Laut der offiziellen Planung hatten wir heute nichts vor. Aber auch nur, weil wir das tatsächlich am ersten Tag schon mit erledigt hatten. Allerdings hat sich gestern noch ein Freund gemeldet, dass er heute spontan Zeit hätte. Perfekt!
Ausreichend ausgeschlafen, Marcels Husten wird wieder besser, sind wir entspannt gegen 10 Uhr morgens los. Da ich die ganze Zeit heiß drauf war, musste ich in das Poke-Center hier im Viertel gehen. Der ein oder andere mag jetzt genervt die Augen verdrehen, aber jedes Poke-Center hat tatsächlich seine eigenen Plüschis oder anderen besonderen Merchandise. Außerdem ist das Hauptpokemon ein anderes. Die wissen definitiv wie sie Geld machen.
Also sind wir rein und ich suche natürlich mein Lieblingspokemon, Onix. Ich finde einige Sachen mit der Weiterentwicklung Stahlos, aber tatsächlich wird mein Pokemon anscheinend diskriminiert. Es gibt nur einen Sticker und einen kleinen Anhänger. Fertig! Aber dafür gibt es 20 verschiedenen Pikachus und Evolis. Naja, ich mag halt Dinge die anders sind. Und dafür bin ich dann auch schneller durch. Ich halte mich mit den Einkäufen auch noch ziemlich zurück, da ich mir immer denke, dass ich es nur süß finde, aber nicht wirklich gebrauchen kann. Mal schauen, wie lange diese Einstellung noch hält.
Direkt danach sind wir nach Ekoda gefahren. Mein altes Viertel in dem ich damals wohnte und zur Uni gegangen bin. Alleine schon beim Umsteigen in Ikebukuro war ich schon sehr emotional. Und als wir dann in Ekoda ausgestiegen bin, hatte ich feuchte Augen. Es ist alles so gleich, aber auch so anders gewesen. Da wir bis zur Verabredung noch Zeit hatten, sind wir zum Wohnheim gegangen. Auf dem Weg konnte ich tatsächlich ziemlich genau sagen, welches Haus noch nicht stand oder welches ersetzt wurde. Der Gemüsehändler war auf der andern Straßenseite, aber der Verkäufer war noch immer derselbe. Das Wohnheim selbst, das alte Gebäude in dem ich wohnte, steht noch und ist unverändert. Dafür hat aber der Kindergarten der mit integriert ist, ein neues Tor und mehr Platz zum draußen Spielen. Wir standen vor dem Tor und ich habe Marcel erklärt wo mein Zimmer war, die Küche, wo Yoann damals lebte und dann sind wir zusammen den alten Weg zur Universität gegangen.
Auf dem Weg sind wir nochmal an dem Yaoya, dem Gemüsehändler, vorbei gekommen und ich habe den Händler gefragt, ob ich mich recht entsinne, dass es vorher gegenüber war. Ich hatte Recht. Er schaute mich an, weil ich sagte, dass ich vor 14 Jahren hier gelebt habe, aber ich befürchte, er hat mich nicht erkannt. Schade. Schließlich bin ich damals jeden Morgen an ihm zweimal vorbei gelaufen und wir haben uns immer gegrüßt. Nun ja, ich war halt nur eine Kundin von vielen.
Die Musashi University hat sich seit meinem Studium tatsächlich verändert. Ein Gebäude wurde während meines Aufenthaltes abgerissen und noch nicht gang fertig gebaut. Und in diesem Moment war ein weiteres Gebäude in Arbeit. Trotzdem musste ich eine Träne verdrücken als ich vor dem Campus stand. So viele Erinnerungen und alle sind tatsächlich gut. Dadurch, dass ich allerdings nicht mehr studiere und mein Professor erst in zwei Wochen da ist, bin ich nicht auf den Campus gegangen. Das machen wir, wenn wir mit Brian verabredet sind. Zu viele Emotionen würden mich heute fertig machen.
Also zurück zum Bahnhof und dort haben wir auf Hoshino gewartet. Er war kein Student, aber wir hatten uns auf dem Tag der offenen Tür der Uni damals kennen gelernt. sind über Freunde dann zusammen ins Kino und hatten eine schöne Zeit. Dadurch, dass er keine große Erfahrung mit Ausländern hatte, war es für mich immer schwer mit ihm zu reden, da er sehr umgangssprachlich spricht. Und vom Schreiben will ich gar nicht erst reden. In den letzten 14 Jahren gab es eher nur Glückwünsche zum Geburtstag und sehr selten mal ein "Wie geht`s?". Ich gestehe, ich habe nicht viel von dem Treffen erwartet und war schon überrascht, dass er es überhaupt wollte. Zumal er auch wusste, dass Marcel dabei ist. Für Marcel wiederum war es klar, dass es eher langweilig wird, sprachlich bedingt.
Aber es war tatsächlich wesentlich entspannter und auch vom Verständnis sehr gut. Ich muss mich selbst loben, dass ich anscheinend doch wieder gut in die Sprache reingefunden habe. Für SmallTalk reicht es lockerflockig. Und es war lustig wie unterschiedlich die Zeitwahrnehmung ist. Er dachte, es sei erst 10 Jahre her und ich sei 3 Jahre in Tokyo gewesen. Schön wär es. Dafür erinnerte er sich an meine Präsentation die ich auf dem Unifest halten musste. Das hatte ich total verdrängt. Und er hatte tatsächlich noch von damals Fotos von dem Unifest auf dem Handy. Verrückt!
Die beiden Jungs haben sich tatsächlich trotz Sprachbarriere gut verstanden. Sie haben beide Tattoos und rauchen, damit ist das Wichtigste geklärt. Und ich denke, das sich auch ausreichend übersetzen konnte, damit das läuft. Sogar so gut, dass wir nach einem guten Kaffee noch zusammen nach Ikebukuro gefahren sind. Dort habe ich damals auch viel Zeit im Book Off und anderen Geschäften verbracht. Mittlerweile hat sich das Viertel zum Anime-Mekka entwickelt. Selbst Akihabara soll nicht mehr mithalten können. Die vertrauten Ecken waren aber noch alle da. Sunshine City, das größte Einkaufszentrum, hat sich aber gemacht. Mittlerweile ist ein Aquarium drin (nein, diesmal waren wir nicht drin), ein Kulturzentrum mit Ausstellungen (aber leider nicht für uns) und....Überraschung....ein Poke-Center. Mit dem Jungs im Gepäck bin ich aber nicht rein und habe mich mit Fotos begnügt.
Nachdem wir zusammen ein Purikura gemacht haben, Fotos in einem Foto-Automaten, ist Hoshino dann nach Hause. Wir sind noch weiter nach Shinjuku. An dem Metropolitan Building werden derzeit Filmchen auf das Gebäude gestrahlt. Über das Handy kann man die passende Musik abspielen. Das wollten wir uns anschauen. Aber schon auf dem Weg dorthin hat uns die Müdigkeit eingeholt. Marcel wahrscheinlich wegen Schlafmangels wegen des Hustens und ich, weil mein Kopf heute sehr viel arbeiten musste. Oder ich brüte was aus. Wer weiß.
Die Lichtshow haben wir trotzdem gesehen. Und leider was es nicht so spektakulär wie wir dachten. Die besonderen Nummern mit Godzilla zeigen sie nur am Wochenende. Schade. Also ab nach Hause und nun sind wir früh heim. Gehen aber auch früh schlafen, da wir morgen einen relativ zeitig gebuchten Termin haben. Das wird toll!
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