen. Wir haben das Kärtchen dankend abgelehnt. Sooooo verrückt nach Pokemon bin ich auch nicht.
Also sind wir weiter marschiert und wundern uns warum so viele Menschen unterwegs sind. Als wir um die Ecke kamen, sahen wir dann das Anpan-Man-Museum. Anpan-Man ist eine sehr beliebte Comicfigur bei Kinder. Anpan ist ein Brot, also ist der Anpan-Man ein Brot-Superheld...fragt nicht. Bernd das Brot ist ja auch sehr bleibt :) Aber das erklärte die vielen Kinder auf der Straße. Und kurz hinter dem Museum haben wir eine Riesenschlange an Menschen gesehen, wohlbemerkt immer noch gegen 10:30Uhr morgens. Google hat mir verraten, dass das eine Konzerthalle war und um 17 Uhr (Einlass 14:30 Uhr) eine Band spielt. Warten und Schlangestehen sind eindeutig die Lieblingsbeschäftigungen hier.
Aber nicht für uns. Wir haben uns erstmal ein feines Frühstück mit French Toast gegönnt bevor wir dann in das Minato Mirai Gebiet gegangen sind. Minato Mirai bedeutet Hafen der Zukunft und ich habe schon damals im ersten Stipendium hier gerne meine Freizeit verbracht. Ich liebe die Skyline. Marcel schien erstmal nicht so begeistert.
Als wir näher zu dem Gebiet kamen fiel uns natürlich schon der Freizeitpark mit Riesenrad auf und das auch hier einige Menschen unterwegs waren. Wir haben auch noch eine hübsche Tanzeinlage einiger älteren Ladies gesehen. Wir haben dann herausgefunden, dass wir auf der Kirschblütenstraße waren und heute das Kirschblütenfest war. Da haben wir ja wieder ein Glück mit solchen Events. Nur fehlten noch die Kirschblüten. Die Bäume waren komplett kahl. Aber es ist für nächste Woche angekündigt.
Wir liefen weiter Richtung Landmark-Tower, da ich wusste, dass es dort oben eine schöne Aussichtsplattform gibt. Und wir stolpern direkt in die nächste Aufführung einer, ich schätze, Schulband. Während wir dort stehen und lauschen schau ich umher und finde tatsächlich einen Harry Potter Store. Das Nerd-Herz schlug schneller und wir mussten da rein. Nicht nur dass Hogwarts uns in den nächsten Tagen noch mehrmals geplant über den Weg läuft, spontan ist es doch immer am besten. Also sind wir durch einen süßen schrulligen Harry Potter Laden geschlendert und haben uns an all dem Merchandise erfreut. Man kann sich echt dumm und dusslig kaufen an sowas und zum Glück bin ich sehr beherrscht, aber eine Todesser-Kette hat es mir angetan. Die gibt es auch NUR dort. Hab extra nachgefragt. Tja, dann bin ich anscheinend doch nicht nur Slytherin, sondern auch noch ein Todesser. Ups.Genug vom Nerd-Sein. Wir haben die Aussichtsplattform gefunden und die Aussicht auf den Hafen ist wunderschön. Klar, Skytree ist viel höher, aber der Hafen direkt unter einem hat einen besonderen Flair. Momentan gibt es sogar eine Kollaboration zwischen dem Landmark-Tower und Doraemon (eine anderes beliebte Anime-Figur), sodass es für Stempelfans eine extra Stempelkarte gab, wo man an verschiedenen Stationen unterschiedliche Farben stempeln muss um ein Gesamtbild zu bekommen. Yeah!
Wieder unten haben wir uns dann entschieden über den Mini-Freizeitpark zu den Sky Cabins zu laufen. Das sind kleine Kabinen die quer über den Hafen schweben, sodass man nochmal eine ganz andere Aussicht auf die Skyline hat. Also voll der Touristenkram, aber genau das wollen wir auch. Die Fahrt war nicht wirklich lang. Wir bereuen es nicht, aber es war jetzt auch nicht supertoll.
Der Plan sah vor, dass wir dann an den Red Brick Area vorbei zu einem Riesensteg laufen. Dort ist die Osanbashi Hall versteckt. wobei uns nur das Deck mit der Aussicht interessiert hat. Aber auf dem Weg dorthin sind uns immer mehr Leute mit Hunden über den Weg gelaufen. Das fiel uns schon beim French Toast morgens auf. Entweder hatte der Hund eine Klamotte an, fuhr im Kinderwagen oder wurde getragen. Aber einen unbekleideten Hund der normal an der Leine lief, den sahen wir nicht. Und wir sahen nicht nur kleine Fußhupen sondern auch große Golden Retriever und sogar einen Dobermann. Zwischen den Roten Backsteinhäusern der Red Brick Area fand eine Art Hundemesse statt und die Auswahl an süßen Accessoires war riesig und verrückt. Sonnenbrillen und Käppis. Haarschmuck und Kleidchen. Alles was das Hundeherz begehrt.
Da sind wie lieber zu Osanbashi gegangen und haben bei langsam sinkender Sonne, es waren nebenbei rund 24 Grad, den Ausblick auf die Skyline genossen. Aber leider nicht lange, da wir noch eine Verabredung hatten. Damit wir die rechtzeitig schaffen sind wir dann durch Chinatown zur Bahnstation gelaufen. Chinatown war früher auch ein schönes Viertel, aber wie so ziemlich jede Attraktion absolut überlaufen. Da wir nur durchgehuscht sind, war es okay. Hier kann ich erwähnen: Marcel mag Yokohama nicht. Den Hafen schon, aber sonst ist es nichts für ihn.
Pünktlich haben wir es zu Kyohei und Ryosuke geschafft. Die Jungs kenne ich noch aus alten Studienzeiten. Sie haben an der Keio in Tokyo studiert und waren noch vor meinem Auslandsjahr in Halle, bzw. Leipzig. Ich gestehe, ich hab keinen Plan mehr was wir damals getrieben haben, ich hatte auch all die Jahre keinen Kontakt mehr, aber es gibt alte Fotos und unsere Freundin Katha bat mich für Kyohei Parfum mitzubringen. Das kann man nämlich nicht mehr in Japan (für wenig Geld) kaufen und erst recht nicht mit der Post senden. Aber gegen einen schönen Abend voller Erinnerungen hat doch keiner etwas. Für Marcel war es auch gut, denn die beiden können Deutsch. Es war lustig. Erst sind wir ins Izakaya, eine Kneipe. Marcel hat dort die Freuden der kleinen Snacks entdeckt. Obwohl ich im Japanischen gerne gestolpert bin und die Jungs im Deutschen, war es trotzdem eine gute Unterhaltung. Und so feuchtfröhlich, dass es zu einer Stunde Karaoke geführt hat. Ich hätte nicht gedacht, dass Marcel sich dafür begeistert kann, aber er hat gut mitgesungen. Natürlich gab es den Einstieg mit Nena, aber mit Slipknot und Electric Callboy wurde das Metal-Level gut gehalten.
Der Abend wurde länger und nach einem zweiten Izakaya-Stopp sind wir dann zusammen nach Hause gefahren. Ryosuke wohnt nur zwei Stationen weiter als unser Hotel ist, sodass keine allein fahren musste. Wir kamen echt kaputt von der Sonne, dem Fußmarsch und dem geselligen Abend nach Hause und sind direkt ins Bett.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen