Mittwoch ist bisher mit 25 Grad der wärmste Tag. Und wie man es aus Japan kennt, ist die Luftfeuchtigkeit nicht gerade die angenehmste, aber noch auszuhalten. Wir haben um 11 Uhr eine Tour über den Tsukijimarkt gebucht. Tsukiji ist der größte Fischmarkt der Welt. Hier werden die großen Thunfischauktionen durchgeführt. Nun ja, korrekterweise war es Tsukiji, der Fischmarkt wurde nach Toyosu umgesiedelt, aber der sogenannte "Outer Market", also da wo gekocht und offiziell verkauft wurde, blieb noch an alter Stelle.
Ich hatte eine nette kleine Tour über den Markt mit Verkostung gefunden die wir mitmachen wollten. Dazu sind wir überpünktlichen Deutschen schon frühzeitig aufgebrochen. Da der Treffpunkt relativ nah bei uns war, sind wir gemütlich hin spaziert. Und man merkt, dass der Frühling da ist. Auf den Straßen blühen einige Bäume, die Kirschblüte aber noch nicht ganz, und die Sonne britzelt auf uns nieder. Der Treffpunkt war einfach zu finden, da es der Haupteingang zum Tempel Tsukuji Hangwanji ist. Obwohl wir sehr zeitig da waren, standen schon einige Touristenführer herum und warteten auf uns. Keiko-san war unsere Tourguide. Sie ist eine ältere Dame und hatte einige Jahre in Amerika gelebt. Mit uns startet ein amerikanisches älteres Pärchen aus Atlanta und später stößt noch ein Paar dazu, aber die haben sich nicht richtig vorgestellt und haben die ganze Zeit auch komische Sonderbefinden gehabt. Ich nehmen von Dialekt Franzosen oder Russen an.
Zuerst stellte Keiko-san uns den Tempel Tsukiji Hingwanji vor. Er ist von seiner Architektur äußerst ungewöhnlich. Ursprünglich stand er in dem Bereich Asakusa, aber nach einem großen Feuer wurde er dann am Tsukiji neu erbaut. In Japan ist Neuerbauen nicht zwingend damit verbunden das es 1:1 identisch ist. Hier geht es um die verehrte Personen oder Götter. Da es hier um einen buddhistischen Tempel handelt hat sich der Architekt von indischen Bauten inspirieren lassen.
Und dann ging es direkt nach nebenan auf den Fischmarkt. Rückblickend ist der Bereich wesentlich kleiner als erwartet, aber mittwochs hatten viele Läden zu. Leider auch die alten Auktionshallen. Nichtsdestotrotz hat Keiko-san ihr Bestes getan um das zu kompensieren. Zuerst gab es eine Leckerei aus Fischkuchen. Das war ein Spieß mit drei verschiedenen Variationen: Mais, Tintenfisch und Nori (Seetang). Fischkuchen ist eine recht feste, gummiartige, aber nicht zähe weiße Masse die dann in den Variationen gewälzt wurde. Sehr lecker! Wer Ramen isst: dass ist das weiß-rosa gekringelte Zeug. In einer weiteren Station gab es einen Spieß mit Level 4 Wagyu. Wagyu bedeutet lediglich japanisches Rindfleisch. Kobe-Beef ist auch Wagyu, aber nicht jedes Wagyu ist aus Kobe. Das Level ist dennoch sehr hoch an dem Stand gewesen und das Fleisch war nur kurz gegrillt. Unglaublich samtig und weich. Es zerfloss regelrecht auf der Zunge. Diese Beschreibung habe ich schon häufiger dafür gehört, aber konnte es nie greifen. Jetzt erst verstehe ich es. Marcel war auch absolut begeistert. Und ihn haben all die Eindrücke der essbaren Dinge abgelenkt. Ganze Krabben, Muscheln, Wagyu, Nori.....All die interessanten Infos von Keiko-san weiterzugeben würde den Rahmen hier sprengen. Sie hat uns Pärchen allen eine Tüte mit Konbini-Produkten zusammengestellt. Als Entschuldigung, dass viele Läden geschlossen haben und Dinge reingepackt die sie selber sehr gerne mag. Einige Produkte bestehen seit ihrer Kindheit und sie ist definitiv eine Rentnerin. Nach einem kurzen Schreinbesuch wo sie uns noch erklärte wie man betet und omikuji zieht -die Amerikaner waren unglaublich wissbegierig was tägliche Rituale und Manieren angeht- sind wir dann zum Schlusspunkt gegangen: ein kleines Sushi-Menü. Deutsches Sushi ist kein Vergleich zu der Fische und der Beschaffenheit des japanischen Originals. Und schon war die Tour rum.
Marcel war angefüttert, also mussten wir noch mal zu zweit durch die Reihen stöbern. Und nach einem gegrillten Tintenfisch (Ika) haben wir uns an der Bahnstation noch ein traditionelles Taiyaki gegönnt um uns dann zum Tokyo Tower zu machen. Zwar hat der SkyTree mittlerweile den höchsten Aussichtspunkt, aber dennoch ist der Tokyo Tower eines der Wahrzeichen von Tokyo. Und er hat sich gemacht. Er war damals schon ein wenig altbacken, aber er ist restauriert und der Besuch des Oberdecks, was tatsächlich teurer ist als beim SkyTree, hat eine wunderschöne Aussicht mit vielen Infos seit Bau des Turmes. Es ist alles aufpoliert und dem neuen Influencergeschmack angepasst worden. Marcel fand es trotzdem nicht so prickelnd. Ich mag jedoch den alten Charme.
Zum Schluss ging es abends dann nochmal nach Shinjuku. Nach dem Minibesuch ein paar Tage vorher um die Lichtshow am Metropolitan Building zu bewundern, sind wir nun ins komplette Gewusel gegangen. Und ich merke wieder: ich hasse Shinjuku. Es ist mir zu groß, laut und viel zu viele Menschen. Die Tatsache, dass diese Trilliarden Menschen in dem größten Bahnhof der Welt sind und dieser durch die Größe auch nicht gerade übersichtlich ist, kann einen nur fertig machen. Aber Instagram hat uns Dinge gezeigt, die Marcel sehen wollte. Zum einen die 3D Katze. Es gibt einen riesigen Werbebildschirm, wo man eine Katze sieht, die dort liegt, spielt, schläft. Die ist viral gegangen. An dem Platz standen auch Tausende Touristen und haben auf das Filmchen gewartet. Aber die Katze ist nur immer kurz in Form von Werbung aufgetaucht. Sehr enttäuschend. Da ist der Hachiko auf dem Bildschirm in Shibuya besser gewesen. Zum anderen: Godzilla. Im tiefsten Gewusel über einem Kino schaut ein Godzilla über das Gebäude. Und nicht dieser Winzdino wie in Ginza, sondern er schaut aus einer Höhe von 60m oder so herab. Das ist schon cool, aber dann ging das Licht des Kinos aus, und Musik wurde eingespielt. Godzillas Augen begannen zu glühen und er "spie" blaues Feuer. Das kam für uns unerwartet und hat Spaß gemacht.
Dennoch war es komplett überlaufen und voll, also sind wir nach dem langen Tag nach Hause. Wir laufen momentan durchschnittlich 20.000 Schritte durch Tokyo. Zwar tun die Füße mittlerweile nicht mehr weh, aber man merkt, dass der Körper das auf Dauer nicht gewohnt ist und abends den Tribut fordert. Also sind wir ins Bett und statt den pünktlichen Blogeintrag zu schreiben, haben wir einfach nur Netflix geschaut.
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